(M)eine Schelte an den Bundestag einerseits und die Bürger andererseits

Wir haben soeben die TV-Übertragung der Debatte im Bundestag abgeschaltet, weil es nicht zu erkennen ist, dass die Parteien aus den jüngsten Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland Pfalz und Sachsen-Anhalt gelernt und ein neues Diskussionsniveau eingeführt haben.
Schade – wenn auch die Hoffnung noch nicht gestorben ist!

In Nachbetrachtungen zu den erwähnten Landtagswahlen erfuhr man, dass Direktmandate an die AfD gingen ohne eine Kenntnis oder Nachfrage an die entsprechenden Kandidaten. Gewählt, um Zeichen zu setzen. Das kann ich nur dann verstehen, wenn nun in den kommenden Jahren seitens der Wähler ein echtes Interesse an der Politik der AfD (wie auch anderen Parteien) besteht.
Das meine ich so, dass man ins Gespräch kommt (und bleibt) und nachfragt, was wie in den Parlamenten beabsichtigt ist.

Meines Erachtens gelten nach wie vor die beiden Umgangsformen:
1) Die Politiker entdecken ihre Wähler unmittelbar in der Wahlvorbereitung – und nabeln sich danach von ihnen mehr oder weniger ab, um eigene Gedanken widerspruchslos verfolgen zu können.
2) Der Wähler entwickelt aus seinen über Jahre festgestellten unbewältigten oder gar nicht aufgenommenen Themen eine Entscheidung für eine Partei seiner Wahl. Wenn man nachfragt, ob er Abgeordnete zum eigenen Unbehagen konsultierte und sich politische Vorstellungen zeigen ließ oder gar mit daran wirkte, dann ist da Ebbe. Ausreden dafür (was kann ich schon ändern) sind ebenso dünn, wie die der Politiker, bei ihren Gedanken die Bürger einbezogen zu haben.

Freilich wird von heute auf morgen nicht grundsätzlich alles zum Guten zu ändern sein. Doch sichtbare Ansätze kann man doch wohl erwarten!

Wenn sich Politiker mit ihrer Partei identifizieren und dabei aber nicht einmal die Mitglieder mitnehmen, kann die gesellschaftliche Gegenwart nicht positiv vorangebracht werden.

Wenn die Wähler/Bürger ihrem Unbehagen auf der Straße (in Gemeinschaft „Gleichgesinnter“) und durch einfache Wahl einer Partei (zur Abstrafung anderer Politiker) eine Stimme geben – ohne sich in den Jahren selbst aktiv oder nachfragend einzubringen, dann setzen sie sich eigentlich selbst schnell ins Unrecht und machen ihre Entscheidung fraglich.

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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