Das größte Krimifestival Europas
Hinter den Kulissen von Mord am Hellweg
Das Warten hat ein Ende. Die Biennale „Mord am Hellweg“ ist zurück und startet nach zwei Jahren Verschiebung nun mit seiner zehnten Ausgabe, seitdem es im Jahr 2002 zum ersten Mal stattfand. Abermals werden Lesungen mit Autoren und Künstlern aus aller Welt die Herzen von Krimifans höher schlagen lassen, der Vorverkauf hat schon begonnen.
Nach der Entstehung 2002 konnte sich Mord am Hellweg schon 2006 das größte Krimifestival Europas nennen. Es steckt jedoch einiges an Arbeit dahinter. Die Organisatoren und leidenschaftlichen Krimiliebhaber Sigrun Krauß, Bereichsleiterin Kultur der Kreisstadt Unna, und Dr. Herbert Knorr, Literaturwissenschaftler und ehemaliger Leiter des westfälischen Literaturbüros, geben exklusive Einblicke hinter die Kulissen.
Herbert Knorr betont: „Die größte Leistung eigentlich – das was auch wirklich komplex und arbeitsintensiv ist – ist die Koordination von 400 Künstlern (…) und ungefähr 180 Veranstaltungen. Mit etwa 25 Kooperationspartnern und 100 Orten über acht Wochen hinweg.“
Die Menschen machen sich auf den Weg. Künstler, Autoren, Gäste und Literaturliebhaber kommen in den Kreis Unna - aus 25 Ländern und fünf Kontinenten. Sie lockt ein Blind Crime Date. An welchen verborgenen und düsteren Ort wird es wohl diesmal wieder gehen? Welcher Mord wird sich ereignen?
In jedem Festivaljahr entstehen neue Formate, unter anderem der Europäische Krimipreis, den Größen wie Henning Mankell, Arne Dahl und Sebastian Fitzek erhielten. „Es ist eine Aufgabe des Festivals literarischem Nachwuchs eine Bühne zu geben“, erklärt Sigrun Krauß. So ist auch der erfolgreiche Schriftsteller Sebastian Fitzek bekannt geworden, der seinerseits 2018 den Viktor Crime Award ins Leben gerufen hat. Dieser wird im Rahmen von Mord am Hellweg an ein Nachwuchstalent vergeben.
Das besondere bei Mord am Hellweg sind die Veranstaltungsorte. Leises Wasserrauschen ist zu hören. Ansonsten herrscht Stille an der Staumauer. Nun beginnt die Stimme des Autors zu lesen und das was sie erzählt, jagt einen Schauer über den Rücken. Ein anderer Ort, dieselbe Zeit. Gespanntes Einatmen durchzieht den Raum, es hallt von den Wänden des verlassenen Fabrikgebäudes wieder. Bei dem, was die Besucher gerade zu hören bekommen, stellen sich ihnen die Nackenhaare auf.
„Es gab schon viel Verrücktes, was wir gemacht haben und das ist der Charme den das Festival hat was sowohl die Autoren reizt (…) und gleichzeitig auch das Publikum“, so Sigrun Krauß.
Doch das bringt eine Menge Arbeit mit sich. Es müssen Autoren, Künstler und Moderatoren eingeworben und Lesestellen herausgesucht werden. Die Organisatoren besuchen hierfür Messen und Veranstaltungen, sie müssen immer auf dem neuesten Stand sein was den aktuellen Bücher- und Krimimarkt angeht. Bei ausländischen Werken gilt es nicht nur zu übersetzen, sondern auch geeignete deutsche Lesestimmen zu finden. Absprachen mit Verlagen gehören ebenso zum Arbeitsalltag wie die Kommunikation mit den Kooperationspartnern des Festivals.
Geheimnissvolle Orte gesucht
Der Motor brummt, Sigrun Krauß und Herbert Knorr sind unterwegs. Das nächste Ziel ist die Dechenhöhle. Wird es dort wohl einen geeigneten Ort zum lesen geben? Wie ist die Akkustik? Wo kann ein Lesetisch zum Signieren der Bücher aufgestellt werden, gibt es Sanitäranlagen vor Ort? Und welche Story passt am besten dort hin?
Neben all den Aufgaben die es zu erledigen gilt sind Sigrun Krauß und Herbert Knorr Ansprechpartner für alles und jeden. Und nicht alles kann fehlerfrei laufen bei einem Festival derartigen Umfangs.Es gibt nicht kalkulierbare Probleme wie Bahnausfälle oder Sturmtage, die das Festivalbudget schonmal um die 20.000 Euro kosten können.
Sogar nach Abschluss der allerletzten Veranstaltung kommt die Arbeit nicht zum Stehen. Denn „Nach dem Festival ist vor dem Festival“, sind sich die Organisatoren einig. Dass sich der Einsatz lohnt, zeigt ihnen die Dankbarkeit der Besucher sowie Autoren und Verlage, die schon darauf brennen, wieder dabei zu sein.
Kein Ende in Sicht
Bezüglich der Zukunft des Festivals dürfen Mord am Hellweg-Fans hoffen. Herbert Knorr sagt dazu: „Das Umfeld ermutigt uns immer das auch weiterzumachen, nur auch wir haben gewisse Altersgrenzen, aber Mord am Hellweg hat so ein Renommee, dass es schade wäre wenn das nicht weitergeführt wird.“
Bisher kaufen die Leute aufgrund der aktuellen Corona-Situation eher zögerlich Karten. Im März finden Veranstaltungs-Specials statt, die sozusagen als „Testlauf“ dienen. Buchhändler, Verlage und Bibliothekare können seit kurzem auch wieder Nominierungen für den Viktor Crime Award einreichen. Am 19. September startet dann das Festival.
Zu weiteren Informationen und zum Ticketkauf geht es hier.
Die Preisträgerin des Viktor Crime Award des Jahres 2018, die Schriftstellerin Michaela Kastel, hat drei Fragen zur Nominierung und zum Gewinn des Preises beantwortet. Der Artikel ist hier zu finden.
Autor:Lina Widad Chaker aus Dortmund |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.