"Geblitzdingst" in Unna - Extraschicht brachte neue Eindrücke

Vom Zentrum für Lichtkunst war ein grüner Laserstrahl auf die Stadtkirche gerichtet. Leider war meine Kamera damit etwas überfordert.
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Also gut, ich sag mal so: Moderne Kunst ist nicht so ganz meine Sache. "Ist das Kunst oder kann das weg" ist für mich ein überaus nachvollziehbarer Spruch. Entsprechend groß waren meine Vorbehalte gegen einen Besuch des Zentrums für Lichtkunst an der Unnaer Lindenbrauerei. Doch wann ist die Gelegenheit günstiger, als zur Extraschicht? Wenn es einem nicht gefällt, geht man einfach wieder und schaut sich das nächste an. Also, auf nach Unna.

Na, das fängt ja gut an: Bitte Nummernkärtchen holen

Wenn man im Rahmen der Extraschicht unterwegs ist, will alles gut geplant sein. Das Ziel "Lichtkunst" fest im Plan hatten wir 21 Uhr als besten Termin ausgemacht, denn um 21.15 Uhr sollte die Vorführung des Turrellschen "Third Breath" beginnen, einem Highlight (im wahrsten Sinne des Wortes) der internationalen Lichtkunst, dass nur zur Dämmerung gezeigt wird. Doch mal eben so ging das nicht. Denn das Interesse war groß - und der Platz so begrenzt - dass Nummernkärtchen ausgegeben wurden. Wir erhielten gerade noch eine Karte für 22 Uhr. Ohne große Erwartungen tauchten wir also ab in die Welt der Lichtkunst - und waren fasziniert.

Es blinkt und plätschert, es glüht und rauscht

Dabei ist "abtauchen" wörtlich gemeint, durch einen blau ausgeleuchteten Tunnel geht es abwärts in die ehemaligen Keller der Lindenbrauerei. Einem Rundgang folgend durchstreift man die Katakomben. Und findet dabei in den unmöglichsten Ecken hochkarätige Kunst. Wobei ich das Wort "hochkarätig" zugegebenermaßen einfach mal so übernehme. Denn es waren auch durchaus Werke darunter, die ich - als Laie - nie als Kunst bezeichnen würde. Zum Beispiel will sich mir die Botschaft von kreuz und quer an die Wand gehängten Neonröhren nicht erschließen.

Kunst kommt von Können - oder?

Kunst kommt doch von Können, aber was das mit Können zu tun hat, weiß ich nicht. Ganz anders beim Kunstwerk "Der reflektierende Korridor". Dort plätschert entlang eines schmalen Korridors Wasser in kleinen Tropfen von der Decke, erleuchtet vom Flackern eines Stroboskops. Dadurch wirken die Tropfen wie Perlenschnüre oder glitzernde Diamantketten. Ein absolut faszinierender Anblick. Erstaunlich auch die Installation "Schlohweiß und rabenschwarz". Durch Schwarzlicht leuchtende Lautsprecher erzeugen die verschiedensten Töne, ein eher akustisches Erlebnis als ein visuelles.

Der Höhepunkt auf dem Dach

Und dann das erste Werk von James Turrell. Ein Kunstwerk, bei dessen Betrachtung einem schon schwindlig werden kann. Denn der Künstler führt das Auge in die Irre, gaukelt Unendlichkeit vor, wo doch nur ein runder Raum ist. Changierende Farben lassen den Betrachter in diesem Kunstwerk "verschwimmen". Hier hätten wir noch länger bleiben können, aber die Vorführung um 22 Uhr steht an. Nun sehr gespannt steigen wir die Treppen auf den Turrellschen Turm und nehmen Platz in einem runden Raum. Über uns die gewölbte Decke mit einer kreisrunden Öffnung. Durch diese Öffnung schauen wir in den mittlerweile wolkenlos blauen Himmel, der sich in der Dämmerung langsam türkis färbt. Und dann beginnen die LEDs ihre "Arbeit". Wie schon beim ersten Werk von James Turrell produzieren auch sie changierende Lichtreflexe. Das Auge kann daher das Blau des Himmels nicht mehr richtig erkennen - und gaukelt quasi dem Gehirn die merkwürdigsten Farben vor. Oder haben Sie schon einmal einen schilfgrünen Himmel gesehen?

Trauen Sie nicht Ihren Augen!

Und so lautet - für uns - das Fazit des Besuchs in der Unnaer Lichtkunst: Man kann seinen Augen einfach nicht trauen! Und: Wir kommen auf jeden Fall wieder! Denn manchmal ist es tatsächlich sehr lohnenswert, sich auch mal mit moderner Kunst zu beschäftigen. Vor allem, wenn sie für so schöne "Augen-Blicke" sorgt!

www.lichtkunst-unna.de

Autor:

Elke Böinghoff aus Unna

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