Sprockhöveler Sternwarte weicht dem Dachausbau
Vier Wände und der Blick ins Universum
„Also, wenn Sie nach Sprockhövel fahren und gegenüber vom Schuhhaus in den Gedulderweg einbiegen und dann geht es geradeaus, bis man gegenüber einer Firma das Haus mit der Kuppel sieht…“ So lautete die markante Wegbeschreibung für alle, die in dieser Ecke etwas suchten. Das ist jetzt Geschichte, denn die Kuppel auf dem Hausdach – eine private Sternwarte – gibt es nicht mehr. Familie Schaub, die das Haus mit der Kuppel 2015 kauften, haben das Dach ausgebaut und erneuert.
„Die Kuppel wurde in den achtziger Jahren von dem damaligen Hausbesitzer Karl-Heinz Seibusch auf das Hausdach gebaut. Er war Gründungsmitglied der Volkssternwarte Hattingen und spezialisierte sich auf Beobachtungen von Sonne und Mond“, erzählt Hausbesitzer Matthias Schaub. Die Kuppel wiegt 300 Kilogramm, hat einen Durchmesser von 2,40 Metern, lässt sich um 120 Grad öffnen und um 360 Grad motorisch drehen. Sie besteht aus Glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK). „Damals hatte sie einen Wert von etwa 12.000 D-Mark. Für die Fertigung und Installation kamen weitere Kosten dazu. Insgesamt dürften das sicherlich nach Expertenschätzungen so um 35.000 D-Mark gewesen sein, die für das Hobby aufgebracht wurden“, so Schaub. Kein Pappenstiel, aber das Haus wurde dadurch zu einem der wenigen privaten Häuser in NRW, die über eine Sternwarte verfügten. 2015 hat Matthias Schaub das Gebäude nach dem Tod von Karl-Heinz Seibusch gekauft – und wurde damit Besitzer von vier Wänden mit einem direkten Blick in das Universum.
„Auf dem Dachboden lagerten damals rund 400 Kilogramm Technikausrüstung. Einen Teil davon hat der Neffe des Verstorbenen mit nach Steinfurt genommen – er interessiert sich selbst für Astronomie. Der andere Teil ging an die Volkssternwarte Hattingen, die aber jetzt keine Verwendung für die Kuppel haben.“
Die Kuppel blieb noch sechs Jahre auf dem Dach. Doch jetzt war der Dachausbau ein Thema. Matthias Schaub braucht mit Frau und zwei Kindern mehr Platz und deshalb war die Kuppel schlicht im Weg. Nicht alle Tage müssen Dachdecker allerdings vor dem Aufbau des neuen Daches eine Sternwarte abbauen. „Die Handwerker haben mir vorher schon gesagt, das ist nicht mal so nebenbei zu machen“, sagt Schaub. Das Dach musste komplett abgetragen werden. Ein Riesenkran hievte das gute Stück – für viele Menschen ein kleines Wahrzeichen von Sprockhövel – schließlich vorsichtig vom Dach herunter.
Und jetzt? „Die Kuppel wird in jedem Fall weiter genutzt“, weiß Matthias Schaub. Interessierte Privatpersonen und Vereine gibt es auf jeden Fall. Er selbst hat die Kuppel nicht genutzt und schaut wie die meisten Menschen mit bloßen Augen in den Himmel. Bleiben wird für den Gevelsberger Feuerwehrmann und seine Familie aber die Erinnerung daran, in dem „Haus mit der Kuppel“ zu leben.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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