Bericht einer Praktikantin oder von einzeiligen Meldungen und "Ich bin wichtig!"

Julia Dudeck machte zwei Wochen lang Praktikum in der Redaktion der wap in Schwelm. Foto: Schneidersmann | Foto: Schneidersmann
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  • Julia Dudeck machte zwei Wochen lang Praktikum in der Redaktion der wap in Schwelm. Foto: Schneidersmann
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Das Praktikum, Schrecken aller Schüler. Warum? Allein schon, weil das Wort „Arbeit“ dort mit inbegriffen ist. Schüler und Arbeit – das verträgt sich bekanntlich nicht gern. Für das Schülerpraktikum des Gevelsberger Gymnasiums war es jedoch verpflichtend, die meisten aus meiner Klasse freuten sich schon auf die neue Erfahrung, das Hauptdiskussionsthema der großen Pause waren "Wie sind denn deine Arbeitszeiten?" und "Wo arbeitest du eigentlich?".
Mein eigenes Praktikum absolvierte ich in der Redaktion der „wap“ in Schwelm. Mein erster Eindruck war gut, ich wurde sehr freundlich von Herrn Schneidersmann, dem ich als erstes begegnete, und von Frau Möller-Sendler, die kurze Zeit später dazu kam, empfangen, beide begrüßten mich sehr nett und erschienen mir sympathisch. Im Laufe meines Praktikums lernte ich noch einige andere Mitarbeiter und den Objektleiter kennen, die mich genauso gut aufnahmen.

Ich lernte während meiner Zeit viel dazu, einiges hätte ich in der Schule in so kurzer Zeit wohl nicht gelernt. So war ich zum Beispiel auf einer Bilanzpressekonferenz der Sparkasse Ennepetal, bei der es im Grunde um den Umsatz des Jahres 2011 ging. Es war für mich persönlich ein wenig trocken, aber eine neue Erfahrung. Nach den Vorträgen wurden Fotos gemacht. Jeder Fotograf stellte die Personen jeweils anders hin. Später wurde mir erklärt, dass jeder Fotograf praktisch der „Eigentümer“ seiner Idee, also der Positionen der Personen, war. Das war einleuchtend, schließlich ist es langweilig, in jeder Zeitung von dem gleichen Ereignis das gleiche Foto zu sehen.
Es ist nur logisch, dass ich nicht den ganzen Tag mit irgendjemanden mitfahren und mir irgendwelche Konferenzen anhören konnte, den größten Teil der Zeit war ich tatsächlich in der Redaktion und tippte einzeilige Meldungen ab. Hört sich langweilig an, war es manchmal auch, es machte mir aber trotzdem großen Spaß.

Für meine verpflichtende Praktikumsmappe gab es auch die Kategorie „Arbeitsproben – freiwillig“.
Zu diesen Arbeitsproben konnte ich auch die Buchtipps zählen, die ich in der ersten Woche des Praktikums nach meinem eigenen Büchergeschmack geschrieben hatte. Mir wurde eine eigene Titelseite eingerichtet, so hatte ich die Chance, mir alles selbst zu gestalten. Diese Titelseite war nur für meine Praktikumsmappe und als Erinnerung gedacht, sie würde nicht veröffentlicht werden.

Am Dienstag, dem 26. März, machte ich mich auf in die Fußgängerzone Gevelsbergs, um eine Umfrage zu machen, alleine. Auch hatte ich die Freiheit mir selbst die Frage auszudenken. Mein erster Gedanke war „Was ist ihre Lieblings-Eissorte?“, aber das erschien mir schon im zweiten Moment irgendwie. Also ließ ich meine Gedanken weiter wandern und durch Zufall stolperte ich über die Frage, die ich schlussendlich für die Umfrage nahm. So machte ich mich auf, hoch motiviert, und kehrte ein paar Stündchen später ein wenig deprimiert wieder zu meiner Mutter zurück, die mich in ihrer Mittagspause nach Schwelm zur wap brachte. Ich hatte angenommen, dass viele Menschen viel zu sagen hätten zu der Frage und dem Aufreger-Thema der Medien „Ist das Niveau des Fernsehens im Gegensatz zu früher gesunken?“, aber ich wurde mehr oder weniger so behandelt, als würde ich geradewegs aus einer Müllhalde kriechen, mit der Pest am Leibe und auf eine Art und Weise gehen, die vom Tode auferstandene Zombies zu tätigen pflegten. Und dann auch noch mit einem Foto? – Bloß nicht! Für Interessierte: Der Großteil der Befragten waren der Meinung, dass das Niveau auf jeden Fall gefallen sei, es sie jedoch nicht kümmerte, weil sie entweder eh nur die ersten drei Sender (WDR, ZDF, ARD) gucken, oder, was meiner Meinung nach sowieso ziemlich niederschmetternd und mich den Glauben an das Niveau noch ein kleines Stückchen mehr verlieren lässt, dass sie einfach keine Erwartungen mehr hatten.
Zudem führte ich, natürlich zuvor abgesprochen, ein Interview mit Susanna Brenke durch, die ihr Praktikum im Helios machte und eine Klassenkameradin von mir war. Wir verstanden uns gut, und sie stimmte zu. Das Interview zu organisieren (die Fragen aufschreiben, die man stellt, sich Notizen zu den Antworten machen etc.) hatte mir viel Spaß gemacht und war mir bekannt, denn ich hatte schon einige "Vorerfahrungen" in solchen Dingen durch die Klassenzeitung, die eine ehemalige Freundin und ich einmal gegründet und mit Interviews mit Lehrern und eigenen Berichten bestückt hatten.

Während ich in meinem Praktikum war, nahm ich eine ungewöhnliche Transformation meiner Verwandtschaft wahr. Ich tat es zunächst als gar nichts ab, wenn sie anfingen mich anzugrinsen, wenn ich sagte, ich würde den ganzen Tag Meldungen und Berichte schreiben. Der Zeitpunkt, an dem ich es am Extremsten merkte, war der, als mein Onkel mich nur noch "Karla Kolumna" rief und mein Vater dabei zu kichern begann. Inzwischen hatte ich mich mit anderen Klassenkameraden unterhalten, das Thema war natürlich, wie auch schon in der Schule, das Praktikum. Die meisten waren zufrieden, wie ich hörte, aber manche hatten auch in das sprichwörtliche Klo gegriffen. Nicht etwa, weil sie ausgenutzt wurden, sondern weil die Praktikumsstelle nicht ganz das war, was sie sich vorgestellt hatten. Im Großen und Ganzen waren sie jedoch alle glücklich mit ihrer Wahl des zweiwöchentlichen Arbeitplatzes. Das Fazit für mich ist, dass das Praktikum auf jeden Fall sehr wertvoll für mich war, auch auf persönlichem Niveau.

Julia Dudeck machte zwei Wochen lang Praktikum in der Redaktion der wap in Schwelm. Foto: Schneidersmann | Foto: Schneidersmann
Das Interview mit Klassenkameradin Susanna Brenke war eines der Highlights für Julia. Foto: Jarych | Foto: Jarych
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Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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