Zeichen setzen gegen Rassismus: Bürgerinitiative in Sundern gegründet

Ein Arbeitskreis wird zeitnah die Vorschläge des ersten Treffens sichten (v.l.: Klaus Blome-Drees, Franz Blome-Drees, Theo Hirnstein, Stefan Lange, Barbara Vielhaber, Klaus-Rainer Willecke, Sebastian Booke, Michael Stechele, Serhat Sarikaya und Sebsatian Berg).
  • Ein Arbeitskreis wird zeitnah die Vorschläge des ersten Treffens sichten (v.l.: Klaus Blome-Drees, Franz Blome-Drees, Theo Hirnstein, Stefan Lange, Barbara Vielhaber, Klaus-Rainer Willecke, Sebastian Booke, Michael Stechele, Serhat Sarikaya und Sebsatian Berg).
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Rund 50 Bürgerinnen und Bürger, darunter viele Politiker, folgten am Mittwoch Abend dem Aufruf von Stefan Lange und Sebastian Booke (beide CDU) zur Gründung einer Bürgerinitiative „keine Nazistraßen, keine Verharmlosung von Rassismus“.

„Dies ist kein Forum, um sich parteipolitisch zu profilieren“, stellte Lange direkt zu Beginn der Veranstaltung im „Tagwerk“ klar. Um diesbezüglich Neutralität zu gewährleisten, übernahmen Klaus-Rainer Willecke (Leiter VHS Arnsberg-Sundern) und Politikwissenschaftlerin Barbara Vielhaber die Moderation.
Mit der Bürgerinitiative wollen die Beteiligten ein deutliches Zeichen setzen für Demokratie und gegen Ignoranz. „Es geht darum, ein Netzwerk zu bilden mit dem Ziel, die Nelliusstraße umzubenennen“, erklärte Willecke. Damit solle klar dargestellt werden, dass Sundern eine weltoffene, demokratische und offene Stadt sei. „Wir wollen nicht so dastehen, als hätten wir aus der Geschichte nichts gelernt.“

"Es geht nicht nur um eine Straße in Hachen"
Wichtig sei es, ein Bewusstsein über die Grenzen Hachens hinaus zu wecken und eine hohe Beteiligung beim Bürgerentscheid zu erreichen, sprich: ein breites Votum. „Es geht nicht nur um eine Straße in Hachen - das hat auch Bedeutung für alle anderen Bürger in Sundern“, machte Barbara Vielhaber klar.
Michael Stechele (SPD) verwies darauf, dass einige Leute, die das Bürgerbegehren der BI „Nelliusstraße bleibt Nelliusstraße“ mit ihrer Unterschrift unterstützt hätten, dies in Anbetracht der neuen Erkenntnisse (der WA berichtete) gern rückgängig machen würden. Jeder könne sich von der Liste streichen lassen, entgegnete daraufhin Bürgermeister Detlef Lins. „Am Prozedere ändert das nichts“. Wichtig sei es, eine Entkrampfung zu erreichen. „Wir sollten uns auch nach dem Verfahren alle in die Augen sehen können.“

Viel Aufklärungsarbeit nötig
Viel Aufklärungsarbeit sei nun nötig - auch das wurde schnell klar. Gerhard Hafner, Ortsvorsteher von Enkhausen und Vorsitzender des Chores Cäcilia Enkhausen, erklärte, dass es auch viele Musiker in der Region gebe, die Nellius für seine Musik verehrten und von dessen politischem Wirken nichts wüssten. „Man muss das in die Chöre hineintragen“, forderte Hafner.
Lins unterstrich erneut die Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit von Werner Neuhaus, Peter Bürger und Michael Gosmann. Man müsse diese Arbeit für jeden Bürger zugänglich machen, denn nach der Lektüre sei es „für jeden Demokraten unmöglich, gegen eine Umbenennung der Nelliusstraße zu sein.“ Derzeit besteht die Möglichkeit, die Arbeit in der Stadtbibliothek Sundern einzusehen, über eine Internetplattform wird nachgedacht.
Historiker Werner Neuhaus verwies in diesem Zusammenhang auf eine Karikatur zum Thema, die im Wochen-Anzeiger (Ausgabe 12. Februar) veröffentlicht wurde. „Manchmal kann man mit einer Karikatur mehr erreichen als mit 120 Seiten wissenschaftlicher Arbeit“, erklärte er und schlug vor, Flyer zu verteilen.
Der Vorwurf der BI Nelliusstraße sei immer wieder, dass man sich im Falle einer Straßenumbenennung nicht der Geschichte stelle, die BI „Nelliusstraße“ verweise stets auf die Zeitumstände, äußerte sich Barbara Neuhaus. „Wir setzen uns kritisch mit der Geschichte auseinander. Wir wollen einen anderen Umgang damit. Das sollten wir deutlich machen.“
Das Hauptargument der Bürgerinitiative Nelliusstraße sei der Bürgerwille, erklärte Barbara Vielhaber. Grund für deren Protest sei, dass sie mit dem Verfahren zur Umbenennung nicht einverstanden seien. Das sei aber nicht „der Bürgerwille. Es kann nicht sein“, so die Politikwissenschaftlerin, „dass der Bürgerwille von einer kleinen Gruppe aufs Allgemeinwohl übergestülpt wird.“

"In dem Moment, wo wir sagen, das Thema ist vorbei, fängt es neu an"
Sebastian Berg erklärte, man müsse sich auch mit der Gegenwart beschäftigen, nicht nur mit der Vergangenheit. „Nationalsozialistische Tendenzen sind überall auf dem Vormarsch,“ so Berg. „Das Problem ist: In dem Moment, wo wir sagen, das Thema ist vorbei, fängt es neu an“, warnte Stechele.
Ein Arbeitskreis von zehn Leuten wird jetzt die Vorschläge sichten und das Selbstverständnis der BI ausformulieren. Ein nächstes Treffen der Bürgerinitiative soll in etwa drei Wochen stattfinden. Dann wird die Ideensammlung vorgestellt.

Autor:

Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim

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