Der Garten "Mille Fiori" an der Wilhelm-Sternfeld-Gasse
Künstlergarten ist blühende Mahnung
Ende März 2019 war die Welt noch eine andere. Umwelt und Insektensterben waren die vorrangigen Themen in den Medien. "Wenn die Bienen sterben, ist auch die Zukunft der Menschheit gefährdet", hieß es. Viele Projekte wurden gestartet, um Bienen und Insekten zurück zur vom Menschen stark beeinflussten Natur zu bringen, denn Bienen sichern durch ihre Blütenbestäubung eine große Anzahl menschlicher Nahrungsmittel und unsere ökologischen Existenzgrundlagen.
"Waren wir alle ignorant? Hat uns zum heutigen Zeitpunkt diese Botschaft eingeholt?", fragt das Unnaer Künstlerpaar Frauke und Dietmar Nowodworski mit Blick auf die Corona-Krise. Vor einem Jahr nahm sich das Künstlerduo der Brachfläche an der Wilhelm-Sternfeld-Gasse in der Innenstadt an. Das Hochbeet zwischen Schulstraße und Massener Straße war überwuchert mit wilden Sträuchern und Müll.
Aus dem Schandfleck wurde eine Ruheoase
Frauke und Dietmar Nowodworski schütteten Erde auf und begannen zu pflanzen. Mit viel Muskelkraft und Einsatz wurde aus dem Schandfleck ein Vorzeigebeet. Passanten blieben stehen, diskutierten, interessierten sich für das Projekt der Künstler. Das Hochbeet wurde zu einem Gemeinschaftsprojekt mit den Bürgern der Stadt. Sie spendeten Pflanzen, brachten Ableger aus ihren Gärten und freuten sich, wie der Garten "Mille Fiori" (Tausend Blumen) seinem Namen alle Ehre machte.
Frauke und Dietmar Nowodworski wollten mit dem Projekt nicht nur mahnen, auf die Umwelt zu achten. Das Fleckchen in der Innenstadt sollte ein Ort des Zusammentreffens und der Kommunikation werden. Die Pflanzen und Blumen gediehen, und die Bevölkerung erfreute sich gerade im vergangenen heißen Sommer an dieser Ruheoase mitten in ihrer Stadt. Im August stellte das Künstlerduo Skulpturen vom arthaus:nowodworski auf. Markant sticht die Skulptur "Mother earth is watching" hervor, ein Globus, über dem eine Kamera mit integriertem Auge schwebt. Vielleicht ein Hinweis, dass wir Menschen beobachtet werden und die Natur ignoriert haben? Die Nowodworskis erinnern an die Auswirkungen des Klimawandels, der von den Menschen fahrlässig herbeigeführt würde.
Der Mensch steht unter Beobachtung
Aus der Baumkrone schwebt ein Vogelkäfig. Die Vögel sitzen auf dem Käfig, sind also vogelfrei und schauen auf uns herab. "Unter heutigem Aspekt sind wir die Gefangenen", sagt Dietmar Nowodworski mit Blick auf die Corona-Krise. Eine weitere Skulptur ist der Kopf mit Augen, aus dem das Grün wie ein Haarschopf herauswächst. "Auch diese Augen beobachten uns wie ein Wächter der Natur", erklärt Frauke Nowodworski. Ein goldener Vogel thront majestätisch auf einer roten Kugel, erhaben über seinem Territorium, dem Garten Mille Fiori.
Die Stadtoase hat Herbst und Winter gut überstanden. Erste Frühblüher, wie Winterlinge und Schneeglöckchen kündigen die warme Jahreszeit an. Die Frühjahrssonne hilft dabei, dass es fast täglich neue bunte Farbtupfer und Überraschungen gibt. Der Coronarvirus sorgt dafür, dass diese positive Entwicklung nicht für jeden sichtbar ist. "Wir bedauern, dass wir aufgrund der täglich neuen Empfehlungen der NRW Landesregierung das Sitzmobiliar reduzieren mussten", so die Künstler. Die Nowodworskis haben aber Verständnis für diese Maßnahme. "Im Rahmen der aktuellen Situation respektieren wir das "Social Distancing" zum Wohle aller. Hoffen wir auf einen Sommer mit positiven Umständen und üben uns in Geduld. Geben wir der Natur Zeit zum Durchatmen und gedeihen."
Mehr zum Garten Mille Fiori hier.
Autor:Jörg Stengl aus Unna |
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