Treffen kann es jeden
"Ob es im Krankenhaus oder auf dem Friedhof endet, hängt nur von der Geschwindigkeit ab." Wer meint, die Luft sei raus aus dem Thema Blitzmarathon, dem empfiehlt der Leiter des Verkehrsdienstes Dieter Bruder, sich mit den direkten Folgen eines Unfalls auseinanderzusetzen. Sein Kollege Andreas Filthaut, Leiter der Verkehrspolizei aus Letmathe, konstatiert: "Wer bei einem Verkehrsunfall ums Leben kommt, ist genauso tot wie ein Mordopfer."
Die drastischen Folgen rechtfertigten die Wortwahl, davon sind die Beamten überzeugt. Ihnen geht es bei der neunten Auflage des Blitzmarathons am 21. April um jene Erfahrungen, die keine Statistik wiederzugeben vermag. Landesinnenminister Ralf Jäger formuliert es so: „Wir verdrängen die Gefahr. Aber jeder von uns kann Opfer eines Verkehrsunfalls werden.“ Darum soll die Perspektive des Leidtragenden und nicht zuletzt seines engsten Umfelds im Mittelpunkt stehen.
Dieser Gedanke liegt Eike Scholz sehr am Herzen. Sie ist Opferschützerin und leistet nach einem traumatischen Ereignis "sehr engmaschige Hilfe", wie sie es nennt. Die beginnt oft noch an der Unfallstelle. Wie weit die Polizeibeamtin beispielsweise eine Familie begleitet, unterscheidet sich von Fall zu Fall. "Wir halten über den Gang des Ermittlungsverfahrens auf dem Laufenden", erklärt Eike Scholz, "vermitteln aber auch Kontakte zu weiterer psychologischer Beratung oder zur Traumaambulanz."
Man sieht Thomas Volkmann von der Direktion Verkehr an, dass er niemandem wünscht, sich so zu fühlen wie er, als er den Wagen, in dem seine Frau und seine Tochter unterwegs gewesen waren, auf dem Dach liegen sah. Ihr Auto hatte sich mehrfach überschlagen. Zwar waren die gesundheitlichen Auswirkungen nicht so gravierend. "Aber wenn ich mit meiner Tochter heute im Auto sitze und fahre ein bisschen näher auf den Vordermann auf als sonst, dann zischt sie mich an."
Über Sinn und Wirksamkeit des Blitzmarathons ist wahrscheinlich schon alles gesagt. Auch innerhalb der Polizei gehen die Meinungen auseinander. Dieter Bruder nennt einige Argumente für den Großeinsatz in gut einer Woche. "Am Tag selbst läuft der Verkehr viel flüssiger. Wir verzeichnen zudem bis zu 30 Prozent weniger Unfälle. Zwei bis drei Wochen hält sich die Aufmerksamkeit bei den Verkehrsteilnehmern. Und endlich denken wir in diesem Jahr einmal an Schicksale." Vermeidbare Schicksale.
Infos
Kontrolliert wird am 21. April zwischen 6 und 22 Uhr.
Die Schwerpunkte gibt die Polizei noch bekannt.
Statistisch ist erwiesen, dass jeder Stundenkilometer weniger Schaden an Leib und Leben verringert.
Autor:Henrik Stan aus Hagen |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.