Miterlebte und mitgestaltete Jugendweihe-Vorbereitung in der DDR

Beitrag der Gruppe (im "meinAnzeiger"):
„Ach ging es uns doch gut, als es uns noch schlecht ging!“

Gut kann ich mich noch daran erinnern, wie ich als siebenjähriger Junge 1954 mit in die Jugendherberge auf die Leuchtenburg (Kahla) fahren durfte. Es war eine der Veranstaltungen der „Jugendweihe“ durch die Universität „Friedrich Schiller“ Jenas, an deren Ausarbeitung und Realisierung mein Vati mitwirkte.
Es war ein herrliches Erlebnis und freilich auch ein eindrucksvolles Gelände mit Sicht bis nach Jena – sonst sah ich das ja genau umgekehrt.

Später erlebte ich mit 14 selbst die eigene Jugendweihe, bei der mir die Abschlussveranstaltung als sehr schön, feierlich und die "nunmehrige Aufnahme in die Reihe der Erwachsenen" würdigend in Erinnerung geblieben ist.

Als unser großer Sohn in Gotha in der Jugendweihe-Vorbereitung mitmachte, organisierte ich zum Beispiel für die Klasse einen Besuch des „Ekhof-Theater“ mit besonderem Blick auf die Bühnentechnik – auf, hinter und unter der Bühne. Damals ging das alles noch.
Als Vergleich dazu besuchten sie bald darauf aber auch das „Kulturhaus“, um den Vergleich zur modernen Bühnentechnik selbst zu erleben. Beeindruckend waren dabei besonders die Höhenverstellungen der Bühne und die Lichttechnik – gesteuert über einen Rechner.

Ein wunderbares Erlebnis war es, die Gothaer Schauspielerin „Änne Haag“ trotz ihres hohen Alters zu Gast zu haben.
Sie erzählte von den Schwierigkeiten, nach dem Krieg im damaligen Theater in der Puschkinallee (heute Chinarestaurant) zu spielen. Als Eintritt wurde das Mitbringen von Briketts gefordert, um wenigstens während der Veranstaltung etwas Wärme erzeugen zu können.
Auch lustig war, wie sie von den "Gesprächen des Volkes auf der Bühne" sprach: Wenn Statisten das Volk oder eine Menschengruppe darstellen mussten, unterhielten sie sich freilich auch – zwar ganz leise aber doch so, dass man dies im Zuschauerraum mitbekam. Und was redete man da so? – kam sofort die Frage. Nunja, schmunzelte Änne Haag, man sprach zum Beispiel in reicher Gestenvielfalt die bedeutenden Worte:
„Rhabarber, Rhabarber, Rhabarber . . .“!

Ja, es wurde den Jugendlichen viel geboten. So lernten sie ihr Umfeld, Kultur, Betriebe, Landschaft kennen und auch achten. Habe es selbst dankend erlebt und bewundere auch heute die Menschen, die sich in der Jugendweihe-Vorberietung für die Jugend engagieren!

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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