"Kein normales Home-Office"
Drei Fragen an Landrat Olaf Schade zu seiner Quarantäne
Seit dem vergangenen Wochenende befindet sich Landrat Olaf Schade (SPD) als sogenannte Kontaktperson in häuslicher Quarantäne, weil er zuvor an einer Sitzung teilnahm, bei der jemand nachträglich positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Die wap sprach mit Schade über diese besondere Situation, die noch bis Ende kommender Woche andauern wird.
Von Vera Demuth
1. Wie geht es Ihnen?
Mir geht es einigermaßen gut. Ich bin ein bisschen erkältet, und es kratzt im Hals, aber ich bin nicht körperlich krank. Aber es ist sehr merkwürdig, zu Hause zu sein.
2. Wie gut gelingt es Ihnen, Ihren Alltag und Ihre Amtsgeschäfte aus der Quarantäne heraus zu regeln?
Das funktioniert, aber der Charakter der Amtsgeschäfte hat sich völlig verändert. Zum Beispiel hätte ich an einem Morgen ein Treffen mit Oberbürgermeistern und Landräten gehabt. Stattdessen haben wir eine Telefonkonferenz gemacht. Auch das Bearbeiten von Texten und Mails funktioniert. Aber bei anderen Dingen bin ich nicht mehr dabei. So hätte es zum Beispiel eine Ordensverleihung gegeben.
Ich bin gern Landrat und mag es, mit anderen Menschen etwas für den Kreis in Bewegung zu setzen. Jetzt kann ich nicht mehr als die Tagesordnung abarbeiten. Ich kann telefonieren und schreiben, aber das ist wenig kreativ. Es ist ein Unterschied, ob sechs Personen an einem Tisch und mit einer Tasse Kaffee zusammensitzen oder ob sie in einer Telefonschalte Entscheidungen hintereinander treffen.
Ich gucke aus meinem Fenster auf einen Radweg. Die Magnolien kommen raus, die Forsythien blühen, und die Vögel sind unterwegs. Ich würde gern nach draußen gehen, aber ich darf nicht. Das ist kein normales Home-Office.
3. Muss man Angst vor der Quarantäne haben?
Nein, man muss keine Angst davor haben.
Ich fand Angela Merkels Ansprache im Fernsehen gestern Abend sehr bewegend. Es geht darum, im übertragenen Sinne eng beieinander zu stehen. Meine Quarantäne passt zu der Situation, in der wir alle sind, dass man sich nicht zu nahe kommen sollte. Ich habe die Hoffnung, dass wir, wenn wir disziplinierter sind, uns etwas zusammenreißen und aufeinander achten, die Schwächsten in der Gesellschaft schützen.
Autor:Vera Demuth aus Bochum |
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