Fit für die nächsten 100 Jahre - Uhrwerk der Christuskirche ist „Technisches Museumsstück“

„Ausgefallen ist die Mechanik in den mehr als 100 Jahren wohl nicht, vielleicht im Krieg“, ist sich Kirchbaumeister Ralf Kautz sicher.
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Mindestens einmal pro Woche muss Karl Petersen die drei Leitern bis zur Turmspitze der evangelischen Christuskirche Königsborn hoch. Mit einer Handkurbel zieht er Uhr- und Schlagwerk auf. Gewichte von je 150 Kilo halten das Werk in Unruhe, damit die Glocken den Königsbornern verkünden, was die Stunde geschlagen hat.

109 Jahre alt ist das Zahnrad-Werk der Kirchenuhr, so alt wie die Kirche selbst, und überholungsbedürftig. Ein Gutachter hat Dringlichkeit angemahnt, und der Verein zum Erhalt der Kirche möchte die notwendigen Arbeiten nutzen und mit Elektromotoren das mühsame Aufziehen des Uhrwerks überflüssig machen.

„Ausgefallen ist die Mechanik in den mehr als 100 Jahren wohl nicht, vielleicht im Krieg“, ist sich Kirchbaumeister Ralf Kautz sicher. Das Zahnradwerk vom Hersteller Heuser Union in Elberfeld drehte anfangs nur die Zeiger an der Westseite des Kirchturms. In den 60er Jahren wurden die seitlichen Ziffernblätter angebracht sowie Kardangetriebe und Wellen angebaut. Aus jener Zeit könnte auch die Umlenkung des Seilzugsystems für die Gewichte stammen, vermutet Kautz.

Neue Rollen sind dringend erforderlich. Unermüdlich schwingt zwar das Pendel, an Zahnrädern und Lagern hat indes der Zahn der Zeit kräftig genagt. „An vielen Teilen ist zu viel Spiel“, so Kautz. Unter dem glänzenden Ölfilm macht das Getriebe zwar einen massiven Eindruck. Ein Gutachter aus Kamen sieht aber Schwachstellen. „Öl bindet Staub, der Verschleiß wird größer“, musste Kautz erfahren. Aber nach mehr als 100 Jahren sieht man es dem Uhrwerk wohl nach. Im Übrigen sei das Werk ein „technisches Museumsstück.“

Das Uhrwerk soll nicht verändert werden

Anfangs hatte das Schlagwerk auch konkret die Aufgabe, den Bürgern recht präzise die Zeit zu läuten. Heute ist die Gemeinde eher stolz, dass das Werk noch in Betrieb ist. Elektromotoren machen den Lauf der Uhr nicht exakter, Sommer- und Winterzeit müssen nach wie vor per Pendel voreingestellt werden. „Das Uhrwerk wird nicht verändert“, so Kautz. Damit die Wellen für die Seitenuhren nicht mehr schräg laufen, wird der Uhrwerkkasten mehr in die Mitte gerückt.

„Wir wollen die alte Uhr erhalten und somit ein Stück der Geschichte unserer Chris­tuskirche bewahren“, erläutert Pfarrer Andreas Taube. Die Überholung werde maximal 20.000 Euro kosten, so eine Schätzung des Gutachters, einschließlich Überarbeitung der Untersetzungsgetriebe für die Zeiger, denn die wackeln im Winde. Mit den Arbeiten könnte noch vor den Sommerferien begonnen werden.

Die Restaurierung ist vorerst das letzte Kapitel der Erhaltungsmaßnahmen in der Christuskirche. Der historische, steinerne Fußbelag im Altarraum, das Gewölbe mit Malerei und das Klangsystem des Gotteshauses wurden in den vergangenen Jahren überarbeitet.

Zuversichtlich ist Kautz, die Summe durch Spenden nicht nur der rund 7.500 Mitglieder der Gemeinde Unna-Königsborn sowie der 100 Mitglieder des Vereins zum Erhalt der Christuskirche aufzubringen. Damit die Drei-Seiten-Kirchturmuhr weiterhin läuft, sind alle Bürger aufgerufen, sich mit einer Spende zu beteiligen (Stichwort Uhrwerk, Verein zum Erhalt der Christuskirche e.V., Sparkasse Unna, Konto 69187). Anfang Februar wurden bereits die Gemeindeglieder angeschrieben und um Unterstützung gebeten.

Autor:

Stefan Reimet aus Holzwickede

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