Vor 60 Jahren sprang „Tuffi“ in die Wupper...
Gestern vor genau 60 Jahren (nämlich am 21. Juli 1950) passierte der, bis heute in den Köpfen gebliebene, unglaubliche „Elefanten-Sprung“ aus der Wuppertaler Schwebebahn; und zwar genau zwischen den Stationen Alter Markt und Adlerbrücke! Ein abenteuerlicher Reinfall eines kleinen Elefanten aus „Wuppertals schwebendem Wahrzeichen“, den viele junge Menschen heute nur noch für eine aufregende Legende halten, aber tatsächlich passiert ist.
Kaum zu glauben aber wahr, obwohl der Waggon mit Schaulustigen und Journalisten gut befüllt war, hat niemand der schockierten Augenzeugen diesen für Wuppertal so historischen Moment fotografiert. Heute erinnert nur noch ein gemalter Elefant auf der Hauswand an der „Unglücksstelle“ an diesen Vorfall. Weil es kein Foto von „Tuffis tiefen Fall in das Wuppergewässer“ gibt, kursieren nun schon lange unterschiedliche Versionen von der spektakulären Schwebebahnfahrt. Aber auch, wenn jede Geschichte ein bisschen anders klingt, ist die Grundaussage stets die Selbe:
Eigentlich wollte mit dieser außergewöhnlichen Fahrt der beliebte Zirkus Althoff nur für sein Wuppertaler Gastspiel werben. Das man im Zirkus keine Angst vor großen Tieren hatte, steht ja bekanntlich auf dem Programm! Die Rechnung der Herren Althoff ging auf, denn die vorher publik gemachte Schwebebahnfahrt eines Elefantenbabys sorgte für reichlich Trubel und eine reichlich überfüllte Schwebebahn. Jeder, der einen Platz ergattern konnte, nahm in den Wagons Platz – ein Elefant in der Schwebebahn, dass sieht man nicht alle Tage. Elefant Tuffi (eben noch ein Baby und somit auch noch nicht ausreichend publikumserprobt…) rannte aber aufgrund von zunehmender Nervosität kurz nach Abfahrt durch den Wagen. Panik brach aus – was Tuffi nicht gerade beruhigt haben soll. Elefanten können sich nämlich nicht umschauen, wenn sie sich nicht zeitgleich umdrehen – da Tuffi die Panik im Rücken aber nicht unwesentlich interessierte, nahm das Spektakel seinen Lauf. Tuffi soll lt. Harry Althoff (damaliger Besitzer des kleinen Tuffi) auf die Sitze geklettert sein, die leider nicht für Elefantengewichte ausgelegt waren und sind und somit ganz einfach zusammenbrachen. Die Menschen begannen zu schreien und Tuffi wollte einfach nur noch raus und durchbrach somit im zweiten Versuch die Außenwand der Schwebebahn und sprang aus dem Waggon circa zehn Meter hinunter in das kalte Nass der Wupper!
Wenn man bedenkt, dass an der historischen Stelle das Wupperwasser keine 50 Zentimeter tief ist muss man hier mit dem Schlimmsten rechnen. Aber Tuffi erlitt nur ein paar Schrammen am Elefantenpopo und blieb erfreulicherweise ansonsten unverletzt. Die kleine Elefantendame hatte eben einfach Glück bei Landung – für den Zirkusdirektor Franz Althoff, wäre die Sache am Ende fast noch tragisch geendet, denn dieser wollte nach eigenen Angaben hinterher springen, wurde aber von seinem Sohn Harry zurückgehalten. Vater Althoff half dann wenig später seinem Elefanten-Baby aus dem Wasser.
Alles in Allem lief die Sache vor 60 Jahren also mehr als glücklich für Mensch und Tier ab. Zwar war im Waggon der eine oder andere verletzt worden und Tuffis (bereits erwähnten) Schrammen am Hinterteil gilt es auch nicht zu vergessen, aber am Ende schauten die Meisten doch mit einem Lächeln auf dieses Ereignis zurück – und das bis heute! Die Wuppertaler Stadtwerke, die die Fahrt genehmigt hatten, handelten sich allerdings ein Gerichtsverfahren und eine daraus folgende Geldstrafen wegen Transportgefährdung ein! Seitdem gilt die Schwebebahn als Transportmittel für Elefanten als ungeeignet!
Tuffi verdaute den Schock hingegen ganz gut, wurde zu einer stattlichen Elefantendame und wechselte 1968 zum Zirkus Gruss, wo sie bis zu ihrem Tod 1989 lebte.
Autor:Enzo L. Caruso aus Schwelm |
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