Als mir die Angst den Atem nahm – überall Krieg . . . HEUTE !

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In meinem heutigen „Musikalischem LiteraturCAFÉ“ brachte ich den Gekommenen Matthias Claudius (1740-1815) nahe.

Als ich sein Gedicht „Kriegslied“ vortrug, erfasste mich die Schilderung mit ihrem so aktuellem Bezug, dass mir die letzten beiden Zeilen im Hals stecken bleiben wollten:

Kriegslied (1778)
's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede du darein!
's ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten, und mir fluchten
In ihrer Todesnot?

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?

Was hülf mir Kron' und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
's ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!

Erst vor kurzem hatte ich meinen Vati noch fragen können, wie es denn vor dem zweiten Weltkrieg gewesen war? Er meine ohne detailliere Differenzierung: „Fast genauso wie heute – nur anders.“

Dann meinte er, dass der gravierende Unterschied sei, dass damals ein Krieg von einem Land ausgehen konnte, und heute überall in der Welt ein Weltkrieg ausbrechen könne.
Die Kriegsherde oder Orte/Länder sind so vielfältig, unkalkulierbar und voller Explosivität. Darüber hinaus werden Kriegsherde mitunter als Notwendigkeiten für den Frieden bezeichnet.

Wirklich hat wohl keiner echt aus der Geschichte gelernt, will es gar nicht, wird darüber diskutiert, während täglich zahllose Menschen sterben.

Was kann ich da tun? Was ist mir möglich?
Ich kann es nicht sagen.
Aber zumindest geht mir durch den Sinn: 's ist leider Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein!

Autor:

Uwe Zerbst (Gotha/Thüringen) aus Bochum

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