Neue Krankenhausseelsorgerin
Immer ein offenes Ohr
Die neue katholische Krankenhausseelsorgerin Sophie Bunse unterstützt seit Kurzem für die Propstei St. Marien den evangelischen Pfarrer Dirk Küsgen am Helios Klinikum in Schwelm. Die beiden sind ökumenisch und überkonfessionell für Patienten und Mitarbeitende da.
Schwelm, 17.03.2023. Es gibt viele Menschen im Krankenhaus die sich um die Gesundheit der Patientinnen und Patienten kümmern: Ärzte, Pflegekräfte, Therapeuten. Und dann gibt es Menschen, die sich um das Leiden kümmern, was nicht auf den ersten Blick zu sehen ist. Denn Krankheit bringt auch immer viele Fragen und Sorgen mit sich: Werde ich wieder gesund? Wie wird mein Leben nach dem Krankenhausaufenthalt? Warum ist mir das passiert? Wenn viele Sorgen die Seele plagen, kommen Menschen wie Sophie Bunse und Dirk Küsgen ins Spiel. Beide sind Krankenhausseelsorger am Helios Klinikum in Schwelm. Die 40-Jährige Wuppertalerin steht seit Kurzem Pfarrer Küsgen zur Seite, der fünf Jahre lang alleine die Stellung am Schwelmer Krankenhaus gehalten hat. „Ich bin froh, dass sie da ist“, sagt der 61-Jährige aufrichtig erleichtert und man merkt schnell, dass die beiden seit Anfang Februar schon ein gutes Team geworden sind.
Sophie Bunse kommt vom evangelischen Augusta-Krankenhaus in Bochum, an dem die Gemeindereferentin nach ihrer Weiterbildung zur Krankenhausseelsorgerin gearbeitet hat. In Schwelm macht sie diese Arbeit nun mit einer halben Stelle, „dienstags und mittwochs bin ich im Helios“, die andere Hälfte ihrer Zeit widmet sie dem Bistum Essen als Diözesanbeauftragte für Krankenhaus- und Hospizseelsorge. „Das heißt, ich bin Ansprechpartnerin für meine 55 Kollegen an anderen Häusern und kümmere mich um ihre Sorgen und Anliegen“, erklärt Sophie Bunse.
Jeder Patient entscheidet selbst, worüber er sprechen möchte
Immer ein offenes Ohr haben, das ist die Berufung der 40-Jährigen. Insbesondere in der Seelsorge am Krankenhaus konzentriere man sich viel auf das Wesentliche, denn die Menschen, konfrontiert mit Krankheit und Tod, würden ganz andere Fragen an das Leben stellen. „Fragen, die auch wir nicht unbedingt beantworten können“, machen die beiden deutlich. „Aber wir können da sein, zuhören und gemeinsam vielleicht einen Weg finden, mit der Situation umzugehen.“ Da sein, wenn es die Angehörigen vielleicht nicht können. Zuhören, anders als ein Angehöriger es kann. „Wir sind ja erst einmal Fremde, wenn wir ein Krankenzimmer betreten. Jeder Patient entscheidet selbst, was er mit uns besprechen möchte oder eben auch nicht. Aber manches Mal fällt es leichter, sein Herz jemand Unbeteiligten zu öffnen“, erzählt Sophie Bunse aus Erfahrung.
Wer jetzt aber denkt, Krankenhausseelsorge bestünde nur daraus, Gespräche zu führen, der irrt. Natürlich gehört auf katholischer Seite auch der rituelle Teil dazu, die Krankensalbung oder die letzte Ölung. „Wir bereiten aber auch die wöchentlichen Gottesdienste im Krankenhaus vor, versuchen durch unsere Kontakte zu Gemeinde, Caritas und Diakonie Menschen ohne soziales Netzwerk zu helfen. Unser offenes Ohr gilt ebenso den Mitarbeitenden am Krankenhaus. Und zwei Mal im Jahr gestalten wir die Sternkinderbestattungen“, führt Sophie Bunse auf. Vor allem letzteres, wenn eben junge Menschen betroffen sind, trifft auch die Seelsorgerin besonders. „Am Sterbebett gemeinsam mit dem Angehörigen zu stehen, das ist eine sehr dichte, intime Atmosphäre, da entstehen Bindungen. Es gibt Angehörige, die ich lange nach dem Tod eines geliebten Menschen noch begleite.“
Wie verarbeitet man solche Erlebnisse? „Mir hilft tatsächlich das Gebet. Ich zünde zu Hause eine Kerze an für den Menschen, den ich an dem Tag begleitet habe. Und Sport ist immer gut für den Stressabbau. Da trifft es sich gut, dass ich den Heimweg vom Helios Klinikum bis nach Wuppertal oft mit dem Fahrrad bestreite“, sagt Sophie Bunse.
Kostenlos und doch so wertvoll
Die Reaktion der Patienten auf den Besuch von den Krankenhausseelsorgern ist sehr unterschiedlich. „Klar, einige verbinden es mit dem Besuch am Sterbebett und stellen dann schnell klar, dass es noch nicht so weit sei“, sagt Sophie Bunse lächelnd. Andere fragen, ob das Gesprächsangebot etwas kostet, „das tut es natürlich nicht“. Die meisten Besuche werden auch nicht von den Patienten selbst initiiert, „wir bekommen dann Hinweise vom Pflegepersonal, den Therapeuten oder Psychologen, aber auch von Angehörigen oder aus der Gemeinde, ob wir dort mal vorbeischauen können“, berichtet Dirk Küsgen aus dem Arbeitsalltag. Was beide nach einem Besuch aber meistens erleben, ist große Dankbarkeit. Sei es das Ehepaar, mit dem Sophie Bunse am Sterbebett des Mannes noch gemeinsam mit der ganzen Familie einen kleinen, intimen Gottesdienst feiert. Oder der Schlaganfallpatient, der nicht mehr sprechen kann und nach zwei Wochen täglichen Besuchs von Dirk Küsgen noch immer ohne Worte zum Dank seine Hände auf den Kopf des Pfarrers legt. „Das sind Momente, die bleiben.“
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