Schwelmer spenden Mitgefühl, Mut und Geld
Wenn Nächstenliebe online geht
Elf Tage ist es her, dass ein Brand in der Kölner Straße elf Menschen ihr Hab und Gut und Zuhause nahm. 1.418 Menschen wollen den Opfern der Brandkatastrophe online helfen. Eine Chronik der Nächstenliebe 2.0.
von Nina Sikora
Dicker, schwarzer Rauch steigt von der Innenstadt auf. Es ist der 10. August, der Tag an dem elf Menschen in Schwelm ihr Zuhause verloren. In der Kölner Straße frisst sich das Feuer durch das Fachwerk der Häuser mit den Hausnummern 20, 22 und 24. Noch während die Feuerwehr den Brand bekämpft und mit fast unmenschlicher Kraft verhindert, dass noch mehr Häuser zu schaden kommen, formiert sich im Internet eine Gruppe, die neben den Brandbekämpfern selbst in den folgenden Tagen zu einer Heldentruppe werden sollte.
10. August: Auf Initiative von Diana Dudde und Natascha Grieger sowie einigen weiteren Privatleuten entsteht online die Facebookgruppe "Spendengruppe für die Opfer des Brandes in der Kölnerstrasse am 10.08.2019" und die Spendenaktion bei Facebook. "Die Betroffenen haben alles verloren und wir versuchen die Not etwas abzufangen und möchten auf diesem Weg etwas Geld sammeln, um die Familien zu unterstützen", heißt es im Spendenaufruf. Noch am Abend des Brandes wird ein unfassbares Zwischenergebnis erzielt. Diana Dudde schreibt um 23.55 Uhr in die neue Gruppe: "Schwelm hält zusammen! Ihr seid großartig!! Update: Gesamtsumme bis jetzt 11.000 Euro!!" Ganz nebenbei informiert die Gruppe in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr über den Brand und koordiniert mit und für die Betroffenen die ersten akuten Hilfsmaßnahmen.
11. August: "Es wurden schon die ersten Bargeld-Spenden überreicht, damit morgen schon mal das wichtigste wie Unterwäsche, Arbeitskleidung und wichtige individuelle Kosmetikartikel gekauft werden können", informiert Gruppenadmin Dudde die Mitglieder einen Tag nach dem Brand. Schneller und direkter kann Hilfe kaum funktionieren. Keine 24 Stunden nach der Katastrophe ist nicht nur die Grundversorgung gewährleistet. Nein, die Hilfe geht noch viel weiter: "Handys, die verbrannt sind, wurden dank euch schon wieder ersetzt. Wie Sabine Placke schon geschrieben hat, haben eure privaten Kleidungsspenden die Menschen ausreichend versorgt. Vor allem der kleine Junge hat viele Sachen bekommen und ist gut versorgt." Die als Hebamme tätige Initiatorin kann selbst kaum glauben, wie groß die Hilfsbereitschaft ist: "Ich kenne viele der Anwohner schon mein ganzes Leben und komme aus dem Staunen nicht mehr raus. Wie viele Menschen doch helfen wollen, obwohl sie die Menschen nicht kennen. Ihr Menschen da draußen, ihr seid großartig. Wie schön, dass Schwelm zusammen hält und den Familien wieder einen Lichtblick gegeben hat. Und sei es nur die Anteilnahme. Es tut gut zu wissen, dass in der Not so viele da sind und helfen."
12. August: Admin Tanja Grarz verkündet, dass Spendendosen überall aufgestellt wurden und postet eine fast endlose Liste von Standorten bei lokalen Einzelhändlern. "13.000 Euro!! Ohne das, was in den Spardosen ist! Ihr seid toll!!", postet Dianan Dudde kurz drauf.
13. August: "Vielen lieben Dank im Namen aller Helfer und Betroffenen. Wir sind überwältigt und die Familien können nicht glauben, was ihr gespendet habt, an Hilfen anbietet und ohne zu bitten erledigt", fasst die Hebamme den dritten Tag zusammen.
14. August: Es geht immer mehr um praktische, statt reine finanzielle Hilfe. "Hat jemand eine Wohnzimmer Schrankwand?" oder "Suchen ein Bett 1,80m mal 2m", lauten nun vorrangig die Posts, denn die Gruppe ist dabei für die Brandopfer neuen Hausrat zu organisieren. Auch in den folgenden Tagen mehren sich die Posts mit Fragen nach Möbeln oder Helfern für die Umzüge in oder Renovierungen der neuen Wohnungen für die Geschädigten.
17. August: "Wir haben bis jetzt 17.000 Euro gesammelt", teilt Diana Dudde vergangenen Samstag ihren über 1.400 Mitgliedern mit. Und die warten längst nicht mehr nur auf Anweisung der Administratorin, sondern entwickeln immer mehr eigene Ideen, um weiter zu helfen. Auf dem Feierabendmarkt werden Matschbrötchen, eigens angefertigte Bilder von Schwelmer Künstlern oder Gulli-Shirts verkauft, Frisöre bieten den Opfern kostenlose Haarschnitte an, der FSV Gevelsberg und die EN Baskets sind mit eigenen Spendenaktionen dabei und die Hilfsbereitschaft findet kein Ende.
21. August: Heute ist der Tag an dem auch Sie, liebe Wap-Leser, sich noch mit einer Spende an der Hilfe für die Menschen, die an einem Tag alles verloren haben, beteiligen können. Online sowie offline.
Hier kann gespendet werden:
- Gespendet werden kann über Paypal: spende-altstadtbrand@gmx.de
- Auch gibt es ein Spendenkonto: Kontoinhaber: Diana Dudde, Vermerk: Brand in der Kölner Straße, Konto: DE33 5001 0517 5428 104178
- Die Facebookspendenaktion läuft auch noch. Klicken Sie HIER, um direkt dorthin zu gelangen.
Autor:Nina Sikora aus Essen |
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