„Tag der Republik“ – das war er einmal

Der 07. Oktober 1949 war die Geburtstunde der DDR. Ich war damals gerade zwei Jahre alt. Wir wohnten in Jena – am Inselsplatz, wo später ein Kaufhaus gebaut und wieder abgerissen werden sollte und nun ein riesiger Parkplatz ist.

An diesen Tag als Feiertag habe ich erst spätere Erinnerungen. Als ich in die Schule kam und wir umzogen – unterhalb des „Friedensberg“ – wurde dieser Tag immer begangen mit entweder in die Stadt gehen auf den Markt oder aber daheim ihn mit einem festlichen Kaffeetrinken zu würdigen.

Die DDR-Nationalhymne wurde gesungen, gehörte zu meinem Leben. Ich stand zu ihr. Vati klärte mich auf, weshalb die Melodie „unserer Hymne“ und das „Deutschlandlied“ so ähnlich waren. Für die angestrebte Einheit Deutschlands sollte hier eine Einigkeit leichter fallen.
Auch waren in ihr die Zeilen:

„Laß uns dir zum Guten dienen,
Deutschland, einig Vaterland.“

„Glück und Frieden sei beschieden
Deutschland, unserm Vaterland.“

Vati, als er aus sowjetischer Gefangenschaft nach Deutschland heim kehrte, wollte ein gutes Deutschland mit aufbauen. Das wollte ich freilich auch und tat meinen Teil, im Lernen, der späteren Arbeit und Familie das mit zu gestalten. Wen wundert es da, dass ich zur Wende diese Lebenseinstellung und meine Heimat DDR nicht wegwerfen sondern besser haben wollte – auf jeden Fall nicht all das Gute erlebte und gelebte ins Vergessen schicken wollte.

Lange hatte mich vor der Wende gestört, dass „unsere Sportler“ die Nationalhymne und auch wir im Betrieb die Nationalhymne nicht mehr ssingen sollten/durften. Offensichtlich genau wegen dieser auf Einheit Deutschlands hinweisenden Worte, die ich hier erwähne. Warum das so sei, fragte ich damals die Partei (SED) und machte mich damit nicht gerade beliebt – bekam keine zufriedenstellende Antwort: „Zu gegebener Zeit“
Keiner konnte mir sagen, wann das sein würde/könnte.

Nun ist das alles Geschichte. Aber wenn man den großen Teil seines Lebens in und mit der DDR gelebt hat, ist der 07. Oktober eben immer jedes Jahr für mich noch eine Erinnerung an ein gelebten Feiertag wert.

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Johannes R. Becher hat den Text zur DDR-Nationalhymne geschrieben. So ist es nicht abwegig, dass ich mich als Jugendlicher dafür interessierte, was Becher noch geschrieben hatte. Zwölf Jahre im Exil gewesen (der SA gerade nioch eintwischt) schrieb er:

Heimat, meine Trauer,
Land im Dämmerschein,
Himmel, du mein blauer,
Du mein Fröhlichsein.

Einmal wird es heißen:
Als ich war verbannt;
Hab ich, dich zu preisen,
Dir ein Lied gesandt.

War, um dich zu einen,
Dir ein Lied geweiht,
Und mit Dir zu weinen
In der Dunkelheit ...

Himmel schien, ein blauer,
Friede kehrte ein -
Deutschland, meine Trauer,
Du, mein Fröhlichsein.

Solch bedrückende Gedanken habe ich irgenwie gegenwärtig auch, wenn das freilich keinerlei geschichtlicher Vergleich ist!


Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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