MCH: Palliative Versorgung und Herausforderung Umbau
Am 1. April 2018 wird das Matthias-Claudius-Haus (MCH) in Sprockhövel 35 Jahre alt. Das ist zwar noch nicht wirklich alt und im Verhältnis zum Altersdurchschnitt der rund achtzig Bewohner befindet sich das Gebäude noch nicht einmal in der Pubertät. Doch die Anforderungen an die stationäre Altenhilfe haben sich stark verändert. Zum einen gibt es immer mehr Bewohner, die palliative Pflege benötigen und zum anderen fordern neue Gesetze Veränderungen in der Struktur des Hauses. Deshalb haben einerseits immer mehr Mitarbeiter in der Pflege eine zusätzliche Qualifikation in der Palliativmedizin und andererseits sollen im kommenden Jahr endlich die Bagger rollen, damit der notwendige Umbau – längst mehrfach angekündigt – nun starten kann.
Rund 55 Mitarbeiter, natürlich nicht alle in Vollzeit, kümmern sich um die achtzig Bewohner des Hauses. Dazu kommen die hauswirtschaftlichen Kräfte. Die Mitarbeiter in der Pflege haben vielfach eine zusätzliche Qualifikation in der Palliativmedizin. „Es geht darum, in dieser letzten Lebensphase den Menschen Schmerzen zu ersparen und sie optimal zu versorgen“, erklärt Heimleitung Andrea Flessa den Begriff. „Die Bewohner in stationären Altenhilfeeinrichtungen haben sich verändert. Viele von ihnen kommen erst dann in eine Einrichtung, wenn sie intensiv pflegebedürftig sind. Wir haben zwar immer noch Bewohner, die mehrere Jahre hier verbringen, aber die Zahl derer, die nur noch Wochen oder Tage bei uns sind, steigt. Die Palliativmedizin ist ein Pflichtbaustein in der Qualifikation geworden, eine personelle Aufstockung in der Pflege gab es allerdings nicht. Hier greifen wir auf das gute Netzwerk mit den ehrenamtlichen Kräften des Ambulanten Hospizdienstes und den Palliativmedizinern zurück.“
Um diese Arbeit zu präsentieren, nimmt das Matthias-Claudius-Haus auch am Samstag, 14. Oktober, an den landesweiten Hospiz- und Palliativtagen teil. Von 13 bis 17 Uhr gibt es einen Infomarkt mit verschiedenen Ständen, an denen sich das Palliativnetzwerk ebenso vorstellt wie die Einrichtung selbst. Außerdem gibt es Kurzvorträge zur Palliativen Pflege (14 Uhr) und zur Palliativmedizin in der stationären Altenhilfe (15 Uhr) sowie eine Podiumsdiskussion (16 Uhr).
Veränderungen in der Altenhilfe
Doch die Veränderungen in der stationären Altenhilfe reichen weit über die Palliativmedizin hinaus. Weil der Gesetzgeber die Quote der Einzelzimmer für die Häuser deutlich auf achtzig Prozent erhöht hat, steht dem Matthias-Claudius-Haus ein großer Umbau bevor – verfügt das 35 Jahre alte Haus nur über 16 Einzelzimmer. „Wir haben häufig den Wunsch nach einem Einzelzimmer. Manchmal sind die Bewohner noch mobiler und wünschen sich mehr Privatsphäre, manchmal stört einfach die Pflegesituation, beispielsweise durch einen unterschiedlichen Tag-/Nacht-Rhythmus oder permanente Geräusche. Dennoch erleben wir auch die andere Seite: In einem Doppelzimmer fühlen sich manche Bewohner geborgen, wenn eben noch ein anderer Mensch im Zimmer ist. Ich persönlich finde die auch achtzig Prozent festgesetzte Quote zu hoch, erklärt Andrea Flessa.
Trotzdem muss das Haus die Vorgabe selbstverständlich umsetzen. Nachdem eine Überlegung zum Grundstückstausch mit einem unbebauten und noch nicht erschlossenen Baugelände der Evangelischen Kirchengemeinde Bredenscheid-Sprockhövel aus Kosten- und Zeitgründen scheiterte, liegen die Umbaupläne nun zur Abstimmung beim EN-Kreis und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Warum das alles so lange gedauert hat, weiß Andrea Flessa auch: „Die Pläne waren schon einmal entscheidungsreif. Dann gab es durch neue Gesetze so viele Änderungen, dass die Zeitverzögerungen unvermeidlich waren. Es musste alles neu überarbeitet werden.“
Neue Modelle für das Wohnen im Alter
Das ist jetzt geschehen. Am alten Standort soll nun umgebaut werden. Die Zahl der achtzig Plätze wird nicht, wie früher einmal angedacht, aufgestockt. Sie bleibt erhalten plus einer Tagespflege. Die Pflegedienstleitung weiß um die große Herausforderung, bei laufendem Betrieb umzubauen. „Realistisch ist eine Zeitspanne von 1 ½ Jahren. Der Umbau wird aber nicht nur als negative Zeit empfunden, sondern auch als positiv als Zeit der Veränderungen und der Chance. Schließlich ist manches in diesem Haus in die Jahre gekommen und wird im Zusammenhang mit der Kernsanierung deutlich verbessert.“
Dass sich bei kernsanierten Häusern die Kosten erhöhen werden, dürfte wahrscheinlich sein und trifft nicht nur das Matthias-Claudius-Haus. „Der Gesetzgeber hat deshalb grundsätzlich das Konzept, den stationären Pflegebereich nicht zu vergrößern und deshalb verstärkt auf kleinere Einheiten zu setzen. Hier entstehen viele neue Ideen zum Thema Wohnen im Alter.“ Die verwandtschaftlich begründete Großfamilie gibt es nicht mehr; stattdessen werden neue familiäre Strukturen mit Freunden, Bekannten, Gleichgesinnten oder manchmal auch mit Fremden geschaffen, die dem Großfamilien-Modell eigentlich nicht unähnlich sind.
Anlässlich der Hospiz-und Palliativtage NRW beteiligt sich die Hospizgruppe Hattingen mit einem Infostand im Reschop Carré am Freitag, 13.,Oktober und am Samstag, 14., Oktober, jeweils 11 bis 17 Uhr.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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