Wiegenbräu - drei Sprockhöveler Freunde brauen ein Heimatbier
Ein echter Schluck Heimat
Die drei Freunde Stefan Fleischer (55), Matthias Gärtig (56) und Ralf Scheuermann (56) kennen sich seit ihrer Schulzeit. Neben vielen gemeinsamen Freizeitaktivitäten hat sich in den letzten Jahren ein ganz besonderes Hobby ergeben: die drei Sprockhöveler sind unter die Bierbrauer gegangen. Mit dem naturtrüben Landbier unter dem Namen „Wiegenbräu“ wollte man eigentlich auf das 50jährige Stadtjubiläum anstoßen. Nach Absage der Feierlichkeiten aufgrund der Corona-Pandemie ging das Bier in einen Exclusivverkauf – und kam dort richtig gut an.
Eine Schnapsidee war das mit dem Bier nicht. Ganz im Gegenteil. Dem ersten trinkbaren Bier gingen zahlreiche Brauversuche der Freunde voraus. „Angefangen hat alles mit einem Bierbrau-Kurs, den ich vor etwa sechs Jahren gemeinsam mit Ralf besucht habe. Das hat uns gut gefallen und wir haben uns in das Thema eingelesen. Vor fünf Jahren habe ich dann zu meinem 50. Geburtstag einige Utensilien zum Bierbrauen erhalten. Wir haben mittlerweile drei Kessel, eine Waage, eine Bierspindel (um die Stammwürze des Bieres zu messen), Kocher, Brenner, Kellen, Thermometer, Siebe und natürlich Hopfen, Bierhefe und Malz. Na ja, und dann ging es an das Ausprobieren“, zählt Stefan Fleischer die wichtigsten Materialien auf. Den ersten Sud, daran erinnert er sich gut, den habe man einfach weggekippt. „Das war echt schlimm“, sagt Ralf Scheuermann und schüttelt sich bei dem Gedanken daran noch heute. Doch die beiden Bierbrauer ließen sich nicht entmutigen. Vor etwa zwei, drei Jahren bekam auch der Dritte im Bunde, Matthias Gärtig, Spaß an der Sache. Und so langsam entwickelte sich aus den Versuchen auch der Genuss.
Bier brauen braucht Zeit. Es braucht gute Zutaten, bis der Brauprozess die Luft mit seinen Aromen erfüllt. Da läuft einem schon vorher das Wasser im Munde zusammen. Doch gut Ding will Weile haben – kochen, filtern, kühlen, Hefe zugeben, gären lassen, abfüllen und lagern. Hektik wäre da völlig fehl am Platz. „Wiegenbräu“ ist ein naturtrübes Bier. Es wird direkt nach dem Gärprozess abgefüllt. Naturtrübe Biere werden nicht filtriert, deshalb enthalten sie noch die Schwebe- und Trübstoffe, die beim Brauen ganz natürlich entstehen. Es handelt sich dabei um die Reste von Hopfen, ein wenig Hefe und Eiweiße, die sich aus dem Malz bilden. Ein Bier muss reifen. Und es war ein spannender Moment, als der erste kühle Schluck Heimat durch die durstige Kehle rinnen konnte. Zur Heimat und zum selbstgebrauten Bier musste aber auch ein passender Name gefunden werden. „Ich dachte, Sprockhövel als Wiege des Ruhrbergbaus, passt gut. Auf der Flasche findet man das Jahr 2020. Das ist das Jahr, in dem das Bier entstanden ist. Und die Anfangsbuchstaben unserer drei Namen und als grafisches Element einen Kronenkorken mit dem Namen des Bieres im Innenkreis. Selbstverständlich steht auch die Bezeichnung ,Sprockhöveler Landbier naturtrüb‘ und das, wofür es steht – unser Schluck Heimat – auf der Flasche“, berichtet Stefan Fleischer.
Bier brauen braucht Zeit
Weil das Bier nicht – wie ursprünglich geplant – auf den Jubiläumsfeierlichkeiten der Stadt Sprockhövel verkauft werden konnte, ging es exclusiv bei Trinkgut in den Verkauf. Nach vier Wochen war alles weg. „Damit hätten wir nicht gerechnet“, sagen die drei Hobbybrauer und freuen sich natürlich sehr über den unerwartet großen Erfolg. In ein paar Wochen gibt es Nachschub. Und nicht nur das: Ab September wird es im Café Metamorphose jeden Monat ein „Wiegenbräu-Event“ mit Musik geben. Einfach eben das, wofür ein Bier steht: Geselligkeit und Spaß mit Freunden.
Übrigens: Damit niemand auf falsche Gedanken kommt – ein Hobby soll das Bierbrauen für die drei Sprockhöveler bleiben. Satte Gewinne sind nicht zu erwarten. „Der Erlös geht sofort wieder in eine neue Produktion oder in neues Material. Außerdem experimentieren wir drei ja weiter. Als nächstes möchten wir ein Kellerbier brauen.“ Infos zum Bier(nachschub) und zu Terminen immer aktuell unter www.wiegenbräu.de
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.