Etwas Angst vor einem hilfreichen Krokodil blieb (Kaspertheater)

Mein „Krokodil“ spricht weder „Krokodilisch“ noch Slowakisch.
So bedurfte es des Dolmetschens (durch Omi) von Deutsch in Slowakisch, als ich vor Tagen in Bratislava in Familie spielte.
Aber dies sowie das Verstehen klappte wunderbar!

Mit folgender Geschichte gab ich Ema (2,5 Jahre) und ihrer kleinen Schwester ein erstes Kaspertheatererlebnis zuhause:
Das Krokodil hatte Zahnschmerzen.
Hänsel hatte aber bei dem riesigen Maul Angst, selbst mal nachzusehen.
So fragte er die Großmutter, welche eine Lösung fand. Erst schaute sie mit einer Lampe nach, welcher Zahn da wehtat. Dann sperrte sie des Krokodils Maul auf, dass es nicht zuklappte, und arbeitete ins Maul gebeugt erfolgreich am Zahn.
Alles ging gut.
Das Krokodil hatte keine Schmerzen mehr, sollte aber das Maul nur wenig öffnen, damit es keine schnupfen bekommen würde!

Als das Krokodil von der Kaspertheaterbühne verschwand, war die Angst bei Ema kleiner geworden aber dennoch geblieben. Da war auch der Trost gering, dass es doch kein richtiges Krokodil wie im Zoo sei.

An einem anderen Tag spielte ich eine weitere Geschichte, in der das Krokodil lieb und hilfreich erschien, um Emas Angst weitestgehend zu reduzieren.
Ema setzte sich zwischen Mutti und Omi, fasste von jeder zur Sicherheit eine Hand und meinte, dass sie schon ganz wenig Angst haben würde.

Dann begann das Theaterspiel mit der hier kurz erzählten Geschichte:
Hänsel und Gretel wollten im Wald bei herrlichem Wetter spazieren gehen.
Gretel ermahnte Hänsel, nicht immer nur in die Luft zu sehen, sondern auch darauf zu achten, wo man lang läuft, da ja auch Wurzeln den Weg nicht einfach machten.
Hänsel sagte „JA“, hielt sich aber nicht daran.
So stürzte er über das sich sonnende Krokodil und konnte danach nicht mehr richtig laufen.
Das Krokodil bot sich an, ihn zur Großmutter zu tragen – schon als ein kleines Dankeschön dafür, dass diese ihm ja von den Zahnschmerzen befreit hatte.
Als sie aber bei ihr ankamen, flüchtete das Krokodil schnell und ließ Hänsel allein.
Großmutter konnte ( wie immer ) helfen.
Aus Freude darüber warfen Hänsel und Großmutter Tütchen mit Gummibären für Ema und ihre kleine Schwester zu den Zuschauern. Und ein Tütchen wurde auch für den etwas kranken Papa geworfen. Damit endete das Theaterstück.

Sichtliche Erleichterung sahen alle in Emas Augen. Der Trost wirkte, wenn allerdings eine kleine Angst wenigstens aus Respekt vor dem Krokodil noch geblieben war.

Während Ema der Mutti und Omi noch schilderte, was sie soeben erlebt hatte und fühlte, war ihre kleine Schwester schon auf dem Weg zum Bühnenvorhang, um dahinter mal nachzuschauen, wo die Kasperpuppen sind und was der Onkel Uwe da so macht.
Doch die Kasperpuppen waren schon wieder weggepackt, weil ich besonders darauf achte, dass Kinder keine „leblosen“ Puppen zu Gesicht bekommen. Ihre Lebendigkeit für sie erscheint mir besonders wichtig!

Für mich ist es immer eine Herausforderung, möglichst kurze und einfache Geschichten zu bieten, in denen sowohl Alltagshinweise als auch ein Erlebnis enthalten sind. Dass die handelnden Personen meist „Hänsel und Gretel“ sind, liegt daran, dass den Kindern beide Namen bekannt sind und die Geschichten dadurch besser in Erinnerung bleiben. Aber freilich möchte ich auch, dass diese Gruselgeschichte mit Hexenhaus, Hexe und „Hänsel im Ofen braten wollen“ aufgeweicht wird und die beiden Geschwister einen Alltag haben, wie die zuschauenden Kinder selbst.

Tage später fragte Ema ihre Eltern, wann denn der Onkel Uwe und das Krokodil wieder kommen würden. Die Freude auf Kaspertheater und Gelegenheit, die Angst immer mehr zu bezwingen sah man an ihrem fröhlichen Gesicht.

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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