Klein Bethlehem in Schwelm
Joachim Bramorski baut seit 50 Jahren seine Krippenlandschaft auf und aus

Joachim Bramorski baut seit über 50 Jahren seine Krippe auf.  | Foto:  Ingenlath-Gegic
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Weihnachten ohne eine Krippe? Für Joachim Bramorski unvorstellbar! Seit Jahrzenten baut er in seinem Wohnzimmer jedes Jahr ein Krippenmeisterwerk auf.

Eine große Krippenlandschaft steht bei Joachim im Wohnzimmer. Unendlich viel gibt es da zu entdecken. Er drückt auf die Fernbedienung und sogleich leuchtet es überall. An vielen Stellen setzt Bewegung ein. Dazu spielt stimmungsvolle Weihnachtsmusik. Aus einem Turm erscheint langsam ein Engel, der zur Posaune greift. Eine Windmühle dreht sich hoch oben links auf einem Hügel, eine mit Wasser angetriebene Mühle läuft weiter rechts. Im Glockenturm der Kirche läutet nicht nur ein Glöckchen, unten steht sogar ein Mann und zieht an der Kette. „Die Kirche habe ich gebaut, weil ich einen Trafo unterbringen musste“, erzählt Bramorski, der seit über 50 Jahren mit Fingerfertigkeit und Liebe fürs Detail in der Adventszeit seine Krippenlandschaft aufbaut. Er ist ein Tüftler und er ist gelernter Elektriker. Deshalb kann er die notwendigen Leitungen und Anschlüsse verlegen, für die jeweils richtige Stromspannung sorgen und die passenden Trafos einbauen. Er verändert, baut Beleuchtung ein, sorgt für viel Bewegung und stellt neue Figuren in die große Krippen-Landschaft. „Jahr für Jahr kommt etwas Neues hinzu“, sagt er.

„Mal ist es ein neuer Unterbau, mal ein besserer Motor oder nur ein Zaun. Ich mache einfach das, was mir einfällt.“ Viele Veränderungen hat der Krippenbauer auf Fotos festgehalten. Sie belegen anschaulich, wie die Krippenlandschaft in über 50 Jahren gewachsen ist. Für den Aufbau nimmt er sich im November viel Zeit: Zwei bis drei Wochen und mehr als 30 Stunden braucht er. Am 1. Advent muss alles fertig sein.

Krippenbauer aus Tradition

Der Krippenbau hat Tradition in seiner Familie. Er erinnert sich noch gut an die Krippen in seinem Elternhaus und bei anderen Verwandten. 1942 wurde Bramorski in der damals deutschen Stadt Hindenburg in der preußischen Provinz Schlesien geboren. Ab 1945 gehörte die oberschlesische Großstadt wieder zu Polen und bekam ihren früheren Namen Zabrze zurück. Bramorski war dort 20 Jahre lang als Bergmann unter Tage tätig.

Gleich nachdem er 1968 seine erste eigene Wohnung bezogen hatte, begann er mit dem Bau seiner Krippe. Anfangs baute er nur den Stall, die Krippe und ein paar Figuren auf. Einige Figuren bekam Joachim Bramorski von seinem Onkel geschenkt. Sie sind heute über 80 Jahre alt und stehen noch immer in der Nähe des Jesuskindes. Im Laufe der Jahre kaufte er viele Dinge hinzu. „Wenn ich etwas sehe, was passen könnte, dann nehme ich das mit“, sagt er. Die Säulen des römischen Tempels kaufte er während einer Reise auf Sizilien, manche Figuren fand er auf Weihnachtsmärkten. Tochter Sabine erinnert sich, dass sie als Kind auch mit den Tieren spielen durfte. Als Joachim Bramorski mit seiner Familie 1989 nach Deutschland übersiedelte, zog mehr als die Hälfte der heutigen Krippe schon mit um. Zuerst nach Ennepetal, später nach Gevelsberg. Viele Jahre war er für eine Ennepetaler Firma als Monteur unterwegs. Seit 25 Jahren singt er in der Schwelmer Schola Cantorum und außerdem in einem Chor in Dortmund.

Sieben bewegliche Elemente

An seiner großen Krippenlandschaft ist vieles über die Jahre entstanden. Aus Zufallsfunden oder praktischen Erwägungen. Sieben bewegliche Elemente sind zu entdecken: Die heiligen drei Könige bewegen sich in einem römischen Tempel und können sogar niederknien. Sie laufen auf dem Plattenteller eines ausrangierten Plattenspielers. Die ersten Felsen der großen Landschaft waren früher aus Pappmaché. Heute sind sie kunstvoll aus Stoff gefertigt. Im Hintergrund zeigt ein großes Bild die Stadt Bethlehem bei Nacht. Dieses Bild hat ein Kollege von Joachim Bramorski 1987 extra für die Krippenlandschaft gemalt. Heute leuchten Sterne im Abendhimmel von Bethlehem.

Bis Maria Lichtmess am 2. Februar bleibt die Krippe stehen. So steht sie auch noch, wenn Joachim Bramorski im Januar seinen Geburtstag feiert. Der Abbau geht deutlich schneller als der Aufbau: Nach zwei bis drei Tagen sind alle Figuren, Gebäude und Landschaften sorgfältig in Kartons verpackt und warten im Abstellraum auf die nächste Adventszeit.

Von Lilo Ingenlath-Gegic

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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