Wie haben Sie die Öffnung der Mauer am 9. November 1989 erlebt? EN-Promis erzählen

Bundestagsabgeordneter René Röspel
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Es gibt geschichtsträchtige Momente, die brennen sich in unser Gedächtnis ein und eigentlich weiß jeder, was er an diesem Tag gemacht hat und wie ihn die Ereignisse bewegt haben. Dazu gehört die persönliche Historie wie Hochzeitstag oder die Geburt eines Kindes. Und Tragödien wie der 11. September oder Highlights wie der Fall der Mauer am 9. November 1989. Die wap hat sich mal bei bekannten Menschen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis umgehört: Wie haben Sie den Fall der Mauer erlebt? Wie haben Sie von der Nachricht erfahren? Was haben Sie an diesem Abend gemacht?

SPD-Bundestagsabgeordneter René Röspel: „Am 9. November 1989 steckte ich mitten im Studium an der Ruhr-Uni in Bochum. Wie jeden Abend fuhr ich mit dem Zug nach Hagen zurück und sah erst spät im Fernsehen die Bilder aus Berlin, die ich dann völlig gebannt und beeindruckt verfolgt habe. Das war ein wichtiger und zukunftsweisender Moment, der mich besonders rührte, weil das für mich auch das Ende des Ost-West-Konflikts bedeutete. Die Teilung wird einem in Berlin oft in Erinnerung gerufen; heute werde ich jedes Mal, wenn ich wie selbstverständlich zum Reichstag gehe, daran erinnert, dass ich vor 22 Jahren noch vor einer Mauer hätte Halt machen müssen!“

Schwelms Bürgermeister Jochen Stobbe: „Ich arbeitete an diesem Tag lange und hörte deshalb keine Nachrichten. Da rief mich ein Verwandter an und erzählte mir, die Mauer sei geöffnet worden. Noch eher als Erstaunen oder Freude verspürte ich eine unglaubliche Erleichterung darüber, dass plötzlich ein Riesendruck von den Menschen genommen war. Ein Druck, der mir allein als DDR-Tourist schon zu schaffen gemacht hatte, als ich eine Tante auf Rügen besucht hatte. Jedesmal diese entwürdigenden Szenen an der Grenze und die Erkenntnis, dass ein einziges falsches Wort einem die falschen Leute ins Haus bringen konnte....Und nun sollte es diese permanente unterschwellige Belastung, die fühlbar bis in den Alltag der Menschen in der DDR hineingekrochen war, nicht mehr geben? Ich war ganz einfach froh! “

SPD-Landtagsabgeordneter Hubertus Kramer: „Ich erinnere mich vor allem noch an die Bilder im Fernsehen, die gezeigt wurden: DDR-Bürger, die mit Trabis oder zu Fuß die Grenze passsierten, diese ungeheure Euphorie auf beiden Seiten. Beruflich war ich damals in Hagen und habe in der Ausgabestelle mitgeholfen, wo das so genannte Begrüßungsgeld an die DDR-Bürger verteilt wurde, die sonntags ihre Verwandten im Westen besuchen kamen. Ich war völlig verblüfft, dass so viele Menschen den weiten Weg von der Grenze bis nach Hagen kamen- an einem Sonntag waren es mehrere hundert!“

Gevelsbergs Bürgermeister Claus Jacobi: „Vom Mauerfall erfuhr ich im Wohnzimmer meiner Eltern vor dem Fernseher. Ich habe es als ein politisches Wunder empfunden. In meiner Jugend und Kindheit hatte immer nur die Realität eines geteilten Deutschlands stattgefunden. Dass diese bedrückende Wirklichkeit von den Menschen in einer friedlichen Revolution in nur wenigen Wochen aufgelöst wurde, hätte ich mir nur wenige Monate zuvor kaum vorstellen können.“

Pfarrer Armin Kunze aus Ennepetal: „An den 9. November 1989 kann ich mich gut erinnern... Wir wohnten damals als Studenten in Münster. Abends sah ich im Fernsehen die Nachrichten. Dann kam die inzwischen berühmte Szene mit Günter Schabowski: stammelnd, ahnungslos im Blick auf die Folgen und in schönstem ,politbürodeutsch‘ tat er seinen Untertanen die neuen Reiseregelungen kund. Ich dachte still bei mir: ,...damit ist ja eigentlich die Mauer überflüssig...‘ Ohne wirklich zu ahnen, was sich daraus entwickeln könnte, bin ich anschließend mit meiner Frau in der Stadt unterwegs gewesen. Spät Abends heimgekehrt war meine kleine Welt inzwischen eine andere. Wenn ich heute an den 9. November 1989 zurückdenke, erfüllt mich das mit Freude und Dankbarkeit.“

CDU-Bundestagsabgeordneter Dr. Ralf Brauksiepe: „Ich war im siebten Semester, die Examensarbeit stand bevor, und ich blieb an diesem Abend etwas länger an der Uni. Zu Hause warf ich nichtsahnend den Fernsehen an und war total überrascht. Ich hatte natürlich die Entwicklung verfolgt - vier Wochen zuvor waren wir mit dem Wittener Mandolinen- und Gitarrenorchester zum 40. Geburtstag der DDR noch an der Mauer gewesen und hatten dort bereits Proteste erlebt Ich war sehr glücklich, was ich da jetzt im Fernsehen sah.“

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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