215 Flüchtlinge leben in Sundern

Einen kurzfristigen Zufluchtsort, wie hier die ehemalige Pestalozzi-Schule in Hüsten, kann die Stadt Sundern nicht bieten. Dafür fehlen die Kapazitäten.
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  • hochgeladen von Dirk Osterholz

Das Thema Flüchtlinge ist derzeit deutschlandweit in aller Munde. In der Stadt Sundern leben aktuell 215 Asylbewerber. In Sachen Unterbringung setzt die Stadt nach wie vor auf ein dezentrales System.

So werden Familien mit Kindern in privaten oder städtischen Wohnungen untergebracht. "Wir möchten Familien adäquat unterbringen und würden auch gerne weiteren Wohnraum anbieten", so Bürgermeister Detlef Lins. Daher appelliert die Stadt an Hausbesitzer mit freien Wohnung, sich bei der Stadt zu melden. Für Einzelpersonen – vornehmlich junge Männer – steht eine Gemeinschaftsunterkunft zur Verfügung. Sie erhalten einen der ca. 100 Plätze in der früheren Dietrich-Bonhoeffer-Schule – aktuell sind ca. 60 Plätze davon belegt.

"Relativ ruhige" Situation

Insgesamt sei die Situation in Sundern, und dies sei nicht selbstverständlich, noch "relativ ruhig", so Lins. Doch hinter jeder neuen Unterbringung liege ein Kraftakt für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Zahlenmäßig hat die Stadt fast schon Vorjahresniveau erreicht. 120 Zuweisungen im gesamten Jahr 2014 stehen 113 Zuweisungen bis zum 20. Juli 2015 gegenüber. 35 Einzelpersonen seien in diesem Jahr bisher entweder freiwillig ausgereist, abgeschoben oder nach dem Dubliner Abkommen rückgeführt worden.

Kurzfristige Meldung der Bezirksregierung

Die Zuweisung durch die Bezirksregierung erfolgt immer nach dem gleichen Muster. Zwei bis sieben Tage vor der Anreise erhält die Stadt Sundern eine E-Mail, in der Anreisetag, Name, Geburtsdatum und Herkunftsland mitgeteilt werden. "Da ist teilweise schon ganz schön viel Spontanität gefragt", sagt Doris Weber vom Fachbereich "Arbeiten und Leben in Sundern". Einen kurzfristigen Zufluchtsort, wie ihn die Stadt Arnsberg vor kurzem für rund 150 Flüchtlinge eingerichtet hat, kann die Stadt Sundern im Übrigen nicht bieten. "Da fehlen uns die Kapazitäten", betont Detlef Lins. Dies sei der Bezirksregierung auch mitgeteilt worden.

Derzeit plant die Bundesregierung mit rund 400.000 Asylbewerbern, die 2015 insgesamt nach Deutschland kommen. Nach neuesten Erkenntnissen sei aber eher eine Zahl von 500.000 realistisch. Für die Stadt Sundern würde dies bedeuten, dass knapp über 200 Asylbewerber in Sundern Zuflucht suchen würden. Doch die Prognose sei vage.

Balkan-Bürger haben schlechte Karten

Seit rund einem Monat leben sieben Iraker in Sundern. Hinzu kommen 29 Syrer und 54 Bürger der Balkan-Staaten Kosovo, Albanien, Serbien, Bosnien und Mazedonien. Letztere haben nur sehr geringe Chance in Deutschland anerkannt zu werden. "Ich habe bereits in einem Interview im kosovarischen Fernsehen darauf hingewiesen, dass nur knapp über ein Prozent der Flüchtlinge anerkannt wird und wir den Rest leider zurückschicken müssen", berichtet Lins. Trotzdem versuchen sie es in Deutschland.

Zu den Aufgaben der Stadt Sundern gehören neben der Unterbringung auch die Leistungsgewährung, die Übernahme der Kosten der Unterkunft, die Übernahme der Krankenkosten im notwendigen Umfang sowie eine weitere sozialfachliche Betreuung. Finanziell bedeutet dies, dass in Sundern Aufwendungen in Höhe von 1,25 Millionen Euro entstehen.

430.000 Euro vom Land NRW

Das Land NRW beteiligt sich mit rund 430.000 Euro. Hinzu kommt erstmals eine Erstattung durch den Bund. Dieser hat für die Jahre 2015 und 2016 jeweils 500 Millionen Euro ausgeschüttet. Sundern würde davon in 2015 rund 108.000 Euro erhalten. In diesem Fall müsse Sundern rund 57 Prozent der Kosten übernehmen.

Es sei jedoch möglich, dass der Bund die Summe erhöht und bereits in diesem Jahr weitere 500 Millionen Euro zur Verfügung stellt. Dann erhielte die Stadt Sundern 215.000 Euro vom Bund und müsse rund 40 Prozent der Kosten übernehmen.

Zwei Auffangklassen

Da unabhängig von der Bleibeprognose Schulpflicht für alle Flüchtlingskinder besteht, hat die Stadt Sundern eine Auffangklasse in der Marienschule sowie eine in der Hauptschule Sundern eingerichtet. "Unser Ziel ist es, die Kinder schnellstmöglich in den regulären Schulunterricht zu integrieren", berichtet Doris Weber. Auch Kita-Plätze versuche die Verwaltung schnellstmöglich an Kinder mit dauerhafter Bleibeprognose zuzuweisen. Oftmals werde zunächst das Gespräch mit den Familien gesucht, um sie über das deutsche Schulsystem zu informieren. Zudem gebe es eine Quereinsteigerberatung durch das Kommunale Integrationszentrum und eine Schuluntersuchung.

Für die Erwachsenen gebe es von Anfang an die Möglichkeit gemeinnützige Arbeit zu verrichten – beispielsweise beim Baubetriebshof. Zudem bieten Caritas, VHS und Ehrenamtler im Verbund Sprachkurse an. "Die Sprachkurse werden sehr stark nachgefragt", so Bürgermeister Detlef Lins. Während der Sprachkurse gibt es sogar eine Kinderbetreuung, so dass die Eltern in Ruhe die Sprache lernen können. Auch Freizeitangebote, wie Fußball, Basketball, Cafés oder Partys werden regelmäßig von der Stadt Sundern angeboten.

Stadt bittet um Spenden

Ganz ohne Spenden funktioniert die Versorgung der Flüchtlinge freilich nicht. "Die Hilfsbereitschaft", lobt Lins, "ist in Sundern überdurchschnittlich ausgeprägt." Dennoch werden immer wieder Spenden wie Kleidung, Möbel, Kinderspielzeuge und mehr benötigt. Bürger, die spenden möchten, können sich unter Telefon 02933/77024 bei der GAB Sundern melden. Sie nimmt Spenden entgegen und verteilt sie an die Flüchtlinge. Besonders begehrt sind Fahrräder. "Darüber würden sich die Flüchtlinge am meisten freuen. Nach Fahrrädern wird immer wieder gefragt", betont Doris Weber.

Autor:

Dirk Osterholz aus Arnsberg-Neheim

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