"Loverboys lieben nicht!"

Initiative sensibilisiert Schüler für „Die Masche mit der Liebe“

„Loverboys“ sehen gut aus, machen Komplimente und Geschenke, haben Zeit und ein offenes Ohr für alle Sorgen, die Mädchen in der Pubertät so haben. Aber nur solange, bis sie sich ihrer Sache sicher sind. Denn „Loverboys lieben nicht“, klärt Bärbel Kannemann von „No Loverboys e.V.“ auf. Loverboys sind Zuhälter, die einzig und allein ihre kriminellen Pläne verfolgen.

Erst versprechen sie die große Liebe, dann manipulieren sie die Mädchen, machen sie mit Drogen gefügig und halten sie mit gefährlichen Drohungen unter Kontrolle. Die Methode der Täter ist nicht neu, aber: „Die Opfer werden immer jünger“, betont Bärbel Kannemann von „No Loverboys e.V.“ Sie erzählt von Mädchen, die 12 bis 16 Jahre alt sind, mitten in der Pubertät, oft mit zusätzlichen Problemen wie Trennung der Eltern, Mobbing in der Schule oder Stress mit Freunden belastet.
„Es kann jede treffen und genau das ist das Gefährliche“, weiß Bärbel Kannemann. Sie spricht aus rund 40-jähriger Erfahrung als Kriminalhauptkommissarin, aber vor allem von ihrer Initiative „No Loverboys“, die sie nach ihrer Pensionierung gegründet hat und mit der sie bundesweite Aufklärungsarbeit betreibt.

„Loverboys“, die harmlos heißen, weil sie sich anfangs ebenso harmlos geben, sind zum Beispiel in den Niederlanden längst bekannt. Dort hat Bärbel Kannemann anfangs recherchiert. Loverboys lauern im Internet, aber auch vor Schulen, Jugendzentren oder in Schnellrestaurants.
Ihre Opfer sind normale Mädchen, die in der Hoffnung auf die große Liebe in einen Kreislauf geraten sind, aus dem es bisher „keine alleine herausgeschafft hat“, so Kannemann. „Sie kommen oft aus gutem Hause, sind intelligent, haben aber zum Zeitpunkt, an dem sie an den Loverboy geraten, ein geringes Selbstwertgefühl. Das nutzen die Täter aus.“

Diese Erfahrung hat auch Margarethe Kummer von der Diakonie Mark-Ruhr gemacht. Die Mädchen selbst, ihre Eltern oder auch Freunde, von denen sich die Mädchen distanziert haben: Sie sind es, denen die engagierten Frauen Hilfe leisten, ob durch Zuhören, Vermittlung von Beratungsstellen oder, sollte es zu einem Treffen kommen, erst einmal durch einfaches In-den-Arm-nehmen.
„Die Mädchen wissen einfach nicht wohin“, so Margarethe Kummer. Von ihrer Not und dem eiskalten Treiben der Loverboys erzählt eine Dokumentation, die auch die Arbeit von Bärbel Kannemann zeigt und die die Achtklässler an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel zu sehen bekamen. Betroffenheit war in den Gesichtern zu lesen, die einige aber auch mit Quatschen oder Lachen zu überspielen wussten, andere hielten sich gegenseitig fest.
„Echte“ Reaktionen kamen in der Podiumsdiskussion, die von Bärbel Kannemann und Margarethe Kummer sowie Schulsozialarbeiterin Christine Niephaus, Isabell Diehl, WEISSER RING e.V., und Uwe Kreis vom Opferschutz der Kreispolizeibehörde geführt wurde.

„Wie kann man als Mann nur so drauf sein?“, zeigte sich ein 16-Jähriger schockiert. „Wie kann man bloß mit so einer Erfahrung leben?“, fragte sich eine 14-Jährige. Und manche nahmen als Erkenntnis mit: „Ich werde jetzt noch mehr auf meine besten Freunde aufpassen.“
„Was zählt, ist echte Gruppendynamik“, meint Kriminalhauptkommissar Uwe Kreis. „Im Internet, wo Loverboys oft unterwegs sind, habe ich Hunderte, die sich Freunde nennen, aber wenn ich im wahren Leben Hilfe brauche, wer von denen ist wirklich für mich da?"

Autor:

Nathalie Kehl aus Wetter (Ruhr)

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

3 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.