JHV des Rheinischen Mühlenverbands
Annähernd 40 Mühlenbesitzer trafen sich im Kastell in Sonsbeck

In diesem Beitrag wird seit dem 11. März noch im Detail über die Dülkener Narrenmühle berichtet.

Zu der diesjährigen Mitgliederversammlung des Rheinischen Mühlenverbands, zu der der Vorsitzende  Rheinhold Pillich und der Geschäftsführer Ferdinand Schmitz in die Sonsbecker Begegnungsstätte Kastell eingeladen hatten, fanden sich am Samstagvormittag ca. 40 Mitglieder ein. Heinz-Peter Kamps, Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege Sonsbeck, hatte auf der Mitgliederversammlung des Mühlenverbands im vergangenen Jahr in Viersen-Dülken den Vorschlag gemacht, dass die diesjährige Versammlung in Sonsbeck stattfinden solle, und diesem Angebot hatten die Verbandsmitglieder dankbar zugestimmt.

Die Versammlung, die von dem Vorsitzenden Pillich geleitet wurde, umfasste 14 Tagesordnungspunkte, zu denen u. a. die Verlagerung des Mühlenarchivs aus dem Kreisarchiv Kleve in Geldern in die Schrofmühle nach Wegberg und eine Darstellung der Instandsetzungsarbeiten an der Herrlichkeitsmühle Issum gehörten. Nach der Begrüßung und Eröffnung der Versammlung wurde zunächst ein Grußwort, das die Sonsbecker Bürgermeisterin, Nadine Bogedain, an die Teilnehmer der Versammlung gerichtet hatte, verlesen.

Unter den vielen Teilnehmern, die die Beiträge mit großem Interesse verfolgten, war der erst 16-jährige Gaesdonck-Schüler Lars Spickermann aus Uedem weitaus der jüngste. Er absolviert zurzeit eine Ausbildung zum freiwilligen Müller, die ihm nach erfolgreichem Bestehen von drei Prüfungen erlauben wird, Wind- und Wassermühlen zu bedienen. „Es wäre wünschenswert, dass sich mehr junge Menschen zur Teilnahme an einem solchen Lehrgang entschließen, denn nur noch wenige junge Menschen lassen sich zum Müller ausbilden“, erklärte der Versammlungsleiter Pillich, als er den jungen Anwärter vorstellte.

Zur Stärkung reichten die den Landfrauen zugehörigen Sonsbeckerinnen Marianne Buschmann, Sigrid Küsters und Anni Teloo den Teilnehmern noch eine Suppe, bevor Kamps einen großen Teil der Gäste zu einem Rundgang durch die Mühle und über das Mühlengelände mitnahm!

Heute, am 11. März, gibt's noch wichtige Nachträge über die Dülkener Mühle!

Die Dülkener Narrenmühle mit Umfeld im Wandel der Jahrzehnte
Ehemals Holt‘zsche Mühle vor dem Gladbacher Tor, letzte von 4 Windmühlen der damaligen Stadt Dülken. Die erste Narrenmühle, die Tränkenmühle, stand am heutigen Mühlenberg und brannte 1880 komplett ab. Daneben gab es die Höckmühle am Amernerweg, 1556 -1811, und wahrscheinlich eine Mühle in der Nähe des heutigen Cap Horns, früher auch „op de woal“ genannt, die aber vor 1579 bereits abgebaut wurde.
Die heutige Narrenmühle ist eine sogenannte Bockwindmühle, eine Getreidemühle. Das Kreuzwerk mit Streben im Museum gibt der Mühle ihren Namen. Der Mühlenkasten musste beim Mahlen über den Ständer, dem Hausbaum, mittels einer Haspel, die am Steert und Treppe befestigt war, in den Wind gedreht werden.

erster Standort ca. 1700 – 1808 unbekannt
Das tragende Holzwerk des heutigen Mühlenkastens und die Technik des Mahlgangs sind aus dieser Zeit noch original erhalten.
zweiter  heutiger Standort
Im Jahr 1809 lässt Frau Wittib (Witwe) Holtz, daher der Name, die Mühle am heutigen Ernst-Hellmund-Platz errichten.
01.04.1908 Verkauf der Mühle durch Fam. Gotzes an die Stadt Dülken mit der Option, sie 5 Jahre lang noch weiter betreiben zu können.
ca. 1911 Einstellung des Mahlbetriebes.
1911-1912 Umbau des Unterbaues der Mühle. Erhöhung der Tragpfeiler im Museum. Abriss der alten Umfassungswände und Herstellung eines kreisrunden, vor den Stützpfeilern stehenden Sichtmauerwerks aus einem Naturstein-sockel, gebrannten Mauerziegeln mit zu dieser Zeit modernen Zierelementen aus Kalksandsteinen. Herstellung eines Vorbaus als Eingang in das Museum. Umbau, Verkürzen der Flügel. Rückbau des 2. Mahlgangs und Herrichtung des großen Raumes im 1. Obergeschoß, dem heutigen Großen Weisheitssaal. Rückbau der alten Treppe. Fixierung des Mühlenkastens. (Er lässt sich nicht mehr in den Wind drehen) Herstellung einer neuen Holztreppe mit einem Zwischenpodest.
08.09.1912 Eröffnung eines Städt. Museums, ein Heimatmuseum.
1936 Die Stadt übergibt dem Karnevalsverein Orpheum die Mühle.
11.11.1937 Die Stadt Dülken überträgt die Nutzung und Betreuung an die Dülkener Narrenakademie
1937/38 Umbenennung in Narrenmühle
1946-1950 Nutzung der Windmühle durch Pfadfinder
07.07.1950 Fertigstellung des großen Raumes im 1. OG, dem Großen Weisheitssaal, als Tagungsort für die Dülkener Narrenakademie
03.08.1952 Eröffnung des Museums der Dülkener Narrenakademie
11/1956 großzügige Umgestaltung des Mühlenvorplatzes einschließlich dem Versetzen des Hochkreuzes
11.11.1960 Umbenennung des Windmühlenvorplatzes in Ernst-Hellmund-Platz. Ernst Hellmund war Rector magnificus der Dülkener Narrenakademie in der Zeit von 1937–1960 und hat maßgeblich zum Wiederaufbau des narrenakademischen Lebens beigetragen.
26.09.1961 Fertigstellung von Instandsetzungsarbeiten an der Mühle, insbesondere Erneuerung der Flügel, neuer Anstrich, Erneuerung des Schindeldaches des Mühlenkastens.
10/1964 Ersatz des durch Krieg stark in Mitleidenschaft genommenen Senatorentisches im Großen Weisheitssaal
11.11.1961 Neugestaltung und Eröffnung des Museums durch Günther Perdelwitz
26.07.1968 Fertigstellung weiterer Instandsetzungsarbeiten an der Mühle: Herstellung einer neuen Außentreppe, Erneuerung des Schindeldaches des Museums.
1969-1994 mit Ausnahme von kleineren Reparaturarbeiten keine Änderungen an der Narrenmühle und am Konzept des Museums
1995 Rekonstruktion des Einfüllstutzens, Bütte und Rüttelschuh am Mahlgang
12.09.2001 Gründung des Fördervereins der Dülkener Narrenmühle Viersen-Dülken e.V.
04.05.2002 Eröffnung des neugestalteten Museums mit einem großen Fest an der Mühle
2017 Feststellung der Instabilität des Ständers, des Hausbaums durch Insektenbefall mit anschließender Errichtung eines Stahlrahmens zur Fixierung des Mühlenkastens
22.02.2019 Kauf der Mühle in einem Erbbaurechtsbestellungsvertrag durch den Förderverein der Narrenmühle mit der Möglichkeit der Stadt dort Trauungen abzuhalten
17.10.2019 1. Bewilligungsbescheid im Heimatzeugnisprogramm des Landes NRW zur Förderung der Restaurierungsarbeiten und Erstellung eines Internetauftritts um der Bevölkerung die Mühle zeitgemäß näherzubringen.
02.03.2020 Auftragserteilung zu den Restaurierungsarbeiten mit Komplettrückbau des Mühlenkastens an den holländischen Mühlenbauer Max Beijk.
01.04.2020 Beginn der Rückbauarbeiten
08.12.2020 Fertigstellung der Arbeiten durch den Mühlenbauer und Herstellung einer Außentreppe mit zwei Podesten
21.08.2021 Feierliche Wiedereröffnung der Narrenmühle mit Museum durch die Bau - und Heimatministerin des Landes NRW Frau Ina Scharrenbach.

Zur Bedeutung:
Die Mühle ist seit 1937 Mittelpunkt des karnevalistischen Treibens der Narren Dülkens. Seit ca. 1554 steht die weit über die Stadtgrenzen bekannte Narrenakademie unter dem Zeichen der Windmühle. Die Narrenakademie ist die einzige Gesellschaft, die den niederrheinischen Humor wissenschaftlich prägt. Im „Großen Weisheitssaal“ der Narrenmühle finden die Treffen der Senatoren statt. Im Unterbau zeigt eine umfangreiche Sammlung eine Vielzahl von Dokumenten und Kuriositäten der Narrenakademie. In elf Vitrinen werden die elf  Geheimnisse der Narrenakademie erläutert. Jährlich, am 11.11., gegen 19.11 Uhr, eröffnet in Anwesenheit vieler Schaulustiger der Rector magnificus der
Narrenakademie mit drei Hammerschlägen gegen die Türe des Museums das närrische Jahr und unter den Klängen des Karnevalsliedes von Heinz Luhnen „11.000 Jecken reiten auf Stecken“ reiten die Dülkener Karnevalisten auf Steckenpferden drei Mal um die Mühle.

Die Narrenmühle, als Wetterfahne den Halbmond als Wahrzeichen der Monduniversität tragend, ist somit ein unverwechselbares Wahrzeichen Dülkens.

Zum Zweck der Mühle:
Sie dient als Museum, als Tagungsraum, Raum für standesamtl. Trauungen, Treffpunkt der Karnevalsvereine. Im Untergeschoss der Mühle ist das Museum der Dülkener Narrenakademie enthalten. Im 1. Obergeschoss des Mühlenkastens befindet sich der sogenannte Große Weisheitssaal der Narrenakademie. Dort tagt der Senat der Narrenakademie mindestens drei Mal im Jahr zur Eröffnung des akademischen Jahres um den 1. April und am 11.11. jeden Jahres zur Eröffnung der närrischen Session. Dann treffen sich alle Karnevalsvereine des Stadtteils einschl. des Stadtteils Boisheim an der Narrenmühle. Es findet ein Platzkonzert unter Beteiligung der Bevölkerung statt. Gegen 19:11 Uhr eröffnet der Rector magnificus der Dülkener Narrenakademie
mit 3 Hammerschlägen das närrische Jahr. In der Regel wird der Karnevalsprinz der vergangenen Session verabschiedet. Unter den Klängen des Liedes „11000 Jecken reiten auf Stecken“ (Steckenpferde) des Dülkener Komponisten Heinz Luhnen, wird drei Mal um die
Narrenmühle geritten. Danach ziehen die Vereine mit einem Fackelzug zum Bürgerhaus zu einem gemütlichen Beisammensein. Jedes Jahr ist die Mühle an jedem Sonntag von Mai bis September zwischen 11-12 Uhr für Besichtigungen geöffnet. Daneben können Sonderführungen das ganze Jahr vereinbart werden. Dort können Sie digital die Narrenmühle besichtigen, jedoch ersetzt das Video nicht den Besuch.

Zum Unterhalt:
Der Unterhalt wird durch den Förderverein und die Narrenakademie gewährleistet.
Über die Mitgliedschaft des Geschäftsführers des Fördervereins der Narrenmühle Viersen-Dülken
Mitglied wurde die Narrenakademie schon vor meiner Zeit. Mich selbst interessieren Mühlen,
die Technik besonders. Es sind wahre Wunderwerke, was sich Menschen schon vor Jahrhunderten
ausgedacht haben um mahlen zu können. Aus meiner Sicht ist es wichtig, die historischen Mühlen
über einen Verband erhalten zu können, wo sich die Besitzer, die Nutzer der Mühlen dran wenden
können, wenn sie Probleme mit ihren Mühlen haben und dort fachmännische Hilfestellung direkt
oder durch Vermittlung erhalten können. In den Jahreshauptversammlungen werden immer
hervorragende Vorträge über Mühlen gehalten und gezeigt. Mühlen sind landschaftsprägend und
wie in unserem Fall sogar das Wahrzeichen einer Stadt, eines Ortsteils. Durch die Mühle ist der
Ortsteil Dülken mit seiner Narrenakademie, man kann sagen, weltbekannt geworden. So zum
Beispiel ziert einer der höchsten Ehrenorden des AKV Aachen unsere Mühle mit unseren
närrischen Schlachtruf „Gloria tibi Dülken“. Christian Lindner, unser Finanzminister, erhielt
diesen Orden kürzlich im Zusammenhang mit der Verleihung des Ordens wider den tierischen
Ernst an Daniel Günther. Gestiftet hat ihn einst ein gebürtiger Dülkener, Friedrich Leopold
Cornely, ein Notar in Aachen, der im 19. Jahrhundert Präsident der Foressei, des
Vorgängervereins des AKV von 1873-1880 war.

Wünsche für die Zukunft
Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Narrenmühle weiterhin so gepflegt wird
und sie noch viele Jahre unser Wahrzeichen bleibt. Dass die noch nicht restaurierten
Mühlen Gönner finden und zu altem Glanz kommen. Dass der Rheinische Mühleverband
weiterhin so tolle Arbeit leistet und das jetzt in den letzten Zügen liegende neue
Mühlenarchiv großen Anklang bei den Mitgliedern, aber auch in der Bevölkerung findet.

Mit unserem Wahlspruch „Carpe diem“, „Nütze den Tag“ grüße ich aus der Narrenhochburg Dülken
Hartwig Hören

Förderverein der Narrenmühle Viersen-Dülken e.V.
Hartwig Hören
Geschäftsführer
Metallstr. 10
41751 Viersen

Autor:

Hildegard van Hueuet aus Xanten

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