Sprockhövel : Nachgefragt
Geldautomatensprengung - Anwohner danken Feuerwehr
Die Sprengung des Geldautomaten am letzten Mittwoch in der SB-Stelle der Sparkasse Sprockhövel ist bei den Bewohnern des Hauses auf der Elberfelder Straße immer noch präsent. Die Täter wurden noch nicht gefasst.
Von außen ist die herausgesprengte Glasfront der früheren SB-Stelle durch Holzplatten geschlossen. Vor dem benachbarten Weingeschäft erinnern nur noch Glasscherben in einem Korb vor der Eingangstür an dieses Verbrechen. In dem Geschäft, welches ereignisbedingt noch geschlossen ist, erinnern die Spuren der Druckwelle der Sprengung an diese Tat.
„Ich wache nachts immer noch schweißgebadet auf“, sagte eine Anwohnerin des Hauses, auch heute noch, vier Tage nach der Tat. „Wenn man nachts gewisse Geräusche hört, schreckt man auf und muss sich erst wieder daran gewöhnen“, ergänzten die Bewohnerinnen.
Anwohner danken der Feuerwehr
Annette Roode, Heike Terint und Lothar Doberkat, alle Bewohner des Hauses, indem der Geldautomat gesprengt wurde, sind voll des Lobes über die Feuerwehr Sprockhövel.
„Die waren wie unsere Bodygards und haben sich ganz toll nach dem Ereignis um uns gekümmert“, sagten sie einstimmig zum STADTSPIEGEL und lobten die Nachbetreuung durch die ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und Männer im Gerätehaus zu dieser nächtlichen Zeit nach der Sprengung.
In ihrem Wohnhaus hat die Druckwelle Spuren hinterlassen, die Tür des SB-Centers zum Mietertreppenhaus wurde herausgedrückt, die Druckwelle im Treppenhaus beschädigte zahlreiche Rahmen der Wohnungseingangstüren der Mieter. Auch hier halfen Feuerwehr und THW mit einer provisorischen Befestigung.
„Ich habe die zwei Männer mit Motorradhelm sprechen gehört, da mein Schlafzimmer nur zwei Meter neben dem Tresor der früheren Sparkasse ist und die Wände nicht so dick sind“, ergänzte ein Bewohner, konnte aber einen von anderen Personen geschilderten osteuropäischen Akzent nicht bestätigen.
„Die Gutachter waren aber bereits da und können erst, nachdem das SB-Center vollständig leergeräumt ist, feststellen, wie groß die Schäden insgesamt sind“, ergänzte er auch mit Hinweis auf die vorhandenen Setzrisse in seiner Wohnung.
Keine Bilder der Tat - Ermittlungsgruppe beim Landeskriminalamt
Laut Oberstaatsanwältin Anette Milk, Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Essen, liegen auch den Ermittlungsbehörden keine Bilder oder Videos des Tatgeschehens vor. Zum aktuellen Stand der Ermittlungen kann verständlicherweise nichts veröffentlicht werden.
Die Bekämpfung der Geldautomaten-Sprengungen stellt die Polizei in NRW immer wieder vor neue Herausforderungen. Bisherige Ermittlungen der „Ermittlungsgruppe Heat“ des Landeskriminalamtes NRW ergaben, dass die Täter überwiegend aus marokkanischen-niederländischen kriminellen Gruppen stammen, die vorwiegend in und um Utrecht, Arnheim und Amsterdam leben. Die niederländische Polizei schätzt den Kreis auf rund 300 bis 400 Personen.
Immer häufiger leiten die Täter nicht mehr Gas in die Geldautomaten, sondern greifen zu Sprengstoff. Der Polizei bereitet diese Tatausführung große Sorgen. Sie ist noch gefährlicher und kann zum Teil beträchtliche Gebäudeschäden verursachen. Das LKA geht davon aus, dass das neue Vorgehen eine Reaktion auf die immer besser gesicherten Geldautomaten ist. Zuvor war eine zunehmend größere Anzahl von Gas-Attacken insbesondere ab April 2019 gescheitert.
Die Zahl der Sprengattacken auf Geldautomaten erreichte im ersten Halbjahr 2020 in Nordrhein-Westfalen einen neuen Höchststand: Die Kriminellen schlugen 106 Mal zu. In 62 Fällen scheiterten die Angriffe und es blieb beim Versuch. Im ersten Halbjahr des Vorjahres waren es noch 46 Taten. Damit hat sich ihre Zahl nicht nur mehr als verdoppelt, sondern bereits die Gesamtzahl des Vorjahres von 104 Attacken überschritten.
Erfolgreiche Ermittlungen der EK Heat
Mit Einrichtung der EK Heat hat das LKA NRW Ende 2015 die landesweite Koordinierung von Ermittlungsmaßnahmen und die einheitliche Ermittlungsführung zur polizeilichen Aufgabenwahrnehmung der Repression und Prävention übernommen. Schon 2015 hat die EK Heat den Schwerpunkt auf das Erkennen und Zusammenstellen von Tatserien gelegt, um personenorientierte Ermittlungen in Zusammenarbeit mit den niederländischen Ermittlungsbehörden durchführen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Täter des Sprengstoffanschlages in Sprockhövel ermittelt und festgenommen werden.
Der STADTSPIEGEL berichtet weiterhin.
Autor:Hans-Georg Höffken aus Hattingen |
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