Auf Pflegetour
Unterwegs in der Pflege, im Dienst am Menschen

Ambulante Pflegedienste machen es möglich, dass Menschen länger in ihrem Zuhause bleiben können anstatt ins Heim zu gehen. In unserem neuen Teil der verlagsweiten Pflegeserie auf begleitet die Wap Pflegefachkraft Stefanie Ostholt von der „Häuslichen Kranken- und Seniorenpflege Bernd Glacza“ auf ihrer Tour. Dabei besucht sie auch das Ehepaar Fischer: Er leidet an Parkinson und benötigt achtmal am Tag pünktlich seine Medikamente. Ohne den Pflegedienst als Unterstützung für die Ehefrau nicht leistbar. | Foto: Anja Pielorz
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  • Ambulante Pflegedienste machen es möglich, dass Menschen länger in ihrem Zuhause bleiben können anstatt ins Heim zu gehen. In unserem neuen Teil der verlagsweiten Pflegeserie auf begleitet die Wap Pflegefachkraft Stefanie Ostholt von der „Häuslichen Kranken- und Seniorenpflege Bernd Glacza“ auf ihrer Tour. Dabei besucht sie auch das Ehepaar Fischer: Er leidet an Parkinson und benötigt achtmal am Tag pünktlich seine Medikamente. Ohne den Pflegedienst als Unterstützung für die Ehefrau nicht leistbar.
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Unterwegs in der Pflege, im Dienst am Menschen Im Dezember 2017 waren 3,41 Millionen Menschen pflegebedürftig. Gut drei Viertel von ihnen werden Zuhause versorgt, oft unter Einbezug eines ambulanten Pflegedienstes. Wir sind mit auf Tour gegangen und haben die examinierte Pflegefachkraft Stefanie Ostholt von der „Häuslichen Kranken- und Seniorenpflege Bernd Glacza“ in Gevelsberg begleitet. Die Fachkraft ist seit 27 Jahren in der Pflege tätig.

von Dr. Anja Pielorz

Gevelsberg. Eine Tour von ihr kann bis zu 25 Patienten umfassen – das liegt daran, dass sie überwiegend in der Behandlungspflege im Einsatz ist. „Dazu zählen beispielsweise die Medikamentengabe, das Anlegen von Kompressionsstrümpfen, die Wundversorgung, die Gabe von Insulin und das Messen der Blutzuckerwerte. Für eine Grundpflege – also Waschen und Ankleiden – braucht man selbstverständlich viel mehr Zeit.“

Gespräch mit den Patienten wichtig

Im Einsatz ist Stefanie Ostholt meistens in Gevelsberg. „Grundsätzlich sind wir aber für den ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis tätig“, so Bernd Glacza, Leiter der Einrichtung. Viele Patienten sind alleinstehend und/oder können das Haus oder die Wohnung nicht mehr alleine verlassen. „Deshalb ist das Gespräch mit den Patienten auch so wichtig. Unser Besuch kann im Alltag durchaus ein Höhepunkt sein“, erzählt Stefanie Ostholt und schließt – nach kurzem Klingeln – die Haustür beim nächsten Patienten auf. Oft haben die Pflegefachkräfte einen Schlüssel. „Trotzdem klingeln wir natürlich, denn wir wollen ja niemanden überfallen“, lächelt sie.

Bedürfnisorientiertes Arbeiten ist wichtig

Bei Ehepaar Fischer ist wieder eine Medikamentengabe fällig. „Mein Mann leidet an Parkinson“, erzählt seine Frau. Er ist deshalb auf eine sehr regelmäßige Medikamentengabe angewiesen und das achtmal am Tag. Für die noch berufstätige Ehefrau nicht immer leistbar. „Selbstverständlich gebe ich ihm die Medikamente, wenn ich daheim bin. Aber das bin ich nicht immer und deshalb brauche ich die Unterstützung durch den Pflegedienst“, sagt sie.

Stefanie Ostholt ist routiniert, holt ein Glas Wasser, spricht mit dem Patienten und gibt ihm die notwendigen Medikamente. Die Wochenschachtel steht übrigens außerhalb der Wohnungstür in einem Flurschrank. Das ist gefahrloser, denn so geht der Patient nicht auf eigene Faust an die Schachtel.
Wichtig ist der Fachkraft, bedürfnisorientiert zu arbeiten.

Es entsteht eine Bindung

Bei der nächsten Patientin wird neben der Medikamentengabe auch schon einmal der Müllbehälter runtergebracht. „Kleinigkeiten, die uns auffallen, werden auch von uns beseitigt. Wenn wir sehen, es ist kein Duschgel mehr da – na ja, dann bringen wir halt beim nächsten Mal etwas mit. Man sieht sich ja fast täglich – oder – wie bei Herrn Fischer, auch schon mehrfach am Tag. Da muss einfach Zeit für ein persönliches Wort sein. Es entsteht ja zwischen dem Patienten und der Pflegefachkraft durchaus eine Bindung. Und wenn es dem Patienten schlechter geht oder er verstirbt, dann verdrückt man nicht selten auch als Pflegekraft eine Träne.“

Viele Jahre arbeitet Stefanie Ostholt in der Pflege. Auch ihre Tochter steigt in den Beruf ein, vor ein paar Jahren noch undenkbar. Auf dem Weg zum nächsten Patienten erzählt sie: „Wir unterstützen jede Form der Selbstständigkeit von unseren Patienten. Wenn jemand beispielsweise von uns die Kompressionsstrümpfe nur zur Hälfte angezogen bekommen möchte, weil er sie noch eigenständig hochziehen kann, so respektieren wir das natürlich. Manchmal sind die Patienten auch in der Lage, sie mit Hilfsmitteln – etwa einem Schuhanzieher – am Abend selbst auszuziehen. Das ist gut – wenn die Sicherheit nicht gefährdet ist. Man muss beispielsweise sehr aufpassen, ob die Patienten dadurch nicht Gefahr laufen, zu stürzen.“

Ist alles nicht so leicht

Zur Frage, warum sich junge Menschen mit dem Berufsbild oft so schwer tun, fällt ihr viel ein. „Na ja, die Arbeitszeiten, der Schichtdienst, aber natürlich auch die körperliche und seelische Belastung – ist alles nicht so leicht. Aber wir haben ein tolles Team und reden über alles, das ist auch wichtig. Vor allem dann, wenn mal wirklich Schlimmes passiert ist.“ Das erzählt mir später im Büro die Auszubildende Jenny. Sie ist fast fertig mit der Ausbildung und von dem Job total überzeugt. „Aber als ich eine Patientin morgens verstorben aufgefunden habe, das war schon heftig.“ Stefanie Ostholt ergänzt: „So etwas ist schlimm. Und manche Aspekte des Berufes sind einfach dauerhaft unangenehm. Dazu zählen beispielsweise auch Gerüche. Das empfindet jeder anders, aber es gehört zu unserer Arbeit als Profi, so etwas den Patienten eben nicht merken zu lassen.“

Vieles ist möglich, aber es gibt Grenzen

Das sieht auch Chef Bernd Glacza so. Auch er ist seit über 20 Jahren in der Pflege. „Wir machen vieles möglich. Aber es gibt Grenzen und wir müssen diese auch erkennen und dann sagen: Es geht Zuhause einfach nicht mehr. Die Sicherheit muss gewährleistet sein – und wenn das Sturzrisiko zu hoch ist oder das Sehvermögen nicht mehr ausreicht, dann kann der Patient eben vielleicht auch nicht mehr durch einen ambulanten Pflegedienst versorgt werden.“
Auch wenn Pflegekräfte fehlen – einen Mangel an Auszubildenden hat Bernd Glacza nicht. „In der Regel haben wir immer zwei Auszubildende und wir haben regelmäßig Bewerbungen. Ich finde aber schon, man muss in den Praktika, die beispielsweise für Schüler angeboten werden, die Pflegeberufe besser vorstellen. Junge Menschen müssen einen realitätsnahen Eindruck bekommen, wenn sie in einem sozialen oder pflegenden Beruf arbeiten möchten.“
Für Azubi Jenny ist der Job am und mit Menschen das Richtige. Und für Stefanie Ostholt ist er es auch. Seit mehr als 27 Jahren.

Die anderen Teile der verlagsweiten Serie finden Sie auf Lokalkompass.de unter den Suchbegriff Pflege 2019.

Ambulante Pflegedienste machen es möglich, dass Menschen länger in ihrem Zuhause bleiben können anstatt ins Heim zu gehen. In unserem neuen Teil der verlagsweiten Pflegeserie auf begleitet die Wap Pflegefachkraft Stefanie Ostholt von der „Häuslichen Kranken- und Seniorenpflege Bernd Glacza“ auf ihrer Tour. Dabei besucht sie auch das Ehepaar Fischer: Er leidet an Parkinson und benötigt achtmal am Tag pünktlich seine Medikamente. Ohne den Pflegedienst als Unterstützung für die Ehefrau nicht leistbar. | Foto: Anja Pielorz
Stefanie Ostholt mit einem Fahrzeug der „Häuslichen Kranken- und Seniorenpflege Bernd Glacza“.  | Foto: Anja Pielorz
Autor:

Nina Sikora aus Essen

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