Krieg in der Ukraine
Welle der Hilfsbereitschaft: EN-Kreis gibt Hinweise zu Spenden und Hilfsangeboten für die Kriegsopfer
Ein Angriffskrieg in Europa, Bombenterror gegen unschuldige Menschen und das - nimmt man die ukrainischen Großstädte Kiew und Charkiw als Entfernungsmaßstab - weniger als 2.000 Kilometer vom Ennepe-Ruhr-Kreis entfernt.
Die Erschütterung über das damit verbundene Leid für Millionen Ukrainer sowie das Entsetzen über die Attacke auf grundlegende europäische Werte und die Demokratie waren auch in der Videokonferenz zu spüren, in der sich Landrat Olaf Schade heute mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern der neun Städte des Ennepe-Ruhr-Kreises über die Lage ausgetauscht hat. Alle Beteiligten waren sich in der Verurteilung des russischen Angriffs und der Solidarität mit dem ukrainischen Volk einig.
Als "großartig" lobten die Verwaltungsleitungen die Reaktionen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort. Sie seien nicht nur auf die Straße gegangen, um klare Botschaften der Solidarität zu senden. Sie seien wie bei ähnlichen Ereignissen in den letzten Jahren auch extrem hilfsbereit.
Die größte Herausforderung sehen die Verantwortlichen in Kreishaus und Rathäusern derzeit darin, dass nur schwer abzuschätzen ist, was genau auf sie zukommen wird. Unabhängig davon werde aber überall das vorbereitet, was vorbereitet werden könne. Hierzu zählen beispielsweise die Suche nach und das Einrichten von Unterkünften, das Klären von Ansprechpartnern sowie vieles rund um Betreuen und Verpflegen.
Momentan sind Geldspenden gefragt
Damit die Hilfsangebote der Bürger möglichst zielgerichtet und bedarfsorientiert gestaltet werden können, sollten diese sich an folgenden Punkten orientieren:
Sachspenden sind nach übereinstimmender Einschätzung vieler Akteure aktuell nicht erforderlich. Derzeit gelingt es den primären Zielstaaten der Geflüchteten augenscheinlich, diese ausreichend zu versorgen. Bereits angelaufene Sammelaktionen können und sollen natürlich fortgesetzt werden. Jeder der helfen möchte, sollte seinen Fokus aber vor allem auf eine Geldspende legen. Adressaten hierfür sind die bekannten Hilfsorganisationen.
Fahrten an die ukrainische Grenze, die das Ziel haben, selbstständig Flüchtlinge anzusprechen und in den Kreis zu transportieren, sollten aufgrund der unübersichtlichen Situation nicht unternommen werden. Hier sei es sinnvoller, dem gängigen Verfahren Vorrang zu geben: Ankommende Flüchtlinge werden an den jeweiligen Landesgrenzen in Empfang genommen und registriert, ihre Unterbringung wird ebenfalls organisiert.
Abhängig von der weiteren Entwicklung würden die Europäische Union, der Bund und das Land NRW notwendige Regelungen treffen, um ein geordnetes Verfahren möglich zu machen. Bis es so weit ist, rechnen die Verantwortlichen im Ennepe-Ruhr-Kreis mit Einzelpersonen, Familien oder kleinen Gruppen, die aufgrund von privaten Beziehungen aus der Ukraine direkt in den Kreis kommen.
"Sie sind hier ebenso willkommen wie diejenigen, die in den nächsten Wochen und wohl auch Monaten noch Zuflucht bei uns suchen werden", betonen der Landrat sowie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Damit verbinden sie mit Blick auf die vermutlich steigende Zahl von Flüchtlingen den vorbeugenden Aufruf: "Wenn Sie privat Unterbringungsmöglichkeiten für geflüchtete Familien haben, melden Sie diese gerne bereits jetzt. Ansprechpartner ist Ihre Stadtverwaltung."
Ein Aufruf in Sprockhövel wurde bereits gestartet, ob Personen Wohnungen im Stadtgebiet Sprockhövel zur Unterbringung von Geflüchteten bereitstellen können. Weitere Hilfsangebote werden nun gesucht:
Um das ehrenamtliche Engagement seitens der Bürger gebündelt zu koordinieren, bittet die Stadt Sprockhövel darum, die Hilfsangebote über das Online-Formular auf der Internetseite der Stadt Sprockhövel zu melden. Gesucht werden weiterhin Unterbringungsmöglichkeiten sowie mögliche Sprachvermittler, die Ukrainisch oder Russisch sprechen.
Welches Visum wird benötigt?
Die Ausländerbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises - zuständig für alle Städte außer Witten - bekommt derzeit erste Fragen von Angehörigen ukrainischer Staatsbürger und weist deshalb auf die aktuell geltenden Regeln hin: Ukrainische Staatsangehörige mit biometrischem Pass können visumsfrei in die Europäische Union, also auch nach Deutschland, einreisen. Sie dürfen sich hier drei Monate lang visumsfrei aufhalten. Anschließend können sie mit Hinweis auf die Lage in der Ukraine bei der Ausländerbehörde ein Visum für weitere 90 Tage beantragen. Das Visum berechtigt nicht zur Erwerbstätigkeit. Auch die Inanspruchnahme von öffentlichen Leistungen ist nicht möglich.
Bestandteile dieser Regeln könnten sich sehr zeitnah ändern. So wird erstmalig in der Geschichte zurzeit auf europäischer Ebene über das Aktivieren der sogenannten "Flüchtlingsmassenzustrom-Richtlinie" verhandelt. Mit ihr könnten Flüchtlinge aus Kriegs- oder Bürgerkriegsgebieten europaweit Aufenthaltstitel für bis zu drei Jahre erhalten.
Autor:Lokalkompass Schwelm aus Schwelm |
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