Mein Leben
Meine nun schon 30 Jahre - in „Deutscher Wiedervereinigung“
Als 1989 die „Mauer“ fiel, war ich dienstlich am betrieblichen Rechner mit der Monatsabrechnung beschäftigt. Von den 26 Mitarbeitern der Datenverarbeitung waren etliche „entschuldigt“, da sie erst einmal in den „Westen“ gucken waren.
Die Wochen danach waren geprägt von täglich schlimmen Nachrichten darüber, was für Sumpf in den „oberen Kreisen“ wie auch an der Basis selbst gefunden und in den Medien ausgeschlachtet wurde. Dachte man früh beim Gang zur Arbeit, man hätte die aktuellen Hiobsbotschaften, gab es schon wieder neue. Da konnte es einem schon schlecht werden.
Die Illusion, eine auf die Füße gestellte DDR zu schaffen, wurde schnell klar. Alles wollte den „Westen“, den Beitritt der DDR zur BRD.
Gut, wenn auch die schillernden Vorstellungen von der damit verbundenen Zukunft offensichtlich praxisfremd waren
Besonders schlimm für mich war, wie viele Menschen ihre Vergangenheit ablegen wollten, sie schlecht redeten und damit ihr eigenes Leben schier in den Schmutz zogen. Das sollte mit meinen rund 40 Lebensjahren und all dem gut Gemachtem sowie Erlebten nicht geschehen. Dafür wollte ich mich grundsätzlich aber auch politisch einsetzen.
Es wurde ein bewegtes Jahr bis hin zum 03. Oktober 1990, an dessen Vorabend wir noch den „politischen Polterabend“ begingen und in diesen Mittwoch hinein tanzten.
Die „Deutsche Einheit“ oder Wiedervereinigung war vollzogen!
Es war auch die Nacht des ersten Tanzes von Heide und mir, der deutlich manifestierte Beginn unserer gemeinsamen Zeit – bis heute !
Schnell lebte ich mich hinein in die „neue BRD“, bereiste den ehemaligen „Westen“, lernte Land und Leute kennen und „richtete mich häuslich ein“.
Als ich 1994 in Kassel anfing zuarbeiten, begann für mich das intensive Erleben und eigene Vorleben deutscher Einheit. Das war gewiss nicht einfach.
Noch bis 2018 wurde mir immer wieder deutlich gemacht, dass es „1990 keine Einheit sondern der Beitritt der DDR an die BRD“ gewesen war. Damit wurde ausgedrückt, dass ich ja zufrieden oder besser dankbar sein müsse, aufgenommen worden zu sein und die Freiheit sowie das wirtschaftliche Glück erhalten zu haben.
Da nichts von den guten Seiten der DDR in die neue BRD offiziell einfloss und wesentliche Unterschiede von „Osten“ und „Westen“ bis heute ja regelrecht gepflegt wurden/werden, ist „Westdeutscher“ deutlich sichtbar mehr als „Ostdeutscher“.
Meine Arbeitsjahre in Kassel führte schließlich zur Arbeitslosigkeit, zur Arbeit als freier Mitarbeiter einer Softwarefirmahin, zur Rente.
2004 gab es in der „Volkssolidarität Gotha“ den Wunsch, gerade für die älteren Mitglieder kostenlose Veranstaltungen anzubieten, über welche sie mit der Gegenwart und Kultur in Verbindung gebracht werden konnten. So bot ich mich an, eine monatliche Veranstaltung „Musikalisches LiteraturCAFÉ“ vorzubereiten und durchzuführen. Es wurden genau 100 dieser Veranstaltungen bis zum März 2015. Als weitere Veranstaltungsreihe bot ich an „Engagiert für Gotha . . ., einmal privat“, in der sich dies verkörpernde Personen vorstellten und von mir befragt wurden.
2014 begann ich in Gothas Frauenzentrum mit PC-Kursen für totale Anfängerinnen, wollte das so ein bis zwei Jahre tun und mache dies nun bereits das siebente Jahr.
Ebenfalls so lange und mit gleicher Leidenschaft bin ich Mathe-Nachhilfelehrer in Gothas „Schülerhilfe“.
So arbeite ich heute schier mehr Stunden in der Woche, als ich das in meinem Arbeitsleben getan habe, wobei da des öfteren zahlreiche Nachtstunden hinzu zu rechnen waren.
Freilich möchte ich auch nicht vergessen, zu erwähne, dass ich seit 2008 Beiträge ins Internet setze. Geworben zuerst für ein „Tagebuch“ der Tageszeitung „Thüringer Allgemeine“ (bis 2010), ab 2011 im Internetportal „meinAnzeiger“ (bis 2017) und ab 2012 im „lokalkompass“ sowie vor allem bis heute im „my heimat“.
Über all diese Jahre war und ist mein Interesse darauf gerichtet, mit den Beiträgen Werbung für mein Gotha zu machen. Besonders gerne habe ich bis heute 13 BürgerReporter-Treffen vorbereitet und durchgeführt, von denen das jüngste erst kürzlich in Quedlinburg und das erste freilich in Gotha stattfand.
Wie möchte ich nun die 30 Jahre der offiziellen „Deutschen Einheit“ einschätzen?
Es war und ist eine bewegte Zeit, die wesentlich vielschichtiger, herausfordernder, Kraft kostender wie aber auch gebender gesehen werden kann, als es die 40 Jahre zuvor in der DDR war.
Das Leben und die Erfahrungen der DDR sind eine sehr gute Basis für diese 30 und kommenden Jahre.
Meine Lebensgrundhaltung, das eigene Wissen weiter zu geben und möglichst viel helfen oder gar mitgestalten zu können, macht mein Leben glücklich, hat mich zahlreiche Menschen kennen lernen lassen, die mir sehr wertvoll wurden, hat meinen Optimismus voll bestätigt!
Sicher sind Politik und Alltag noch lange nicht so, wie ich es mir wünsche, habe auch ich weiterhin eigenen Verbesserungsbedarf, gibt es noch reichliche Arbeit.
Doch die Freude an all diesen Dingen ist und bleibt ungebrochen.
Autor:Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum |
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