Neue Entwicklung im PCB-Fall
Kreis findet weitere mögliche Verursacherfirma in Witten
Aktuell steht im PCB-Skandal die Firm BIW aus Ennepetal im Fokus. Doch nun gibt der Kreis bekannt, dass ein weiteres Unternehmen zur PCB-Belastung im Kreis beigetragen haben könnte. Im Blick ist nun eine Firma aus Witten.
Man wollte wohl auf Nummer sicher gehen. Gemeinsam mit dem Landesministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz (LANUV) hat sich der Kreis auf die Suche nach weiteren Firmen gemacht, die, wie das Ennepetaler Unternehmen biw im Produktionsprozess auf sogenannte Vernetzer mit Chlor setzten, durch die PCB 47, 51 und 68 entstehen und in die Umwelt gelangen können. NRW-weit habe man recherchiert um eine " Positiv-Liste potentieller PCB-Emittenten" zu erstellen. So rückte die Firma aus Witten in den Fokus: "Die Ermittlungen des Landes sind zwar noch nicht abgeschlossen. Klar ist aber: Auf der Liste dieser silikonverarbeitenden Betriebe findet sich ein Unternehmen aus Witten. Der Standort liegt im Gewerbegebiet Rüdinghausen", erklärt Landrat Olaf Schade.
Proben hoch belastet
Noch will man den Namen des Unternehmens nicht bekannt geben. Dies ließe der derzeitige Erkenntnisstand nicht zu, so die Kreisverwaltung. Bisher gäbe es keinerlei Wissen darüber, ob PCB 47, wie in Ennepetal, im Umfeld des Betriebes zu finden ist. Was jedoch bekannt ist, ist alarmierend: "In Proben, die aus dem Produktionsprozess genommen worden sind, konnte PCB 47 in einer Menge von bis zu 390 mg/kg festgestellt werden. Eine Belastung, die ausreichend ist, um den Fund als 'gefährlichen Abfall' einzustufen. Die Grenze hierfür liegt bei 50 mg/kg", lässt die Kreisverwaltung mitteilen.
Erste Löwenzahnproben im März
Aufgrund der Ereignisse in Ennepetal und der daraus gewonnenen Erfahrung hätte sich der Kreis entschlossen, bereits jetzt an die Öffentlichkeit zu gehen. In einem nächsten Schritt sollen ähnliche Verfahren anlaufen, wie in Ennepetal. Auch im Wittener Fall setzt man zunächst auf Löwenzahnproben. "Wo genau die Proben genommen werden, muss noch geklärt werden. Abhängig ist dies unter anderem von der Hauptwindrichtung im Umfeld des Unternehmens", erläutert Wolfgang Flender, Abteilungsleiter Umwelt im Schwelmer Kreishaus. Nach seinen Worten will das LANUV den Beginn der Vegetationsperiode im März abwarten. Für diesen Zeitpunkt sei die Probennahme in Aussicht gestellt.
Noch weit von Blutproben entfernt
Heißt im Klartext: Vor März geschieht zunächst nichts. Dann werden Löwenzahnproben genommen. Sollten diese nach einem aufwendigen Verfahren positiv auf PCB getestet werden, folgen - wie jüngst in Ennepetal - Grünkohl und Bodenproben. Auch Blutproben sind im Bereich des Möglichen, doch: "Wie gesagt, davon sind wir in Witten aktuell noch weit entfernt", so Flender.
Man steht noch am Anfang
Der PCB-Skandal in Ennepetal könnte also erst der Anfang gewesen sein, hinter dem eine viel größere Misere steckt. Denn trotz des Skandals ist klar: "Die Anlagen, über die wir sprechen, sind nach Bundes-Immissionsschutzgesetz nicht genehmigungsbedürftig, der Vernetzer ist erlaubt." Es könnten also noch viel mehr Unternehmen mit dem chlorhaltigen Vernetzer arbeiten und bisher unentdeckte PCB-Verursacher sein. Die Diskussion über die mit ihm verbundene PCB Gefahr stehe landes- und bundesweit erst ganz am Anfang, heißt es vom Kreis.
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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