Ausstellung in der Stadtgalerie
"Stille Post" und "Broken Mirrors": Kunstverein Sundern-Sauerland stellt aus
"Stille Post" und "Broken Mirrors": Was sich ein wenig nach Kinderspiel und sieben Jahren Pech anhört, sind nichts anderes als die Titel der Ausstellungen, die der Kunstverein am Freitag, 5. Juli, um 19 Uhr in der Stadtgalerie Sundern eröffnet. Nach langer Zeit der Unsicherheit, ob die Stadtgalerie weiterhin zur Verfügung steht, ist die Nutzung zumindest für dieses Jahr gesichert. Eine Chance, die sich der Kunstverein nicht nehmen lässt, künstlerischen Input aus Köln und Berlin nach Sundern zu holen.
Wer hat noch nie Stille Post gespielt, ein meist vergnügliches Spiel um die geheime Weitergabe von Sprach- oder Schriftnachrichten vom Verfasser über mehrere Teilnehmer, bis die übermittelte Nachricht vom letzten Teilnehmer offiziell gemacht wird. Der Erfolg dieses Spieles besteht darin, dass durch die subjektive Wahrnehmung eines jeden Einzelnen die ursprüngliche Nachricht am Ende verfälscht oder sogar komplett Sinn entfremdet wiedergegeben wird.
In ihrer Sunderner Ausstellung agiert die Künstlerin Lind Nadji bewusst mit der Raumwahrnehmung. Bestehende Raumparameter werden durch den Einsatz ihrer künstlerischen Mittel neuen Sichtweisen zugeführt. Im realen Raum wird Kunstraum erzeugt, der durch seine Begehbarkeit den Betrachter in Nadjis Kunst einbezieht.
Industrielle Produkte aus der Region
Besonders spannend wird es für die Kunstkonsumenten, wenn die Künstlerin in ihren Rauminterventionen industrielle Produkte aus der Region verwendet. Hier sind es reflektierende Folien von der Fa Franz Miederhoff OHG Sundern, die eigentlich als Sichtschutz auf LKW-Planen angebracht werden, jetzt aber durch den künstlerischen Einsatz eine andere Funktion erhalten.
Linda Nadji ist 1972 in Teheran geboren. Ihre künstlerische Ausbildung in Düsseldorf und Köln umfasst ein Designstudium, ein Schauspielstudium, sowie das Studium der bildenden Kunst. In Anbetracht dieses künstlerischen Werdegangs ist es nicht verwunderlich, dass Objekt, Skulptur, Raumbezug und Bewegung zu bewussten räumlichen Interventionen eingesetzt werden. Zudem zeigt Linda Nadji In Sundern zur Eröffnung ihre Performance "MeAndTheOctagon."
Projektraum – Broken Mirrors
Im Projektraum zeigt der Kunstverein Sunder-Sauerland e.V. eine Serie eindringlicher Collagen des gesellschaftspolitisch engagierten Künstlers Kai Gürntke. Diese ist die erste Einzelausstellung des in Berlin lebenden Autodidakten.Für seine „Broken Mirrors“(Zerbrochene Spiegel) zerstückelt Kai Gürntke originale "SPIEGEL"-Titel jeweils in Hunderte Fragmente und fügt sie anschließend wieder zu einem neuen Ganzen zusammen. Zwar bleibt der vorgegebene formale und inhaltliche Rahmen strikt gewahrt, die Rekonstruktionen zeigen aber alternative Facetten. Obwohl auf den ersten Blick an grob gepixelte Bilder aus der digitalen Welt erinnernd, entstehen die Arbeiten ausschließlich manuell – ganz im Geiste des traditionellen (Ver-)Fälscherhandwerks. In einem der Werke mutiert Christus zum ramponierten Osterhasen, einem Konsumprodukt, das zunehmend zur Inkarnation des Glaubens selbst wird. An anderer Stelle unternimmt die Bundeskanzlerin eine Flugreise in düstere Sphären.
"Parasitäres Verhältnis" zwischen Fake und Original
Immer aber besteht zwischen Fake und Original ein parasitäres Verhältnis: Die
Broken Mirrors erhalten ihren subversiven Sinn erst durch den unmittelbaren
Bezug auf die zugrunde liegenden SPIEGEL-Titel. Diese wiederum werden mit den künstlerischen Neuschöpfungen irreversibel infiziert und haben im Kopf des Betrachters von nun an einen dauerhaften Begleiter.
Die Ausstellungen sind bis zum 1. September in der Stadtgalerie Sundern zu sehen.
Autor:Lokalkompass Arnsberg-Sundern aus Arnsberg |
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