Der Geschmack von Blau

Unna. (ms)Mit 30 Jahren ändert sich das Leben von Susanne Krahe grundlegend. Ein Jugend-Diabetes lässt die damals 30-Jährige im Jahr 1989 erblinden. Für „Augenmenschen“, wie sie die Sehenden nennt, ist so ein Leben nur kaum vorstellbar.
Eine Zukunft, die sie ab da nur noch aus ihren Erinnerungen und der Vorstellungskraft erleben kann. Andere Wege einschlagen und neue Pläne schmieden - doch zunächst ist es für sie wie ein Sturz in die Tiefe. Doch es geht wieder bergauf, die Theologin widmet sich fortan ihrer zweiten großen Leidenschaft, dem Schreiben. Heute lebt sie als freie Autorin in Unna.
Die Erfahrungen und Eindrücke ihres „zweiten Lebens“ schrieb die 51-Jährige in ihrer Autobiografie „Der Geschmack von Blau - Was ich weiß, seit ich nichts mehr sehe“ nieder, die im Juni erschienen ist. „Der Schreibprozess war für meine eigene Identität sehr wichtig“, sagt die Autorin, „er hat mich viel über mich selbst lernen lassen.
Susanne Krahe ist glücklich, dass ihr das Lesen und Schreiben auch nach der Erblindung geblieben ist. „Für mich ist es ein Stück Kontinuität zu meinem früheren Leben, die Welt der Literatur ist den Blinden ja nicht verschlossen.“
Die Autorin schrieb eineinhalb Jahre an ihrer Autobiografie, jetzt möchte sie erst einmal Atem holen. „Seine persönliche Geschichte aufzuschreiben ist viel komplizierter, als ich gedacht habe. Viele Vorstellungen kann man einfach nicht umsetzen. Die Inhalte empfindet sie heute anders als früher, vieles wurde anders transportiert, sodass sie alles immer wieder aus einer neuen Perspektive gesehen hat.
Der Zukunft tritt Susanne Krahe sehr offen entgegen.Die Unnaerin möchte gerne weitere Bücher schreiben und für das Radio arbeiten. „Alles kann sehr schnell wieder anders aussehen, aber ich habe keine Angst davor.“