Schlägt die Zeit der LINKEn ins Gesicht?

Gut kann ich mich noch erinnern, wie zur Wende täglich schlimme Meldungen über Rundfunk / Fernsehen / Presse und freilich auch den Buschfunk mir fast die Beine wegschlugen, wie ich mir vorkam, nur noch im Dreck jahrelangen Alltags zu waten und von oben auch nur von Schmutz zu hören war.

Damals fand ich besonders bedauerlich, dass alles die Form annahm, als würde mein bisheriges 40-jähriges Leben nichts mehr wert gewesen sein.
Damals sagte ich mir, dass ich mich dafür einsetzen will, mein Leben nicht auch noch in den Schmutz ziehen zu lassen, seine guten Dinge zu bewahren und in die neue Zeit des einheitlichen Deutschland mitzunehmen.

Während massenweise aus der SED und dann PDS ausgetreten wurde – sehr oft auch allein deshalb, weil man nicht damit in Verbindung gebracht werden wollte, darin gewesen zu sein und es doch nur halbherzig aber keineswegs echt/ehrlich dazu gehörte – blieb ich und brachte mich in diesen neuen Alltag ein.

Viel war zu lernen und Mitmenschen zu vermitteln, damit sie sich in der neuen Zeit zurechtfanden. Zahlreiche falsche Vorstellungen waren auszuräumen, um in dieser neuen Gesellschaft anzukommen.

Heute erlebe ich immer öfter, wie Gutes aus der DDR wieder „in Mode“ kommt – wenn auch unter anderem Namen – und man scherzhaft mitunter sagen könnte: „Irgendwann sind wir wieder in der DDR aber merken es gar nicht“.
(Diese Bemerkung wird die „Nostalgierufer“ sicher auf den Plan rufen, wobei diese damit nur zeigen, dass sie selbst neben der Rolle liegen, weil dies nichts mit Nostalgie zu tun hat.)
Auch die 16 verschiedenen Bildungssysteme Deutschlands werden - zum Beispiel - in der Zukunft der Vergangenheit angehören und man wird sich in vielen Dingen des DDR-Bildungssystems erinnern!
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Die ersten 20 Jahre nach der Wende war die PDS und nunmehr „DIE LINKE“ starkt darum bemüht, die Menschen in diese Gesellschaft mitzunehmen, ihre Sorgen aufzunehmen und laut zu äußern, sich für bessere Bedingungen einzusetzen und zu helfen Missstände zu mindern oder abzuschaffen. (Nicht allein die Missstände vergangener DDR!)
Dabei versuchten alle anderen Parteien, DIE LINKE durch Ignoranz, Schlechtreden, in die Ecke stellen, überflüssig zu erklären. Doch das Engagement dieser nunmehr gesamtdeutschen LINKEn zeugte von deren Notwendigkeit und brachte/bringt sie immer wieder in die Parlamente bis hin zum Bundestag.

Gerade Gregor Gysi verstand und versteht es nicht nur, Probleme zu benennen, sie für jeden verständlich darzustellen und Ziele/Wege zu ihrer Bewältigung deutlich zu machen.
Sarah Wagenknecht wird gerade geachtet wie dafür angefeindet, dass sie klar und deutlich machen kann, was und wie wirtschaftlich wie gesellschaftlich schiefläuft und wie dem abzuhelfen ist.

Aber gerade diese Art und Fähigkeit scheint der LINKEN mehr und mehr abhanden zu kommen. Sie hält weder den Draht zur Bevölkerung aufrecht, auch fühlen sich viele von ihr nicht verstanden oder gar nicht mitgenommen – abgesehen davon, dass begleitend wieder immer stärker das „in die Ecke stellen der LINKEN“ genährt wird.

Da die LINKE in ihrem politischen Wirken wohl zu wenig bislang wirklich erreichen konnte, viele auf sie hofften (leider auch nur nach dem Muster „die werden schon . . .“ und da braucht man ja nicht selbst mitzuhelfen), so sprang man in den letzten Jahren auf den Zug der Proteste (PEGIDA) und setzt nun auf die AfD (oft mit der gleichen Denkweise, dass „die werden schon . . .“).

Das Auftreten der AfD nunmehr im Bundestag sieht nach frischem Wind aus und gelungener Opposition gegenüber den eingesessenen Parteien – zu denen auch die LINKE gezählt wird.
Dass da „zurückgeschlagen“ wird, indem die wirklich alteingesessenen Parteien eine Front gegen AfD und LINKE einnehmen, zeigt allerdings, wie man die Gunst der Stunde nutzen und die LINKE nun endlich ausschalten möchte.

Es ist für die LINKE wahrlich schwer, sich da noch und immer wieder zu behaupten und nicht nur wie das fünfte Rad am Wagen zu wirken.

Was mir fehlt und die Aktivitäten der LINKEN deutlich und nachvollziehbar wie sinnvoll und notwendig zeigen würde, wäre ein starkes Deutlichmachen von:
1) Das haben wir eingebracht, dazu haben wir uns positioniert.
2) Das wurde aber abgeschmettert von . . .
3) Und dann allerdings wieder eingebracht in Anträgen der Partei . . . in abgewandelter Form . . .
4) Dies hinaustragen in die Öffentlichkeit (nicht allein aber auch durch ein Nachlesen können in zusammenfassender Form)

Solange das nicht voll genutzt wird – auch um den Menschen die Augen zu öffnen – und die LINKE sich wieder deutlich um die Sorgen der Menschen kümmert, so dass damit auch das Vertrauen wieder geschaffen wird, läuft sie Gefahr, einerseits verkannt zu werden und andererseits nebenher zu dümpeln.

(DIE LINKE macht es sich freilich dabei selbst schwer, wenn sie zur „stinknormalen Partei“ mit vornehmlich inneren Querelen und Postenschachereien aufläuft.)


Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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