"Sprockhövel ist eine große Familie"
Volker Hoven, seit Dezember 2016 neuer Erster Beigeordneter in Sprockhövel, zieht gemeinsam mit Wirtschaftsförderin Ingrid Döbbelin eine positive Bilanz des Jahres 2016. „Sprockhövel wird geprägt durch viele familiengeführte mittelständische Unternehmen. Dieser Familiencharakter, der eine hohe soziale Verantwortung mit sich bringt, prägt das Stadtbild. Sprockhövel ist eine große Familie.“
Gewiss habe man auch eine Fluktuation in den Betrieben zu verzeichnen, aber: „Es gibt keinen langen Leerstand. Wenn jemand geht, dann kommt auch relativ schnell wieder jemand. „Wir freuen uns darüber, dass wir das Gelände von Avery Denison, welches seit dem 1. April 2016 leer steht, komplett wieder verkaufen konnten. Hier werden neue Arbeitsplätze entstehen. Wir freuen uns auch über das Unternehmen Jumbo-Textil, die ihre Firma in der Stefansbecke 2 angesiedelt haben und aus Wuppertal zu uns gekommen sind. Wir freuen uns über die großartigen Ausbildungsbemühungen unserer Firmen. Beispielhaft wäre die Firma Wicke zu nennen, die durch eine hohe Identität zu ihrem Standort in Sprockhövel gekennzeichnet ist. Viele der mittelständischen Arbeitgeber sind sich ihrer sozialen Verantwortung gegenüber den Arbeitnehmern bewusst. Sie sind gute Arbeitgeber und kümmern sich. Selbst aus familiengeführten Unternehmen, die nicht vom eigenen Nachwuchs weitergeführt werden, kommen oft Interessenten aus der Belegschaft, die den Betrieb in die Zukunft führen. Das ist eine sehr gute Struktur“, ist Volker Hoven überzeugt.
Ingrid Döbbelin, in Sprockhövel für die Wirtschaftsförderung zuständig, bekräftigt auch die enge Vernetzung zwischen Unternehmern und Auszubildenden durch die Schulen. „Hier gibt es Praktikamöglichkeiten und direkte Kontakte. Das Unternehmerfrühstück haben wir auch schon in der Mathilde-Anneke-Schule durchgeführt. Wir wollen auch durch die Vernetzung eine Ferienjob-Börse in 2017 versuchen anzubieten. „Die Unternehmen vor Ort haben eine hohe Identifikation mit Sprockhövel. Das tut der Stadt gut.“
Neue Gewerbeflächen sind nötig
Sie weiß auch, dass die Zahl der Gewerbeflächen in der Stadt nicht ausreicht, um die Wünsche der Unternehmer zu befriedigen. „Wir müssen uns um die Ausweisung neuer Gewerbeflächen ebenso kümmern wie um interkommunale Flächen. So haben wir uns mit Gevelsberg und Schwelm in Wuppertal-Nord um Gewerbeflächen als interkommunales Gebiet beworben. Aber auch vor Ort müssen wir Gewerbe fördern, beispielsweise im Gebiet Tackenberg/Hilgenstock. Dazu gehört aber auch eine vernünftige verkehrstechnische Anbindung“, so Hoven. Uneingeschränkt positiv stehe er deshalb der für Niedersprockhövel geplanten Umgehungsstraße gegenüber. Hier, so hofft er, komme es in 2017 vor dem Verwaltungsgericht in letzter Instanz zu einem endgültigen Urteil. Danach könne man hoffentlich in die Bauphase eintreten. Ein Augenmerk des Ersten Beigeordneten liegt übrigens auch auf dem Busbahnhof in Niedersprockhövel. „Er ist nicht barrierefrei und mit entsprechenden Fördermitteln hoffe ich hier auf einen Umbau. Das Zentrum Niedersprockhövels braucht eine Aufwertung durch einen neugestalteten Marktplatz.“
Gut aufgestellt sei man im Kreisvergleich mit der Gewerbesteuer von 470 Prozentpunkten. „Interessant finde ich auch die Variante für Unternehmen, statt Gewerbesteuer in gleicher Höhe eine Spende zu leisten. Diese ist für die Unternehmen steuerlich absetzbar und schafft eine noch größere Verbundenheit zwischen dem Unternehmen und seinem Standort. Andererseits ist das ein höchst kompliziertes Modell und die Steuer muss zuverlässig und berechenbar bleiben. Wir schauen uns die Städte, die mit dem Modell liebäugeln, genau an. Die Zukunftskommission, mit der wir im Januar starten wollen, muss sich auch mit Finanzen und dem Haushaltsausgleich beschäftigen. Da darf auch quer gedacht werden. Und solche Ideen werden sicherlich mitgedacht“, so Hoven.
In 2016 gehörte die Breitband-Förderung zu einer der wirtschaftlichen Hauptaufgaben. „Schnelles Internet gewinnt an Dimension und ist für Unternehmen, aber auch Privatleute, zu einer Selbstverständlichkeit wie Strom und Wasser geworden“, erklärt Volker Hoven. „In Schee sind wir hier schon ein Stück voran gekommen und Förderanträge für Hiddinghausen und Hobeuken sind gestellt“, sagt Ingrid Döbbelin. „Wir haben intensive Gespräche mit Netzbetreibern geführt, ob sie nicht einen Ausbau in Eigenregie durchführen wollen. Dann kann man sogar auf die Fördermittel verzichten.“
Gute Infrastruktur
Zu den „weichen Standortfaktoren“ gehört auch eine gute Infrastruktur mit Kindergärten, Schulen und Freizeiteinrichtungen. „Für mich war das der Grund, hierher zu ziehen. Ich komme ja ursprünglich aus Düren und lebe jetzt seit acht Jahren hier“, so Hoven. „Die zahlreichen Sportplätze, das Freibad, die Bahntrasse – es gibt vieles, was Sprockhövel lebens- und liebenswert macht. Ich setze darauf, Leistungen nicht einfach zu streichen, sondern in Zeiten knapper Kassen nach Modellen zu suchen, um Einnahmen zu optimieren.“
Ohne das hohe bürgerschaftliche Engagement wäre so manches nicht denkbar – da sind sich Beigeordneter und Wirtschaftsförderung einig. Insgesamt blicke man sehr positiv auf das Jahr 2017.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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