Dr. Beate Olmer begeistert im Hellweg-Museum mit Sonderausstellungen
Hüterin des Stadtgedächtnis
Modern aufgemachte Sonderausstellungen, die verstärkt aktuelle Themen behandeln, sprechen ein Publikum an, das mehr von Objekten und Exponaten zu einem Besuch angelockt wird als durch Endlostexte. Dr. Beate Olmer (59) ist Chefin des Hellwegmuseums und bringt seit fast zwei Jahrzehnten frischen Wind in die Kulturgeschichte.
Weil Ihr Hauptinteresse der Geschichte bis heute gilt promovierte Beate Olmer darin und wechselte direkt in den Museumsbetrieb. Die Historikerin lebt in Essen, studierte dort Sozialwissenschaften und Geschichte zunächst auf Lehramt. Im Freilichtmuseum Hagen absolvierte sie ein Volontariat und erarbeitete sich die Grundlagen rund um Aufbau, Organisation und Leitung einer umfassenden Kultureinrichtung. Es folgten Zeit- und Projektverträge, bis sie vor 20 Jahren gemeinsam mit Reinhild Stephan-Maaser im Hellweg-Museum Unna die Ausstellung “Zeitreise Hellweg” auf die Beine stellte. Als Freiberufler erhielten die beiden Fachkräfte damals einen “Inventarisierungsauftrag”. Sie dokumentierten die Objekte in Ausstellung und Fundus des Museums. Das Museum existiert seit 1928 und befindet sich seit 1936 an seinem jetzigen Standort in der Burgstraße und arbeitet eng mit dem Stadtarchiv zusammen. Die Leitung des Museums lag seit 1984 in Händen von Dieter Völster, als Reinhild Stephan-Masser das Angebot erhielt, die Geschicke des Museums in der Kreisstadt zu übernehmen. “ Sie war sehr etabliert”, erinnert sich Dr. Beate Olmer. Ihre Kollegin sagte schließlich zu unter der Bedingung, es nicht alleine zu übernehmen. Sie schlug ein “Jobsharing” vor. Die Stadt zeigte sich einverstanden und zur Jahresmitte 2006 begannen beide als Tandem-Museumsleitung. Die Zeiten für Museen wurden aber nicht besser und vor neun Jahren übernahm schließlich Dr. Beate Olmer die Stelle mit 25 Wochenstunden. “Da wird es für manche Arbeiten einfach zu knapp”, gibt Beate Olmer zu bedenken. Aber was sie anpackt und umsetzt findet meistens guten Anklang.
"Migrationsgeschichten"
Welche Ausstellungen waren besonders erfolgreich? Aussergewöhnlich sei das Projekt “Migrationsgeschichten” gewesen. 2017 gelang es ihr, einen Förderbetrag von 150 Tsd. Euro bei der Kulturstiftung des Bundes nach Unna zu holen. “Migrationsgeschichten” war eine Kooperation u.a. mit dem Caritasverband, Literaturbüro und dem Theater Narrenschiff. Der “Hauptanker” lag im Museum, eine Ausstellung mit Biographien von Zuwanderern. Rund 15 Personen berichteten über ihren Weg nach Unna, gezeigt wurden Porträts im Museum. Objekte aus der eigenen Migrationsgeschichte brachten sie mit und erzählten, was es mit ihrer persönlichen Migrationsgeschichte zu tun hat. Eine weitere Abteilung umfasste die Geschichte der Migration und der Landesstelle Unna Massen.”Wegen der Kompexität war es das aufwendigste Projekt in meiner Zeit.”
Viel Aufwand
Doch der Weg zu derartigen Sonderausstellungen war lang. Anfangs war daran aus verschiedenen Gründen nicht zu denken. Aber von der typischen Aufmachung eines Museums mit einer Überlast an Text und langweilig dargestellten Objekten wollte Dr. Beate Olmer weg. Musste aber erkennen: Mit 25 Arbeitsstunden in der Woche kann man nicht ganz viel selber machen. “Eine Ausstellung zu konzipieren ist sehr aufwendig. Daher wird das oft durch externe Kuratoren gemacht.”
Großen Anklang fand dann auch die Sonderausstellung “Bist du mein, so bin ich Dein” über das Bild der Ehe im 19.Jahrhundert. Oder auch das Projekt zur 700 Jahrfeier der Stadt Unna im Jahre 2013. Habt Dank Ihr Esel” gestalteten auch Bürger aus den 40er und 50er Jahren mit. Die Ausstellung etwa zum 1. Weltkrieg und “Habt Dank Ihr Esel” als launige Ausstellung bedeuteten eine große Bandbreite. Beide Ausstellungen haben ihr Publikum gefunden. Im Laufe ihrer Zeit hat Dr. Beate Olmer die Erfahrung gemacht, dass Sonderausstellungen mehr und anderes Publikum anlocken. Seit sieben Jahren setzt sie mit Erfolg darauf. “Es sollen hausgemachte Austellungen sein, die irgendwie mit der Region zu tun haben.”
Die aktuelle Situation hat auch das Museum getroffen. Derzeit läuft “Prost Mahlzeit- ein Blick über den Tellerand”, ein Besuch ist leider nicht möglich. Für die Zukunft setzt die Historikerin auf “Offene Führungen”, bei denen für Einzelbesucher eine Anmeldung nicht erforderlich ist. Als Themen bieten sich “Der Goldschatz” und “Jüdisches Leben in Unna” an.
Unnaer Künstler
Und für den Herbst hat Dr. Beate Olmer Pläne, über die “möchte ich noch nicht so gerne sprechen, weil wir noch im Prozess sind.” Ganz grob geht es um Unnaer Künstler.
Bei der Gestaltung der Sonderausstellungen hinterließ Dr. Beate Olmer bisher ihre Handschrift: “Die Art der Sonderausstellungen ist schon anders als zuvor.” Sie legt viel Wert auf Objekte, die im Mittelpunkt stehen. Diese werden kontextualisiert, heisst, ein Exponattext mit kurzer Beschreibung kommt hinzu. “Es kommt Text zusammen, aber jedes Objekt wird auch wertgeschätzt.” Von früher üblichen vielen Vitrinen mit Überlappungen hält sie nichts. “Das sind eigene Vorgaben von mir.” Ausstellungen heute werden mit professionellen Grafiken ergänzt. Dr. Beate Olmer hat erfahren, wie wichtig die Werbung ist.” “Alles sollte aus einem Guss sein.“ Doch mit ihren begrenzten Finanz- und Personalmitteln kann sie keine großen Sprünge machen. Sowohl die Komplexität als auch der Umfang des Etats geben das kaum her. Sie muss zusätzlich Projektmittel einwerben. Die Aufgabe übernimmt auch der Förderverein des Hellweg-Museums. Etwa 60 Mitglieder sind hier im Sinne der Kultur aktiv. Eine ehrenamtliche Kraft unterstützt das Museum. “Dauerhaft Personal zu finden ist schwierig. Es soll ja vorrangig Fachpersonal sein. Eine “vernünftige Personalausstattung” steht auf ihrem Wunschzettel oben. Während der Öffnungszeiten sind zwar Aufsichten im Haus, aber sonst ist sie für alles verantwortlich.
Museums-Anbau
Für die Zukunft hat Dr. Beate Olmer einen Herzenswunsch: Es ist eigentlich der Grund, weshalb sie 2006 nach Unna kam. Damals wurden die Erweiterung des Museums um einen Anbau in Aussicht gestellt, eine neue Konzeption vorgesehen. Bis heute ist man keinen Schritt vorangekommen: “Das Haus platzt aus allen Nähten.” Die Dauerausstellung ist sehr in die Jahre gekommen. Sie endet zur Zeit des Biedermeier und sollte um das 19. und 20. Jhdt. Ergänzt werden. “Das sollte in der Erweiterung gezeigt werden.” Das Museum auf “breitere Beine zu stellen” ist ihr Traum. 2006 gab es eine Machbarkeitsstudie dazu, ob am Standort Erweiterungen möglich sind. “Denkbar ist es sicherlich.”
Als Historikerin hat Dr. Beate Olmer natürlich Vorlieben für bestimmte Themen. “Ich finde spannend an einem stadthistorischen Museum, dass es eine so große Bandbreite bietet.” Ein Stadtmuseum habe die Chance, allle Stadtthemen aber auch kulturhistorische Themen aufzugreifen. Das ist die Chance.” Bereits als Studentin befasste Sie sich in ihrer Disseration mit “Wasserwirtschaft im Ruhrgebiet des 18./19. Jhdt.” Das Thema Umweltgeschichte prägte sie. Derzeit forscht sie einer jüdischen Lebensgeschichte in Unna nach. “Das ist hochspannend und emotional.”
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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