Gedenktafel erinnert an Kohleepoche - 100 Jahre Buderussiedlung Massen
Von Stefan Reimet
Am Ackerrand aber in direkter Nähe zur Zeche errichtete die Buderus-AG ab 1917 eine Kolonie für Bergarbeiterfamilien. An die Geschichte der Buderussiedlung, wegen ihrer "Insellage" auch liebevoll Korsika genannt, erinnert jetzt eine große Info-Tafel, errichtet von der Siedlergemeinschaft.
Kleine Räume, Kohleöfen, Nutzgärten und Viehställe, in denen auch die Toilette eingerichtet war - das war der Alltag in der Siedlung, die in zwei Bauabschnitten 1917/18 und 1922/23 errichtet wurde. Das erste Haus an der Buderusstraße wurde bereits 1888 gebaut. Das Rotziegelgebäude - auch "Feldschlösschen" genannt - befindet sich heute optisch nahezu im Originalzustand. Es bot zwei Familien Platz, die jeweils links und rechts getrennte Eingänge hatten, und verfügte über reichlich Nutzfläche drumherum. Das "Feldschlösschen" gehörte der Zeche und diente als Steigerhaus.
Das expandierende Bergwerk benötigte ab der Jahrhundertwende deutlich mehr Arbeitskräfte. Und die sollten einen kurzen Weg zur Arbeitsstätte haben. Daher wurden ab 1917 im ersten Bauabschnitt zunächst 80 Häuser errichtet.
Historische Fotos
Mit der Unterstützung des SPD-Landtagsabgeordneten Hartmut Ganzke konnte der Vorstand der Siedlergemeinschaft um den Vorsitzenden Burkhard Schaub und Kassierer Heinz Witte Sponsoren gewinnen, um die Info-Tafel herstellen zu lassen. Beim Fest zum 100-jährigen Bestehen wurde die Tafel enthüllt. Danach zogen die Festgäste mit musikalischer Begleitung der „Original Massener Wandervögel“ gemeinsam zu "Dolli`s Backshop", um bei Kaffee, Kuchen, Bratwürstchen und Getränken manche Erinnerung aufleben zu lassen.
Auf der Gedenktafel erinnern historische Aufnahmen aus dem Alltagsleben daran. Sie stammen aus dem Privatarchiv von Karl-Heinz Both. Er initiierte und betrieb einige Jahre das Massener Bergbaumuseum mit seinem nachgebauten Stollen und sammelte viele Erinnerungen aus der Epoche der Zechen.
Ein historisches Foto zeigt ein Kind auf einem Holzschaukelpferd. "Das ist Heinz Witte", weiß Karl-Heinz Both. Auf einem anderen befüllt Zechenarbeiter Heinz Haumreißer einen "Bollerwagen". "Wahrscheinlich mit Anmachholz für den Ofen", vermutet Burkhard Schaub. Ein Kinderschützenfest ist ebenso abgebildet. Eine Farbdarstellung des Schacht III mit der sogenannte Markenbude (heute Einfahrt LKW-Waschanlage) und eine Erläuterung der Historie komplettieren die Tafel.
Gemeinschaftsgefühl
Die Tafel steht auf dem Eckgrundstück der Eheleute Reinhard und Ilona Ranft, Buderusstraße 131. Sie leben seit neun Jahren hier. Im Haus ihrer Großeltern Wilhelmine und August Beiermann. Auch die Eltern von Ilona Ranft zogen dann ein. "Wir fühlen uns in der Nachbarschaft aufgehoben", erklärt Ilona Ranft. "Zwar konnte man früher problemloser feiern, heute muss zu viel angemeldet und geplant werden", meint Karl-Heinz Both. "Aber das Gefühl der Zusammengehörigkeit ist immer noch da."
Autor:Stefan Reimet aus Holzwickede |
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