Corona-Krise
Händewaschen und Abstandhalten im Schulalltag

 Schulleiter Christoph Uessem zusammen mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung während der Hygienebegehung an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel.  | Foto: UvK/Ennepe-Ruhr-Kreis
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  • Schulleiter Christoph Uessem zusammen mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung während der Hygienebegehung an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel.
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Am vergangenen Donnerstag öffneten auch die Schulen im Ennepe-Ruhr-Kreis wieder ihre Türen. Zunächst nur für Abiturienten und Prüflinge von Haupt-, Real-, und Gesamtschulen sowie den Berufskollegs. Damit die Schulen nicht zu Infektionsherden werden, gilt es strenge Hygieneanforderungen umzusetzen.
Viel Zeit dafür blieb nicht - unter Hochdruck bereiteten sich zunächst die Berufskollegs in Witten, Hattingen und Ennepetal sowie die Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel auf den Schulstart vor. Die Förderschulen werden vorerst noch nicht öffnen. Plexiglas-Trennwände, Hinweisschilder und Flatterband: Was zurzeit im Supermarkt ein gewohntes Bild ist, wird ab jetzt auch zum Alltag vieler Schüler gehören.
"Sie würde ich zum Beispiel direkt ermahnen den Sicherheitsabstand einzuhalten, wenn sie Schüler wären", kann Christoph Uessem, Leiter der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel, noch amüsiert einwerfen, als Mitarbeiter der Kreisverwaltung zur Hygienebegehung kommen. Während des Termins wird seine Miene jedoch schnell wieder ernster. Seit Tagen plant er zusammen mit dem Kollegium und dem Schulpersonal akribisch einen sicheren Schulstart in Zeiten von Corona - eine Mammutaufgabe.
Rund 170 Schüler der zehnten Klassen und 85 Abiturienten erwartet Schulleiter Uessem zum Unterricht. "Wir verteilen die Schüler auf verschiedene Gebäude, nehmen nur die größten Räume und reduzieren die Klassengröße auf maximal 14 Schüler", nennt Uessem einige Eckpunkte. Weitere: Die Kantine bleibt geschlossen, zur Toilette darf nur einzeln gegangen werden und Sitzmöglichkeiten auf den Schulhöfen müssen mit Flatterband abgesperrt werden, um nicht zum Verweilen einzuladen. Kontaktmöglichkeiten in engen Fluren gilt es zu vermeiden. Für Waschbecken mit Seife in jedem Klassenraum und Hygienepläne an den Türen ist bereits gesorgt.
Größer sind die Fragen rund um das Thema Reinigung. Gründlich sauber sollte nicht nur nachmittags nach Schulschluss gemacht werden, sondern sobald ein Wechsel der Schüler in Räumen, Fluren und Toiletten stattfindet. Ein zeitlicher Aufwand, der während des Schulablaufs kaum zu bewerkstelligen ist. Hier müssen noch Lösungen gefunden werden. Wichtig für Uessem ist neben dem Schutz der Schüler auch der seiner Kollegen.
"Ein Drittel des Kollegiums gehört zur Risikogruppe. Gleiches gilt für die Mitarbeiterinnen im Sekretariat, für die ich mir neben Schutzwänden am Liebsten zusätzlich einen Mundschutz wünschen würde", so Uessem. Pia Schäfer von der Schulverwaltung des Kreises verspricht mobile Schutzwände vorbei bringen zu können, wenn die Schreiner die Plexiglasvorrichtungen im Sekretariat nicht fertig haben. Schutzmaterial hingegen ist rar, für das Sekretariat kann sie aber bereits einen kleinen Karton mit Mundschutz, Handschuhen und Desinfektionsmittel dalassen.
Auch die Sekundarschule in Ennepetal rüstete sich für die Wiederaufnahme des Unterrichts. Um die Schüler einerseits optimal auf ihre Abschlussprüfungen vorzubereiten und andererseits vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen, sind sich Schulleitung, Lehrkräfte und die Mitarbeiter der Stadt Ennepetal der besonderen Verantwortung in hohem Maße bewusst. Neben den grundlegenden Hygienemaßnahmen, die seitens der Stadt und der Schule ohnehin konsequent umgesetzt werden, wird von allen Beteiligten mit großem Engagement an kreativen Lösungen gearbeitet. Da zurzeit Desinfektionsspendersäulen nicht lieferbar sind, wurden diese an der Sekundarschule Ennepetal kurzerhand von Techniklehrerin Busse selbst hergestellt. So können sich seit Donnerstag bei Schulbeginn alle 63 Zehntklässler vor dem Betreten der Schule an unterschiedlichen Eingängen angemessen die Hände desinfizieren. Weitere Maßnahmen zur Einhaltung der Abstandsregeln und zur Minimierung der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus sind die Aufteilung der Schüler in kleine Lerngruppen, die Nutzung verschiedener Eingänge und Toiletten, die Unterteilung des Schulhofes in mehrere Bereiche und eine Schutzmaskenpflicht beim Betreten des Schulgeländes. Eines ist allen Beteiligten bei der Wiederaufnahme des Schulbetriebs ganz klar geworden: Nur gemeinsam und teilweise auf unkonventionellen Wegen ist die komplizierte und schwierige Situation zu meistern.
Zur Vorbereitung auf die Abiturprüfungen öffnete auch das Reichenbach-Gymnasium die Türen. Die Teilnahme an den Vorbereitungsstunden ist hier freiwillig und keine Verpflichtung. Grundsätzlich gilt in den Schulen Maskenpflicht bzw. eine Empfehlung, Masken zu tragen. Die Masken sind selbst zu beschaffen. Schüler, die nicht in der Lage sind, sich entsprechende Alltagsmasken zu beschaffen, können alternativ einen Schal bzw. ein Tuch verwenden. Am Reichenbach-Gymnasium werden für diesen Personenkreis Community-Masken aus Stoff vorgehalten. Die regelmäßige Reinigung der Masken obliegt den Schülern bzw. Eltern. Das Reichenbach-Gymnasium hat darüber hinaus aus Sicherheitsgründen die dort aufgestellten Wasserspender deaktiviert, Getränke müssen selbst mitgebracht werden.
Auch am Gymnasium Gevelsberg bereitete man sich in den letzten Tagen auf den Schulbetrieb vor. Die Schüler werden auch hier in kleinen Gruppen je nach Größe der Räume unterrichtet, sodass der Mindestabstand gewahrt wird.
"Der Unterricht findet bei uns nicht nach dem regulären Stundenplan statt, sondern es gibt freiwillige Lernangebote in den vier Abiturfächern", erzählt die stellvertretende Schulleiterin Stefanie Siepmann. "Wir setzen natürlich alle erforderlichen Schutz- und Hygienemaßnahmen um. Unsere Lehrer und Schüler tragen während des Unterrichts zum Beispiel alle einen Mund- und Nasenschutz. Bei der Abstimmung arbeiten wir eng mit dem Schulträger und der VER zusammen." Wie sinnvoll eine Öffnung der Schulen zum jetzigen Zeitpunkt ist, lasse sich erst nach Beginn des Unterrichts einschätzen, genauso wie die Herausforderungen, die jetzt auf die Lehrer und Schüler zukommen. Sicher ist Stefanie Siepmann aber bei einem: "Die jetzt getroffenen Vorbereitungen und Maßnahmen lassen sich nicht einhalten, wenn die gesamte Schülerschaft wieder unterrichtet werden sollte."
Als Leitfaden zu Hygiene und Infektionsschutz an Schulen dienen auch Hinweise aus dem Schulministerium des Landes Nordrhein-Westfalen, die per Mail am Wochenende die Schulen erreicht haben. Die zentrale Regel lautet hier ebenfalls: Abstand halten und häufiges Hände waschen. In den Vorgaben des Landes ist zudem geregelt, wer zum Unterricht kommen darf und wer nicht. Schüler oder Lehrer mit Symptomen dürfen demnach nicht in der Schule erscheinen. Auch Vorerkrankungen bei Schülern und Lehrern spielen eine Rolle und können zum Ausschluss vom Unterricht führen. Während für Schüler der Abschlussklassen an weiterführenden Schulen, Förderschulen und Berufskollegs, die vor Prüfungen stehen, Schulpflicht besteht, ist der Schulbesuch für Abiturienten freiwillig.

 Schulleiter Christoph Uessem zusammen mit Mitarbeitern der Kreisverwaltung während der Hygienebegehung an der Wilhelm-Kraft-Gesamtschule in Sprockhövel.  | Foto: UvK/Ennepe-Ruhr-Kreis
An der Sekundarschule Ennepetal wurde man kreativ und sorgte selbst für Desinfektionsspendersäulen.  | Foto: privat
Autor:

Janina aus dem Siepen aus Hattingen

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