(M)ein kleiner Blick auf „Schülerhilfe“ / Nachhilfe

Nun bin ich bereits einige Jahre als Nachhilfelehrer für Mathematik tätig. Es erscheint mir eine sehr sinnvolle Arbeit, bei der es neben der Wissensübertragung auch besonders darauf ankommt, den Willen der Schüler zu stärken, mehr wissen zu wollen. Wenn das dann in einer frohen Atmosphäre abläuft, so dass es allein Spass macht dabei zu sein, dann bin ich vollends zufrieden.

In Gothas „Schülerhilfe“ ist das gegeben. Die Stimmung ist immer optimistisch, die Lehrer verstehen sich untereinander gut und die Schüler kommen offensichtlich gerne zur Hilfe, empfinden sie als willkommene Ergänzung ihres Alltags und keineswegs in erster Linie als zusätzlich zeitliche Belastung.

Nun habe ich vor Tagen in der Zeitung gelesen, dass der Nutzen der Nachhilfe sehr fraglich sei.
Oft würde seitens der Eltern diese genutzt, um ihre Kinder auf einem hohen Zensurniveau zu halten. Das mag es geben, kenne ich auch (wo "1-" schon als Alarmsignal gilt), ist aber sichr nicht ein vorherrschender Grund. Denke, dass es sich da um eine geringe Anzahl handeln dürfte.
Sicher kann die Nachhilfe auch als Aufbewahrungsort genutzt werden, was aber einerseits nicht im Sinne des Erfinders und anderreseits auch nicht unbedingt förderlich für die Schüler ist.

Ich sehe drei Hauptgründe, wozu Kinder Nachhilfe nutzen:
### 1) Gemeinsam mit ihnen das Durchgehen von Hausaufgaben mit dem Ziel, diese verstanden und erledigt zu haben. Je mehr Eigenanteil des Schülers, desto besser ist es.
### 2) Schüler wollen Anwendungsaufgaben (des Buches oder verteilter Aufgabenzettel) gelöst haben, wobei es ihnen in erster Linie darauf ankommt, die Ergebnisse zu haben, um damit möglicherweise im Unterricht zu punkten. Ein meines Erachtens geringer Nutzen aber eben eine Hilfe, bei der dennoch ettliches vom Themeninhalt vermittelt werden kann.
### 3) Dem Schüler Methoden nahe zu bringen und mit ihm zu üben, welche bei einzelnen Themen oder auch grundsätzlich anwendbar sind, damit die Grundlagen verstanden und deshalb später selbständig Lösungen gefunden werden können.

Immer stehe ich dabei vor dem gleichen Problem, dass die Schüler mit Textaufgaben nichts anzufangen wissen – keine Herangehensweise entwickelt wurde. Mit der Zeit erst fruchtet es, mit ihnen gerade zu üben, wie man aus der Aufgabe die Mathematik ablesen kann, was man sich aufschreibt, was das Ziel der Aufgabe ist. Dann erkennt man die Thematik und überlegt was man dazu an Hilfen und Lösungsmethoden kennt. Genau diese Fähigkeit zu erproben und in die Schüler zu „pflanzen“, erscheint mir der wichtigste und hilfreicheste Punkt einer Nachhilfe in Mathematik zu sein.
Ist das aber vermittelt, so habe ich Notenverbesserungen von 5 auf 2 schon erlebt – dazu (in Maßen) Freude am Fach Mathematik!

Schülerhilfe ist deshalb wertvoll und wichtig!
Dass und welche Gründe in der Schule dazu führen, regelrecht „Nachhilfeschüler“ zu schaffen, ist ein weiterer Grund für die Nachhilfe – aber ein anderes Thema.

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Ein kleines Beispiel für mangelndes Verständnis eines Schülers für die Verbindung von Mathematik und Alltag:
Wenn wir ausrechnen wollen, wie viel Wasser in Dein Aquarium passt, wie machen wir das? Was ist das Aquarium für ein Körper? Schau mal ins Tafelwerk, ob Du da etwas findest und wie man das Volumen berechnet.
Nach kurzer Zeit sind die Abbildung und Formel gefunden: V = a * b * c
Na siehste! Und was müssen wir nun berechnen? Na, a mal b mal c! Stimmt, aber was ist a und b und c?
Und genau daran scheitert es, weil der Zusammenhang zwischen a / b / c und Länge / Breite / Höhe nicht gesehen und hergestellt werden kann.
Selbst, wenn ich den Zusammenhang benennte, geht es nicht gleich zur Sache, weil nicht klar ist, was man als Lönge und was als Breite sehen kann.

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Ergänzung zum besseren Verständnis:
Wie kann man in die Situation kommen, eine Nachhilfe zu benötigen?

Nicht jedes Kind kann die Erklärungen des Mathelehrers gleich und auch nach weiteren Erläuterungen so aufnehmen, dass es damit klar kommt. Mitunter weiß es auch nicht, was es fragen sollte.
Auch kann es sein, dass der Lehrer sich damit zufrieden gibt, dass es einige Schüler verstanden haben und das Üben in Aufgaben ausreichend das Aufgezeigte einprägen wird. Doch gibt es Schüler, die das alles an sich vorüber ziehen sehen, lösen die Aufgaben des Buches nach vorgegebenem Muster, ohne die Sache selbst verstanden zu haben.
Ihnen kann eine Nachhilfe gut tun, ihre Persönlichkeit festigen und darüber hinaus vielleicht entdecken lassen, wo eigene Verständnisdefizite liegen. Mehrfach habe ich es bereits wohltuend erleben dürfen, dass die Schüler ein anderes Herangehen an Mathematik dabei erlernten und sicherer wurden – auch interessierter und schneller aufnahmefähig.

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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