Geocaching: Die Corona-Krise macht Sportlehrer kreativ
Sportliche Schatzsuche im Wald
Sport in der Corona-Pandemie ist so eine Sache. Im Frühjahr konnte wochenlang kein Mannschafts- und Vereinssport stattfinden. Die Fitness-Studios hatten geschlossen. Nach einem entspannteren Sommer gibt es das Problem jetzt wieder. Auch in den Schulen zermartern sich die Lehrer die Köpfe, um im Einklang mit der Corona-Schutzverordnung Bewegung und Sport möglich zu machen. Die Kehrseite der zunehmenden Digitalisierung hat man nämlich im Blick: zu wenig Bewegung, zu langes Sitzen und das stundenlange Starren auf einen Bildschirm.
Thorben Monien ist Lehrer an der Dietrich-Bonhoeffer-Realschule in Schwelm. Er kennt das Problem nur zu gut. „Das gute Wetter hat uns bis jetzt ermöglicht, den Sportunterricht nach draußen zu verlegen. Wir haben beispielsweise auf dem Schulhof Sportspiele gemacht wie Gummitwist oder Seil springen. Ausdauerlauf geht auch sehr gut draußen. Meine Sportkollegen und ich veranstalten mit den Schülern Geocaching. Dazu können wir in den nahegelegenen Wald gleich gegenüber der Schule gehen. Das hat den Vorteil, dass die Kinder und Jugendlichen sich an frischer Luft bewegen können und es einfach auch Spaß macht“, erzählt er. Und es gibt noch einen Vorteil: Die Maske wird zwar bis zum Verlassen des Schulgeländes verpflichtend getragen, doch im Wald erfolgt die Aufteilung in Kleingruppen und da ist sie nicht zwingend notwendig.
Ziel des Geocachings ist es, in unbekanntem Gelände ein Versteck aufzuspüren. Dort liegt ein sogenannter „Cache", meist ein kleiner Behälter. In diesem Fall ist es die kleine gelbe Kapsel aus den Überraschungseiern. Wichtigste Voraussetzung für die Schatzsuche ist ein GPS-taugliches Mobilgerät. Das kann ein einfaches Smartphone mit einer entsprechenden App sein. Die Geräte geben den Standort als sogenannte Koordinaten bezogen auf die Längen- und Breitengrade an. So kann man jeden Punkt auf der Erdkugel genau beschreiben. Ein Beispiel nach dem GPS Geoplaner: N 51° 17.076' E 07° 18.192', gesprochen: Nord 51 Grad 17,076 Minuten, Ost 7 Grad 18,192 Minuten. Der Standort befindet sich also auf der Nordhalbkugel zwischen dem 51. und dem 52. Breitengrad und dem 7. und 8. östlichen Längengrad. An dieser Stelle liegt der Ländchenweg 9 in Schwelm und dort befindet sich die Schule.
Sport in der Natur
„Der Aufwand in der Vorbereitung ist zwar hoch, aber es lohnt sich auch“, findet Thorben Monien. Heute ist er mit seiner 7d auf digitaler Schnitzeljagd. In mehreren Kleingruppen müssen sich die Schüler auf die Suche machen und die kleinen gelben Kapseln der Überraschungseier finden. In jedem von ihnen steckt ein Zettel mit den neuen Koordinaten, also dem Versteck der nächsten Kapsel. Fünf gelbe Kapseln gibt es für jede Gruppe. Dabei waren die Schüler in die Vorbereitung eingebunden: Von einer Basis aus wurden jeweils die aufeinander aufbauenden Koordinaten gesucht und an diesen Orten musste ein Versteck für die gelbe Kapsel gefunden werden. Jede der sechs Gruppen ist natürlich mit anderen Koordinaten unterwegs und die Schüler stellen fest: So einfach ist das alles auch nicht. Etwa 25 Minuten Zeit bleiben ihnen für die eigentliche Suche. Die Gruppe von Calvin schießt jedenfalls den Vogel ab – vier von fünf Koordinaten finden sie. Die nicht gefundenen Objekte bleiben natürlich nicht als Müll im Wald liegen, sondern werden später wieder aufgesammelt.
„Viele unserer Schüler verbringen ihre Freizeit nicht im Wald. Für manche von ihnen ist das schon ein Erlebnis. Ich habe auch schon mit einer Schulklasse einfach einen langen Spaziergang im Sportunterricht gemacht. Ich glaube, jede Bewegung an frischer Luft ist gut und in diesen Zeiten ganz besonders“, sagt Thorben Monien. Erschwerend kommt in diesem Fall noch hinzu, dass die Lüftung in der Schul-Sporthalle ohnehin defekt ist und erstmal repariert werden muss. Vorher geht in der Halle sowieso gar nichts.
Viele Kollegen, so Monien, versuchten auch in anderen Unterrichtsfächern die Natur einzubeziehen und Teile des Unterrichts nach draußen zu verlegen. Das geht natürlich nur, solange das Wetter mitspielt. Beim Geocaching mit der 7d sorgte der „goldene November“ für eine gelungene Sportstunde.
Autor:Dr. Anja Pielorz aus Hattingen |
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