Mehr Asylbewerber in Sundern

Junge Kunststudenten aus ganz NRW haben Werke zu der Ausstellung beigetragen - hier ein Foto von Carl Mayer.
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Die Zahl der Asylbewerber in Sundern hat zugenommen. Doris Weber, Integrationsbeauftragte der Stadt Sundern, hat die Wanderausstellung „Nirgendwo ist hier“ des Flüchtlingsrates NRW in die Röhrstadt geholt, um auf die Thematik aufmerksam zu machen.

„Genau so habe ich da gesessen und mich gefühlt“, kommentierte ein Flüchtling bei der Eröffnung der Ausstellung im Foyer des Sunderner Rathauses. Der Mann, der schon länger in Sundern lebt, hatte die Bilder der Fotografin Anne Braun betrachtet. Sie zeigen Szenen aus dem Leben eines Flüchtlings, u.a. beim Ausfüllen von Fragebögen.
Junge Kunststudenten aus ganz NRW haben Werke zu der Ausstellung des Flüchtlingsrates beigetragen. Sie dokumentieren authentisch den Alltag der Menschen, die mit vielfältigen Schwierigkeiten zu kämpfen haben, ihr Leben in den Unterkünften und ihre Probleme mit dem Bürokratismus. Die Reihe „Denaturierung“ z.B. stellt künstlerisch die Tatsache dar, dass ein Prozent der Weltbevölkerung auf der Flucht ist: Abgebildet werden 100 Gegenstände wie z.B. Luftballons, Stifte oder Wäscheklammern - einer von ihnen ist anders dargestellt.

Fehlender Wohnraum ist ein Problem

„Aufgrund der aktuellen Entwicklung in der Welt haben wir in Sundern wieder deutlich mehr Asylbewerber“, erklärt Doris Weber, Integrationsbeauftragte der Stadt Sundern. „Es war mir wichtig, darauf aufmerksam zu machen, und zwar ohne erhobenen Zeigefinger - mit Kunst.“
69 Asylbewerber leben zurzeit in Sundern, in diesem Jahr sind schon mehr als 40 in die Röhrstadt gekommen (tagesaktuelle Zahlen). Die Zuweisung erfolgt über eine Verteilerliste und eine Aufnahmequote. „Wir erfahren in der Regel sehr kurzfristig, dass jemand kommt - ca. eine Woche, manchmal auch erst drei Tage vorher.“ Dann muss viel organisiert werden. Ein großes Problem ist fehlender Wohnraum. Denn jahrelang kamen kaum Asylbewerber nach Sundern, sodass die Stadt nach und nach Wohnheime aufgegeben hat. „Wir suchen eigentlich ständig Wohnraum“, so die Integrationsbeauftragte. „Zurzeit nutzen wir die alte Schule in Allendorf.“ Aber auch Mobiliar und Elektrogeräte müssen zur Verfügung gestellt, die Menschen mit dem Notwendigsten ausgestattet werden.
Ein weiteres Problem ist die Schulpflicht, Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter müssen in Schulen untergebracht werden, Kindergartenplätze müssen organisiert werden. „„Wir haben z.B. eine Familie aus Mazedonien mit zwei Kindern, die kein Deutsch sprechen, ab Schuljahresbeginn an der Hauptschule unterbringen können.“ Die Sprache sei immer wieder ein Problem. Manche können etwas Englisch oder Französisch, oft können auch ehemalige Flüchtlinge helfen und als Dolmetscher fungieren. Ein Anspruch auf einen Sprachkurs besteht nicht, solange das Asylverfahren läuft.

Kaum Rechte, aber auch kaum Pflichten

„Die Menschen haben kaum Rechte, aber auch kaum Pflichten“, erläutert Doris Weber. „Sie versuchen ja, sich hier einzufinden, aber das ist natürlich sehr schwierig.“
Zu den vielen alltäglichen Schwierigkeiten kommen Einsamkeit und Heimweh. Die Menschen haben alles hinter sich gelassen, ihr bisheriges Leben aufgegeben. „Sie wissen nicht, wie lange sie bleiben. Diese ständige Ungewissheit ist für viele das Schlimmste.“ Zur Diskussion um Asylmissbrauch sagt sie: „Das steht uns gar nicht zu, dass zu bewerten. Wir haben uns um sie zu kümmern.“ Das Asylverfahren wird an anderer Stelle entschieden.
Froh ist die Integrationsbeauftragte, dass es Ehrenamtliche gibt, die im Alltag helfen - ob bei Behördengängen, Arztbesuchen oder den vielen kleinen Dingen, die „für uns selbstverständlich“ sind. Auch die Mitarbeiter des Fachbereichs Arbeiten und Leben in Sundern und die Migrantenberatungsstelle der Caritas bemühen sich, den Menschen zu helfen. „Mit Spendengeldern der Sparkasse Arnsberg-Sundern ist es möglich, dass die Stadt Sundern den freiwilligen Sprachkurs für Asylbewerber, der über die Caritas durchgeführt wird, zur Hälfte bezahlt“, erklärt Weber.
Die Ausstellung im Foyer des Rathauses ist noch bis zum 31. August zu sehen.

Junge Kunststudenten aus ganz NRW haben Werke zu der Ausstellung beigetragen - hier ein Foto von Carl Mayer.
Die Reihe „Denaturierung“ der Kunststudenten Mona Schulzek und Adrian Ballosch dokumentiert künstlerisch: Ein Prozent der Weltbevölkerung ist auf der Flucht.
Autor:

Diana Ranke aus Arnsberg-Neheim

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