Damals auf der Autobahn

Damals, auf der verschneiten A 46

Es mag nun ca.15 Jahre her sein.
Ich wollte meine Eltern in Sprockhövel besuchen. Es hatte zwar viel geschneit aber die Autobahn war weitgehend geräumt und Neuschnee war vorerst nicht angesagt, so dass ich die Fahrt von Solingen schon wagen wollte.
Links und rechts der Straße türmte sich der Schnee und wenn hin und wieder die Sonne kurz durch den grauen Himmel brach, glitzerte der Schnee auf den verschneiten Bäumen, an denen mich die Fahrt teilweise vorüberführte.
Plötzlich sah ich die Bremslichter vor mir aufleuchten und schnell bremste auch ich. Da alle Fahrzeuge wegen des Wetters langsam unterwegs waren, kamen die Fahrzeuge vor, hinter und neben mir zum Glück alle problemlos und kurzfristig zum Stehen.,
Schon war auch der Grund für den Stillstand erkennbar
Ein riesiger Lkw hatte sich quergestellt und blockierte die ganze Fahrbahn.
Es schien gerade erst passiert zu sein, der Fahrer stand, Haare raufend neben dem Führerhaus des Wagens und diskutierte mit einigen Leuten, die wohl direkt hinter ihm gewesen waren und ihre Fahrzeuge verlassen hatten.
Na, da sah nach einer unfreiwillig langen Pause aus.
Da fiel mir der Kuchen ein, den ich gebacken hatte, um ihn zusammen mit meinen Eltern zum Nachmittagskaffee zu genießen.
Ich hatte ihn schon vorgeschnitten, so dass ich mir einfach ein Stück nehmen konnte. Statt Servietten halt ein Tempo, um die Krümel aufzufangen und die klebrigen Finger abzuwischen.
Genüsslich biss ich hinein, als mein Blick auf das Fahrzeug nebenan und die hungrigen Augen der beiden Insassen, ein Pärchen etwa in meinem Alter, also ca. Anfang 40, fiel.
Spontan hielt ich ein Kuchenstück hoch mit einer einladenden Geste.
Erfreut nahmen die beiden das ihnen angebotene Stück an .
Na, was soll ich sagen. Auch die Insassen weiterer in Zwangspause verharrender Autos mampften bald meinen Kuchen.
Doch das Schönste: Es wurde munter weiter angeboten.
Jemand hatte eine Tüte Chips dabei und ein Autofahrer hatte sogar einen kurz vorher gekauften Kasten Limonade im Wagen und verteilte großzügig die Flaschen.

Langweilig wurde die Warterei nicht; wir hatten zu essen und trinken und auch Gespräche hatten sich entwickelt. Auf der Straße und im Auto sitzend hatten sich kleine Gruppen gefunden und sprachen miteinander.
Am Straßenrand waren tatsächlich einige Kinder damit beschäftigt einen Schneemann zu bauen. Für diesen hatte jemand eine Zigarre gestiftet, die nun als Nase sein Gesicht zierte.
Noch 3 Stunden mussten wir warten, bis der Lkw so weit weggeräumt war, dass ein Vorrüberfahren möglich wurde.

Entgegen der Vorhersage hatte es begonnen, wieder ein wenig zu schneien und so fuhr ich weiter, in die fallenden Schneeflocken hinein.
Eine fast unwirkliche Stimmung hatte mich erfasst.
Was ich da erlebt hatte: war es Wirklichkeit oder ein Wintermärchen?

Autor:

Annette Mjartan aus Sprockhövel

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