Suzana Krasniqi ruft ein Lächeln hervor und für Lars Beuth ist sein Beruf eine Berufung
Zwei Pfleger mit ganz viel Herz aus Ennepetal und Gevelsberg
von Dr. Anja Pielorz
Unter dem Titel „Patient Pflege?“ haben wir in den vergangenen Monaten verlagsweit das Thema Pflege aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Zum Finale der Serie haben wir „Pfleger mit Herz“ gesucht und natürlich sind wir auch in der WAP-Region fündig geworden.
Sie ist eine Pflegerin mit Herz – das jedenfalls findet Robert Witte, der die 45-jährige Albanerin Suzana Krasniqi für die Serie „Pfleger mit Herz“ vorgeschlagen hat. Ihre liebevolle und natürlich Art habe sehr positiv auf seine blinde und körperlich stark eingeschränkte Schwiegermutter gewirkt. Vor allem habe sie einen Blick für die Bedürfnisse von Menschen.
Gevelsberg. Dabei hat die zweifache Mutter selbst eine bewegende Geschichte. 2015 flüchtete sie mit ihrem Mann und den zwei Töchtern von Albanien nach Deutschland. In ihrer Heimat hatte sie 23 Jahre lang die kranke Schwiegermutter zuhause versorgt. Nun stand die Familie vor einem schwierigen Neuanfang. Ungeklärt die Frage nach einer Bleibe in Deutschland, keine Arbeit und eine unsichere Zukunft.
Deutsch war eine Fremdsprache
Die heimischen Autoren Klaus Hufnagel und Jürgen Taake lesen immer mal wieder an verschiedenen Orten kurze Geschichten – Klaus Hufnagel ist auch in der Flüchtlingshilfe im Ennepe-Ruhr-Kreis aktiv und lernte die Albanerin kennen. Damals war Deutsch im wahrsten Sinne des Wortes eine Fremdsprache für die sympathische Frau. Hufnagel kümmerte sich und vermittelte einen Kontakt zu Kerstin Thiel, Einrichtungsleitung im Elfriede-Hetzler-Seniorenzentrum der Arbeiterwohlfahrt in der Kampstraße in Gevelsberg. Dort absolvierte Suzana ein Praktikum und ihre liebevolle Art, mit den Bewohnern umzugehen, überzeugte Kerstin Thiel sofort. Deshalb bot sie ihr einen Vertrag als Pflegeassistentin an. „Das war vor drei Jahren“, so Kerstin Thiel.
Für Suzana Krasniqi und ihre Familie der Start in ein neues Leben. Mittlerweile hat auch der Familienvater einen Job gefunden, die Töchter sind 17 und 21 Jahre alt und in Schule und Ausbildung und wenn die Familie noch weitere zwei Jahre ohne staatliche Unterstützung auskommt, dann winkt die unbefristete Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland. „Wir möchten auf jeden Fall hier leben“, sagt Suzana Krasniqi und freut sich sehr über die Auszeichnung „Pflegerin mit Herz“. Die Wertschätzung für ihre Arbeit unter den schwierigen Bedingungen ihres persönlichen Schicksals tut ihr gut.
Anteilnahme ausgezeichnet
„Sie konnte zu Beginn wirklich kaum Deutsch und hat mit der non-verbalen Kommunikation unseren Bewohnern sehr gutgetan. Sie berührt sie gern, nimmt liebevoll in den Arm und schenkt Wärme. Sie zaubert vielen Bewohnern ein Lächeln ins Gesicht“, sagt Kerstin Thiel. Die Einrichtungsleitung hält große Stücke auf die junge Frau und möchte sie gern zu einer Ausbildung motivieren. Neben den Tätigkeiten in der Grundpflege ist es vor allem die Anteilnahme, die Suzana Krasniqi auszeichnet. „Manchmal muss man sie fast vor sich selbst schützen“, lächelt Kerstin Thiel. Suzana selbst sagt: „Ich komme so gern hierher. Für mich ist Kerstin Thiel wie ein Engel und hier zu leben ist das Paradies. Das hat Mama gesagt, die uns hier einmal besucht hat.“
Die Einrichtung in Gevelsberg verfügt über 82 Betten und beschäftigt siebzig Mitarbeiter. Eine von ihnen, Suzana Krasniqi, hat die Auszeichnung „Pflegerin mit Herz“ bekommen – sie trägt sie mit Freude und stellvertretend für viele weitere liebevolle Menschen in der stationären Pflege.
Lars Beuth ist ein Pfleger mit Herz
„Ich bin seit 21 Jahren in der Pflege und ich möchte nichts anderes machen. Für ältere Menschen da zu sein und ihnen mit Liebe und Respekt zu begegnen, das ist mehr als ein Beruf.“ Das sagt Lars Beuth (40), seit 2003 Pfleger im Haus Elisabeth in Ennepetal. Er wurde von einer Leserin vorgeschlagen für den „Pfleger mit Herz“. Wir haben ihn an seinem Arbeitsplatz besucht.
„Eigentlich wollte ich mal Informatiker werden. Ich habe auch an Zahntechniker gedacht, doch dann habe ich ein Praktikum in der Pflege gemacht. An meinem ersten Tag haben mir Pfleger ein Druckgeschwür bei einem Bewohner gezeigt und danach bin ich dann frühstücken gegangen. Schon damals hat man mir mit auf den Weg gegeben, ich wäre für den Pflegeberuf ein geeigneter Kandidat“, lacht Lars Beuth. Das sah er genauso. Er machte seine Ausbildung, leistete den Zivildienst und arbeitet als examinierter Altenpfleger mittlerweile seit mehr als zwanzig Jahren in der Pflege.
„Zuhause halten mich zwei kleine Kinder auf Trab, im Berufsalltag steht die Zuwendung zu den Senioren, die am Ende des Lebens stehen, im Mittelpunkt. In meinem Alltag gibt es die ganze Zeitspanne des Lebens“, sagt er. Und ergänzt nachdenklich: „Am Anfang meines Berufslebens habe ich noch Angst vor Sterben und Tod gehabt. Aber man muss sich seinen Ängsten ja stellen und heute ist es für mich so, dass ich denke, nach dem Tod sind die Menschen an einem besseren Ort.“
Wichtig ist ihm, würde- und respektvoll mit den Senioren in seinem Beruf umzugehen.
Liebevoll und geduldig
108 Menschen leben im Haus Elisabeth, 27 von ihnen in der Wohneinheit, die von Lars Beuth betreut werden. „Je länger sie bei uns leben, desto persönlicher wird natürlich auch die Nähe, die man zu den Menschen aufbaut. Trotzdem ist es wichtig, eine gewisse Distanz zu halten, sonst könnte man den Beruf nicht ausüben. Aber Empathie ist wichtig und gehört unbedingt in den Alltag, ebenso der Respekt. Der Mensch bleibt Mensch bis zum Schluss und das darf man nie vergessen.“
Ein Gefühl der Überwindung in bestimmten pflegerischen Situationen habe er allerdings nie gehabt. „Für mich ist mein Beruf ein Traumberuf. Ich fühle mich von Bewohnern und Angehörigen wertgeschätzt in meiner Arbeit und meiner Person. Wir sind viel mehr als Menschen, die einen Rollstuhl schieben, Grundpflege leisten und Essen anreichen.“
Für manche Bewohner, die bettlägerig sind und nichts mehr aus eigener Kraft leisten können, ist Lars Beuth quasi die ganze Welt. Aber, so der Pfleger, der gerade wegen seiner liebevollen und geduldigen Art geschätzt wird, ohne das Team könne man seinen Beruf nicht erfüllen. Für Lars Beuth ist sein Beruf eine Berufung.
Schöne Würdigung
Petra Tuin, Pflegedienstleitung im Haus Elisabeth, freut sich genau wie der Pfleger über die Auszeichnung „Pfleger mit Herz“. „Wir bieten ab der Schule verschiedene Praktika an und bilden derzeit zwanzig Menschen zu examinierten Pflegekräften aus. Es ist ein wunderbarer Beruf mit viel Herz. Und es ist schön, dass die liebevolle Zuwendung für die Menschen in der Person von Lars Beuth eine Würdigung erfährt.“
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Autor:Nina Sikora aus Essen |
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