Bericht des Suchthilfezentrums
Cannabiskonsum gehört zu Hauptsuchtverhalten
Das Suchthilfezentrum Schwelm hat seinen aktuellen Jahresbericht für das Jahr 2022 herausgegeben. Daraus geht hervor: 501 Menschen nutzten das Hilfsangebot der Beratungsstelle. Alkohol und Cannabis gehören nach wie vor zu den Hauptgründen.
„Wir haben im Großen und Ganzen recht stabile Beratungszahlen“, sagt Anke Duarte, Leiterin des Suchthilfezentrums, mit Blick auf den neuen Jahresbericht. 501 Beratungen zum Thema Sucht wurden 2022 durchgeführt, im Jahr davor waren es 507. „Nach den Pandemiejahren konnte im Suchthilfezentrum wieder sowas wie ein „Normalbetrieb“ stattfinden, wobei in der Corona-Zeit eingeführten Angebote, wie Videochat-, Mail-, Telefon- sowie Online-Beratung zusätzlich beibehalten wurde. Endlich konnten aber auch eine neue Freizeitgruppe starten. „Hier haben die Teilnehmer*innen die Chance, sinnvolle Freizeitbeschäftigungen kennenzulernen und Zeit mit anderen Menschen zu verbringen“, erläutert Anke Duarte und hebt damit den Stellenwert eines stabilen Soziallebens zur Vorbeugung von Sucht hervor. Außerdem konnte das Suchthilfezentrum im vergangenen Jahr zum zweiten Mal eine Familienfreizeit anbieten, die durch Stiftungsmittel der Reifenberger Stiftung Schwelm und Spenden der Sparkasse Ennepetal-Breckerfeld ermöglicht wurde. „Wir haben nicht nur die betroffenen Menschen im Blick, sondern schauen mit auf die Gesamtsituation und bieten auch Angehörigen und vor allem Kindern aus suchtbelasteten Familien die Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“
Der problematische Konsum von Alkohol (203) und Cannabis (96) führte wieder am häufigsten zur Kontaktaufnahme. Die meisten Beratungen fanden in der Altersgruppe von 31 bis 35 Jahren statt (68). Im Alter von 35 Jahren bis ins hohe Alter ist die Beratungsanfrage zu Alkohol am höchsten, bei den 12- bis 34-Jährigen steht der Konsum von Cannabis und bei der Altersgruppe von 26 bis 45 Jahren der von stimulierenden Substanzen im Vordergrund.
Kontrollierte Abgabe von Cannabis – unter Vorbehalt
Insbesondere mit dem Thema Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis hat man sich im Suchthilfezentrum, auch aufgrund der politischen und gesellschaftlichen Debatte, intensiv auseinandergesetzt. „Wie aus unserem Suchtbericht hervorgeht, nehmen vor allem 12- bis 45-Jährige unser Beratungsangebot zum Thema Cannabis in Anspruch“, so die Leiterin. Neben der Substanzkonsumstörung von Cannabis, die eine Vermittlung in Entgiftung und Therapie notwendig machen kann, kommen häufig psychische Begleit- und Folgeerkrankungen (Depressionen, Psychosen, Angstzustände) hinzu, welche die Lebensbedingungen der Konsument*innen erschweren und einen enormen Hilfebedarf bewirken. „Wir halten eine kontrollierte Abgabe dann für sinnvoll, wenn das zu verkaufende Cannabis aus kontrolliertem Anbau in Deutschland stammt, ein maximal zulässiger THC-Gehalt berücksichtigt, die Beimischung von Zusatzstoffen verboten, der Verkauf nur in lizensierten Geschäften erlaubt und ein Werbeverbot ausgesprochen wird. Das würde eine Entkriminalisierung der Menschen ermöglichen, die Cannabis zu Genusszwecken konsumieren, gesundheitliche Belastungen durch verunreinigte Stoffe minimieren und die Justizbehörden entlasten“, fasst Anke Duarte zusammen. In diesem Zusammenhang sei aber dringend eine Beschränkung der Abgabemenge sowie eine Altersbeschränkung von 25 Jahren notwendig, „da die Hirnreifung bis dahin noch nicht abgeschlossen ist und das Risiko für Folgeerkrankungen somit zumindest eingeschränkt würde“.
Das Suchthilfezentrum betont aber bei der Legalisierung von Cannabis, dass die Schwarzmarktpreise deutlich unterboten werden müssten, damit das Angebot der kontrollierten Abgabe auch genutzt wird. „Große Bedenken haben wir im Umgang mit dem Jugendschutz. Bis heute scheitert dieser auch in Bezug auf Alkohol. Wie soll der Jugendschutz gewährleistet werden? Wann und wie wird Prävention ausgebaut? Wir erleben in der Beratung neben der Betroffenheit der Konsument*innen auch die Not der Angehörigen, wenn es über den Genusskonsum hinaus geht. Besonders die Kinder von Menschen mit Substanzkonsumstörungen sind von dieser Not betroffen. Was braucht es, damit unsere Gesellschaft einen gesunden Umgang mit Rauschmitteln pflegen kann?“, fragt die Suchtberaterin. Auch das geht aus dem Suchtbericht hervor, wenn man auf die Beratungsanlässe schaut: 209 Betroffene kamen mit einer legalen Substanzkonsumstörung, 193 mit einer illegalen – also fast die gleiche Anzahl. Und: 61 Hilfesuchende waren Angehörige.
Das Caritas-Suchthilfezentrum ist erreichbar unter: 02336 9242540 oder per E-Mail an: shz-schwelm@caritas-en.de. Mehr Infos sowie den ganzen Jahresbericht außerdem auf der Homepage unter: www.caritas-ruhr-mitte.de
Autor:Caritas Ruhr-Mitte e.V. aus Hattingen | |
Huestraße 15, 44787 Bochum | |
presse@caritas-ruhr-mitte.de |
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