Babysegen an Sunderner Realschule: Pilotprojekt voller Erfolg
Sofia, Elias, Medina oder Noah: Das sind nur einige Namen, die sich die „jungen Eltern“ ausgedacht haben. Denn die Schülerinnen und Schüler der Realschule Sundern haben ein Wochenende lang ein Baby betreut.
Zwar sind es keine „echten“ Babies, um die es bei dem Pilotprojekt der Stufe neun geht. Aber mit den Babysimulatoren konnten die Schülerinnen und Schüler hautnah erfahren, wie es ist, Mutter bzw. Vater zu sein. Ein Projekt, das nicht nur bei den „Eltern“ super ankommt. „Ich bin froh, dass dieses Projekt an uns herangetragen wurde“, erklärt Matthias Ostrop, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Sundern, die das Projekt mit 4.000 Euro finanziert. Die fünf Babysimulatoren wurden über den Jugendhilfeverein Sundern angeschafft, sodass auch andere Schulen in Sundern von der Idee profitieren können.
Jede der Puppen enthält einen Computerchip, der 15 verschiedene Szenarien simuliert. Sie wollen u.a. gefüttert, gewickelt und in den Schlaf gewiegt werden. Und sie schreien, gern auch zu Zeiten, wo es so gar nicht passt. Eben ganz so wie ein „richtiges“ Baby.
Die Schüler tragen ein unlösbares Armband, sodass ihre Reaktionen auf die Bedürfnisse des Babys genau dokumentiert werden. „Jeder muss sich wirklich selbst darum kümmern. Wenn es allzu stressig wird, kann man den Chip zwar abschalten - aber das hat keiner getan“, so Klassenlehrerin Cornelia Hähnel, die das Projekt betreut und für sehr sinnvoll hält. „Ich kannte es schon aus meinem Refrendariat und wollte es unbedingt auch hier machen.“
Verantwortungsvolle Lebensplanung
Das Ziel des Projekts sei es, eine verantwortungsvolle Lebensplanung zu vermitteln und deutlich zu machen, wie wichtig eine gute Ausbildung ist. Denn ein Baby beansprucht nicht nur viel Zeit. Rund 150.000 Euro kostet ein Kind bis zum 18. Lebensjahr, das haben die Schüler im Rahmen des Projekts erfahren. Außerdem wurden Themen wie Sexualität, Verhütung und Abtreibung besprochen, und es gab Informationen über Krankheiten, Gefahren und Ernährung.
„Der Spaß sollte dabei natürlich nicht verloren gehen. Es geht einfach darum, darüber nachzudenken: Wie möchte ich mein Leben gestalten und wie mache ich das am besten?“, erklärt Cornelia Hähnel. Ausbildung und Schule bekamen bei den Mädchen und Jungen so einen ganz anderen Stellenwert. „Sie haben erkannt, dass man auch einen Abschluss haben muss, um sich eine Familie leisten zu können.“
Im Bus Windeln gewechselt
Jeweils zwei Schüler betreuten ein Baby von freitags nach Schulschluss bis montags, dann fand die Auswertung statt. Ganz individuelle Erfahrungen haben die Schülerinnen und Schüler bei dem Projekt gemacht. „Ich war im Regionalbus unterwegs, als der Kleine anfing zu schreien und ich die Windel wechseln musste. Die Blicke der anderen Fahrgäste werde ich so schnell nicht vergessen“, erzählt Kaam. Und Lars berichtet, dass er auf Sport an diesem Wochenende verzichtet habe. „Ich habe den Kleinen nur zum Sportplatz mitgenommen, um Fußball zu gucken.“ Andere Freizeitaktivitäten wurden zurück gestellt.
Auch die Reaktionen der „Großeltern“ waren unterschiedlich. Während einige ständig Tipps gaben und sogar Fotos von den Babys im Bekanntenkreis verschickten, waren andere der Meinung: „Ihr müsst selbst damit klarkommen - wie später im richtigen Leben auch.“
„Keine Lust“ zählt nicht
In einem Punkt sind sich alle Teilnehmer einig: Es hat Spaß gemacht, aber es ist auch ganz schön anstrengend. „Man muss immer für das Kleine da sein, `keine Lust´ zählt nicht.“
„Am Ende wollte man die Puppe gar nicht mehr hergeben, sie war einem richtig ans Herz gewachsen“, erzählt Lars. „Trotzdem ist es stressig - ein Wochenende ist okay, aber noch nicht fürs ganze Leben. Das sollte man erst machen, wenn man auf eigenen Beinen steht.“
Autor:Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim |
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