Der perfekte Kampf
Von Mareike Sehr.
Der Duft von Räucherstäbchen liegt in der Luft. Kampfschreie ertönen. Auf der Bühne trainieren die chinesischen Kampfmönche der Show „Die Rückkehr der Shaolin“ mit eiserner Disziplin für ihren ersten Auftritt in diesem Jahr.
Unna. Die kämpfenden Mönche haben ihr Kloster in China verlassen und bereiteten sich in Unna auf die spektakuläre Kung-Fu-Show vor. Jeder Mönch ist beim Training mit vollem Einsatz dabei, will eine perfekte Leistung abliefern. Nach jeder Probe (und natürlich auch nach jeder Show ) gibt es eine Kritikrunde. Kleine Fehler werden direkt besprochen und dann wird so lange trainiert, bis alles hundertprozentig sitzt.
Pause muss sein. Pünktlich geht‘s zur Mittagspause. Zwei ebenfalls aus der Klosterschule stammende Köche haben in riesigen Woks das Essen für alle 22 Mönche vorbereitet. Auch sie könnten im Notfall auf der Bühne einspringen. Zu den Mahlzeiten wird meist frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Klebreis serviert.
Zwei Altmeister, zwei Kinder, 16 Mönche im Alter von 18 bis 27 Jahren und die zwei Köche touren in den nächsten drei Monaten durch 78 Städte in ganz Deutschland. Fast jeden Abend ein Auftritt. Ziemlich anstrengend, doch „die Mönche fühlen sich sehr wohl hier“, sagt Kulturmanager und Veranstalter der Shaolin-Shows, Karsten Killing.
Die Mönche verstehen sich auch als Kulturvermittler und möchten Einblicke in ihr Leben geben. Ab einem Alter von fünf Jahren werden die Kinder in den umliegenden Tempelschulen des Shaolin-Klosters in der nordchinesischen Provinz Henan unterrichtet. So auch Liu Chuan Liang. Der 19-Jährige hört beim Interview interessiert zu, lächelt freundlich und ist locker und entspannt. Er ist seit seinem fünften Lebensjahr im Internat einer der Tempelschulen. Nur die besten Kämpfer werden jedes Jahr neu ausgewählt, um das Land und das Kloster würdig zu vertreten.
Liu Chuan Liang ist zum ersten Mal dabei. Für ihn steht die körperliche Fitness im Vordergrund. Durch die Tournee kann er außerdem ein anderes Land kennenlernen. Von Lampenfieber zeigt der 19-Jährige aber keine Spur: „Ich kann die Zuschauer während der Show ausblenden und mich ganz auf mein ,Qi‘ konzentrieren“. Qi, das ist die innere Kraft. Es ist eine Art Energie, die in jedem Körper vorhanden ist. „Viele Auftritte in China haben ebenfalls dazu beigetragen, dass die Shows selbstverständlich für mich sind“, fügt Liu Chuan Liang mit einem verschmitzten Lächeln hinzu.
Meist bleiben die Mönche bis zum 18. Lebensjahr oder länger in der Tempelschule. Danach ist ihnen freigestellt, die Kampfkunst weiter in die Welt hinauszutragen, einen anderen Beruf zu ergreifen oder eine Familie zu gründen. Auch der 80-jährige Altmeister Tian ist schon viele Jahre bei der Tournee dabei und absolut fit. Mit seinem Kopf die Füße berühren oder einen Spagat machen? Für Tian kein Problem. Faszinierend diese Körperbeherrrschung und nahezu unmöglich für jeden 80-Jährigen hierzulande. Der Altmeister findet es gut, wenn die Menschen anderer Länder die Shaolin-Künste für sich entdecken.
Der Weg der Shaolin ist friedlich. „Die höchste Ebene des Kampfes ist es, nicht zu kämpfen“, sagt er überzeugt. Selbst in Zeiten der Kulturrevolution um Mao Zedong und seine Roten Garden wurde der Shaolin-Tempel oftmals niedergebrannt. Doch auch hier setzte Tian sein Können nur zur Abwehr ein.
„Die Rückkehr der Shaolin“ ist unter anderem noch am 12. Januar in der Mitsubishi Electric Halle in Düsseldorf, am 4. Februar in Essen (Collosseum), am 10. Februar in Hagen (Stadthalle), am 15. Februar in Olpe (Stadthalle) und am 2. März in Dortmund (Westfalenhalle) zu sehen.
Mehr Termine und Informationen auch unter www.shaolin-moenche.de, Tickets bei Proticket unter Tel. 0231/9172290 oder www.proticket.de.
Autor:Mareike Sehr aus Unna |
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