"Akte Pinc" - das Buch der Stolperstein-AG des Märkischen Gymnasiums Schwelm
Seit 2006 besteht am Märkischen Gymnasium Schwelm die Stolperstein AG, die Leben und Schicksal der früheren Schwelmer Bürger jüdischen Glaubens erforscht, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, vertrieben und ermordet wurden.
Frühe Mitglieder sind der Schüler-Gruppe entwachsen und studieren längst, jüngere Schülerinnen und Schüler sind nachgerückt. Von Anfang an wird die Gruppe mit Energie und Verve von den Pädagoginnen Gabriele Czarnetzki und Anke Bütz geleitet. Die Schüler haben Archivmaterial gesichtet und Gespräche mit Zeitzeugen geführt, Exkursionenunternommen und Stolpersteine verlegen lassen, den Standortder früheren Schwelmer Synagoge zu bestimmen versucht und Gedenkstunden gestaltet. Mehrfach wurde über ihre Arbeit in Ausstellungen berichtet. Dass die Ergebnisse diesesvielgestaltigen Wirkens nun auch in Buchform vorliegen, verdankt sich einem Impuls von Dr. Ulrike Schrader. Die Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal-Elberfeld regte die AG-Mitglieder an, das Geleistete doch einmal in einer Dokumentation zusammenzufassen.
Das Buch wurde jetzt in der Aula des Märkischen Gymnasiums vorgestellt, es trägt den Titel „Akte Pinc“. „Pinc“ steht für „Nazi-Persecution in thecityofSchwelm“ (Nationalsozialistische Verfolgung in der Stadt Schwelm). Verwirklicht wurde das Projekt dank der ideellen und finanziellen Unterstützung der Wilhelm-Erfurt-Stiftung für Kultur und Natur, Schwelm, und der Stadtsparkasse Schwelm.
"Es geht um die Würdigung der Opfer"
Es gehe um die Würdigung der Opfer, beschrieb Katharina Vogt, Direktorin des Märkischen Gymnasiums, das Leitmotiv dieser besonderen Schülerarbeit. Die Bürger würden erfahren, dass die jüdischen Mitbürger gelebt haben, dass sie verfolgt und ermordet wurden. K. Vogt: „Lokale Vergangenheit ist so wichtig wie große Geschichte. Und Geschichte muss man an sich heranlassen. Stets sei zu fragen: Welche Bedeutung haben die geschichtlichen Ereignisse für die eigene Lebenswelt? Gegen Gleichgültigkeit anzugehen und Zivilcourage zu entwickeln - dies zu vermitteln sei auch eine wichtige Aufgabe der Schule.
Bürgermeister Jochen Stobbe bedankte sich herzlich bei den jungen Leuten für ihre wichtige Arbeit. Das Thema der schrecklichen Verbrechen an den jüdischen Bürgern auch in Schwelm habe Kopf, Herz und Seele der Schüler berührt, und so fänden sich in der „Akte Pinc“ neben nüchternen Berichten auch persönliche Texte wie Kurzgeschichten und Lyrik.
Stobbe erinnerte daran, dass in diesen Tagen der Film „Im Labyrinth des Schweigens“ in die Kinos gekommen sei. Es sei die Geschichte des hessischen Generalstaatanwaltes Fritz Bauer, der gegen eine Welt aus Widerständen die Auschwitz-Prozesse auf den Weg brachte. „Danach konnte niemand mehr sagen, er habe von Nichts gewusst“. Bauer, so Jochen Stobbe, wäre glücklich, wenn er wüsste, dass Menschen wie die Stolperstein-Mitglieder in seinem Sinne um Aufklärung bemüht sind.
AG-Mitglied Davina Hartmann erzählte lebhaft von der Arbeit der Gruppe und legte auf nachdrückliche Weise Zeugnis vom großen Engagement der Gymnasiasten ab. Für einen bewegenden Abschluss sorgte die AG-Schülerin Sina Janssen mit einem selbst verfassten Gedicht - Worte, die ins Herz trafen.
Text: Stadt Schwelm
Foto: Frank Schneidersmann
Autor:Lokalkompass Schwelm aus Schwelm |
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