Größte Stolperstein-Aktion Deutschlands

Wilfried Averhage, Thomas Wadenga, Charlotte Schmidt, Werner Fischer und Jürgen Düsberg haben gemeinsam jahrelange Recherchen betrieben, um jetzt die Stolpersteinverlegung am 23. September möglich zu machen.
  • Wilfried Averhage, Thomas Wadenga, Charlotte Schmidt, Werner Fischer und Jürgen Düsberg haben gemeinsam jahrelange Recherchen betrieben, um jetzt die Stolpersteinverlegung am 23. September möglich zu machen.
  • hochgeladen von Elke Böinghoff

Die Spuren jüdischen Lebens in Unna sind spärlich - doch werden sie zum Glück seit einigen Jahren gepflegt. In dieses Bild passt auch, dass am 23. September in Unna die größte Stolperstein-Verlegeaktion stattfinden wird, die es bisher landesweit gegeben hat.

160 Steine - 160 Schicksale

Die "Stolpersteine" sind eine Aktion des Künstlers Gunter Demnig. Er ist in ganz Europa unterwegs und verlegt überall dort, wo Juden und andere von den Nazis verfolgte Menschen gewohnt haben, bis sie deportiert oder getötet wurden, die so genannten Stolpersteine.
Das sind zehn mal zehn Zentimter große Metallplatten, in denen der Name, das Geburtsjahr und das Datum von Deportation und Tod eingraviert ist.
Um die 160 Stolpersteine - die Recherchen laufen zur Zeit noch - werden im September an der Mauer des heutigen St. Bonifatius Wohn- und Pflegeheims an der Mozartstraße verlegt.

Vom Altenheim ins Sterbeheim

Das heutige "Boni", wie es im Volksmund genannt wird, war bis 1942 das einzige israelitische Altenheim in Westfalen. Am 20. Juli und am 22. August wurden alle Bewohner und ein Teil der Mitarbeiter und ihrer Familien nach Theresienstadt deportiert. Die letzten sieben Einwohner wurden im August nach Bielefeld gebracht - in ein Sterbeheim. Besonders perfide: Nur wenige Tage nach den Bewohnern wurde eine Unnaer Familie nach Bielefeld "nachdeportiert" - um die Unnaer Altenheimbewohner dort zu Tode zu pflegen.
Nur eine einzige Bewohnerin des Unnaer Heims überlebte den Holocaust.

Doch auch in den Jahren zuvor litt das Heim unter den zunehmenden Repressalien durch die Nationalsozialisten. "Schon im Jahresbericht von 1934 schildert die Heimleitung unerträgliche Zustände und äußert die Befürchtung, dass es wohl noch schlimmer werden würde", berichtet Chronist Werner Fischer.

Kaum vorstellbarer Schrecken

Den Schrecken der Bewohner, als sie 1942 deportiert wurden, kann man sich kaum vorstellen. "Die Menschen hatten ja geglaubt, in der abgeschlossenen Welt des Altenheims mitten in der westfälischen Provinz relativ sicher zu sein", ergänzt Stadtarchivar Thomas Wadenga. So waren Juden aus ganz Deutschland nach Unna gekommen. Und reisten von hier aus in den Tod.

+++Gerne angenommen für die Unnaer Aktion werden noch Spenden - immerhin schlägt jeder Stolperstein mit 120 Euro zu Buche.
Kontonummer 81000 bei der Sparkasse Unna, BLZ 44350060, Stichwort "Stolpersteinaktion September"+++

Weitere Infos unter www.stolpersteine.com

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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