Gotha live
Ist Mathe-Nachhilfe der falsche Ansatz ?!

Die Zahl der Nachhilfeschüler steigt von Jahr zu Jahr. Natürlich ist es immer und um so mehr eine Herausforderung, den Schülern zu helfen, ihr Grundwissen anzureichern und möglicherweise eine bessere Beziehung zu Mathematik zu erreichen. Die Freude ist groß, wenn Brücken geschlagen und gar Noten verbessert werden können.

Doch befindet sich der Nachhilfelehrer am Ende einer fatalen Kette, deren Ursachen tiefer liegen, vielleicht da und dort angesprochen aber nicht wirklich oder gar nachhaltig beseitigt werden!

Wenn ich mich mit diesen Schülern unterhalte, um zu verstehen, wie sie zu Nachhilfeschülern geworden sind, welcher schulischen Situationen sie ausgesetzt sind, spüre ich trotz aller Lehrfreude und nachweisbaren positiven Ergebnisse meines Wirkens, wie ich schier gegen Windmühlen anrenne und grundsätzlich keine Verbesserung erzielen kann.

Zahlreich ausfallender Unterricht, fehlende Lehrer, Ersatzlehrer (welche sich bemühen, die Stunden auszufüllen), Ausflüchte in Themenwochen / Kinobesuche / Stadt- und Museumsbesichtigung, sind Äußerlichkeiten, denen die Schüler zu oft ausgesetzt sind.
Ein Teil der Klasse hat kein Interesse an Mathematik, ein weiterer Teil ist bemüht und möchte Leistungen zeigen – ist aber damit Lästereien bis hin zu Mobbing ausgesetzt.
Der Lehrer hat riesengroße Probleme, den Lehrstoff zu vermitteln, dafür mitunter überhaupt Interesse oder Aufmerksamkeit seitens der Schüler zu erhalten. So kann es ein Unterricht wie gegen eine Wand werden, was den Lehrer entmutigt allein zu versuchen, das Notwendigste zu vermitteln. Das kann soweit gehen, dass er die Klasse einfach machen lassen muss, was sie hinsichtlich anderer Fächer oder einfach nur mit Handy und Internet tun.

Hinzu kommt, dass meines Erachtens der Mathematik-Lehrplan wahrlich veraltet ist, fast schon Studienanforderungen gerecht werden will und damit ein falsches Ziel verfolgt.

All das Geschilderte mag da und dort übertrieben scheinen. In der grundlegenden Aussage trifft es aber die Kernprobleme der Lernprobleme Jugendlicher.
Wo bleibt da noch Zeit und Gelegenheit, Schülern bei Verständnisschwierigkeiten in der Schule zu helfen? Sie gehen besten Falles zur Nachhilfe, wo sie dann vereinzelt feststellen, dass ihnen dort das gezeigt/gelehrt wird, was sie in der Schule schon hätten hören sollen.

Ja, ich gebe mit Leib und Seele Mathe-Nachhilfe. Mit den Jahren wachsen einem die Schüler regelrecht ans Herz, bangt man mitunter mehr als sie selbst, Leistungsbesserungen in Noten widergespiegelt zu erleben.
Doch an wen kann/sollte man sich wenden, damit die genannten Ursachen angegangen werden?
Ja, vieles muss diskutiert und in rechte Schienen gelenkt aber vor allem endlich in die Tat umgesetzt werden! (Der Ruf nach qualifizierten Ausländern wäre sicher geringer, wenn unserer Jugend die Notwendigkeit einer Nachhilfe nicht in Anspruch nehmen müsste.)

Da habe ich noch gar nicht angesprochen, welche Schwierigkeiten daheim bestehen, wo zu oft die Jugendlichen auf sich allein gestellt sind – was sie tun und wie oder ob sie lernen (können).

Wem sind unsere Kinder noch wirklich und umfassend das Wichtigste der Gegenwart und unserer gemeinsamen Zukunft?!

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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