Ausstellung im Kellergewölbe
Ikonen des Designs: Doppelausstellung im Schwelmer Museum Martfeld
Wie passen 85 moderne Stühle in das Kellergewölbe einer mittelalterlichen Ritterburg? Hervorragend! Geradezu perfekt, denn es handelt sich um hochwertige Miniaturstühle aus der Sammlung des Schwelmers Dirk Dowald. Mit 85 Objekten zeigt der Sammler einen hervorragenden Überblick über 200 Jahre Geschichte des Produkt-Designs.
Von Lilo Ingenlath-Gegic
Vom preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel über Michael Thonet, von den Wiener Werkstätten bis zum Bauhaus sind alle Stile vertreten. Der Sessel „Poäng“ und der Beistelltisch „Lack“ aus dem bekannten schwedischen Möbelhaus werden den Besuchern bekannt vorkommen. Sie zeigen, dass klassisches Design nicht immer teuer sein muss.
Jede Miniatur ist ein kleines Kunstwerk. Im Maßstab 1:6 angefertigt, bildet sie originalgetreu die großen Design-Vorbilder ab und zeugt von handwerklicher Perfektion. Die ist es auch, die den Sammler Dirk Dowald fasziniert. Einige Sammlerstücke hat er mit handwerklichem Können und Liebe zum Detail originalgetreu selbst gefertigt.
Mit nur wenigen Miniaturen legte er 1996 den Grundstein für die heute umfangreiche Sammlung. Im Ruhestand begann er systematisch zu sammeln. Heute stehen rund 450 kleine Sitzmöbelklassiker bei ihm zu Hause. Einige von ihnen sind in der Ausstellung neben ihrem großen Original platziert.
Im Maßstab 1:3, also doppelt so groß wie die anderen Miniaturen, zieht der Sessel „Little Beaver“ des berühmten Architekten Frank O. Gehry die Blicke auf sich. Er ist das einzige Exemplar dieser Art und aus einem für Möbel ungewöhnlichen Material gefertigt: Gehry schuf massive Möbel aus Wellpappe, dem Material, aus dem er Architekturmodelle baute. Sie wirken wie Skulpturen und weisen durch Steck- und Faltverbindungen eine erstaunliche Tragfähigkeit auf. Die Kartonmöbel als preiswerte und leichte Alternative zu traditionellen Möbeln waren anfangs sehr erfolgreich. Langfristig setzten sie sich in den Wohnzimmern nicht durch, wurden aber zu Designobjekten. Zu den Lieblingsobjekten des Sammlers gehört die Miniatur des Sofas „Lockheed Lounge“ im Flugzeugflügel-Design. Das Original gilt zurzeit als das teuerste zeitgenössische Designobjekt.
Ob kurvig-bewegt oder streng geometrisch, aus Metall, Holz oder Kunststoff, die vielen edlen Objekte bilden einen reizvollen Kontrast zu den Ausstellungsräumen im Schwelmer Museum Martfeld. Die mittelalterlichen Gemäuer des Tonnengewölbes und das angrenzende Barocktreppenhaus feiern ihre Premiere als „Studio-Ausstellungsräume“, die ab sofort häufiger genutzt werden sollen.
„Die Hängung ist hier anspruchsvoller als auf glatten Wänden“, sagt Marko Dowald, der Sohn des Sammlers. Es erweist sich als Glücksfall, dass er Fotograf ist, denn aus dem Auftrag, die Sammlung des Vaters zu fotografieren, machte er großartige Fotokunst. Er schuf drei spannende Serien, in denen er sich den Miniaturen nähert: „einszusechs“ zeigt jeweils eine Miniatur und ihr großes Vorbild, bei „Konturen“ führt die Nahsicht zu großer Abstraktion und erzählt neue Geschichten. In der dritten Serie „Werkstoff“ ergeben sich aus der Materialgleichheit spannende Konstellationen. Ein Stuhl scheint aus Legosteinen zu entstehen, ein anderer befindet sich in einem Meer von Streichhölzern.
Ein Besuch dieser besonderen Ausstellung lohnt sich auch, weil seit vielen Jahren die Miniaturen des Vitra Design Museums und anderer Hersteller nicht mehr öffentlich zu sehen sind.
Die Ausstellung im Museum Haus Martfeld Schwelm ist vom 8. Mai bis 31. Juli geöffnet: Di. 14 – 17 Uhr und Sa./So. 12 – 17 Uhr.
Autor:Lokalkompass Schwelm aus Schwelm |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.