Als Erinnerung an die Opfer des Holocaust
Bürgermeister Stephan Langhard legte am Gedenkstein einen Kranz nieder
Stephan Langhard stellte sich als neuer Bürgermeister von Schwelm „aus tiefster Überzeugung“ in die Schwelmer Tradition, am gesetzlich verankerten Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) sich an die Opfer des Holocaust zu erinnern.
Das Stadtoberhaupt legte im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Schwelm einen Kranz nieder, begleitet von Ingrid Andre, die sich seit Jahren um den Gedenkstein für die früheren Schwelmer Bürger jüdischen Glaubens kümmert, und bei der sich Langhard mit einem Blumenstrauß für ihr Engagement bedankte.
Bürgermeister erreicht Schwelmer schriftlich
Wegen der Corona-Pandemie konnte das Gedenken in diesem Jahr nicht unter Beteiligung der Öffentlichkeit stattfinden. Somit wählte der Bürgermeister das geschriebene Wort, um sich an die Schwelmer zu richten:
"Ich stelle mich als neuer Bürgermeister von Schwelm aus tiefster Überzeugung in diese Schwelmer Gedenk-Tradition, die nicht zu einem leeren Ritual geworden ist, weil man sich nach wie vor mit der Aufgabe beschäftigt, wie man aus der Vergangenheit wirksam lernen und auf diesem Wege Antisemitismus und Rassismus jetzt und in Zukunft den Boden entziehen kann.
Die Ermordung von Menschen während des Nationalsozialismus ist ein Verbrechen von unvorstellbarem Ausmaß. Es wird weder durch die seitdem vergangene Zeit noch durch die – übrigens beschämend wenigen - Verfahren gegen Täter/innen gemildert. Mord bleibt Mord, und vernichtete Leben bleiben ungelebte Leben. Überlebende blieben und bleiben bis zuletzt oft schwer belastet durch die Torturen und Demütigungen, die sie durch Verfolgung und Folter erlitten haben. All das kann nicht geheilt werden.
Auf die Frage, weshalb im Nationalsozialismus so viele Menschen die Vernichtung von Bürger/innen jüdischen Glaubens entweder ignorierten oder gar förderten, gibt es viele Antworten, aber keine erklärt im Kern, warum man Menschen verriet und ins Elend stieß, die gestern noch Freunde, Nachbarn, Arbeitskollegen, Schul- oder Vereinskameraden waren.
Ich gebe zu, dass mich die auch in Deutschland wachsende Zahl von Übergriffen auf Menschen jüdischen Glaubens sehr verstört und dass ich den Anschlag auf die Synagoge in Halle nicht für möglich gehalten hätte.
Wir erleben seit einigen Jahren, dass Menschen aus der Mitte unserer Gesellschaft für ihre Rechte demonstrieren und dabei auch in Kauf nehmen, von extremistischen Gruppierungen vereinnahmt zu werden.
Doch ich bin davon überzeugt, dass unsere Gesellschaft stark genug ist, Antisemitismus und Rassismus wirksam zu begegnen. Zum einen hat sich die jahrzehntelange Aufklärungsarbeit über die Entstehung des Holocaust und seine Folgen nicht erschöpft und sie wird von vielen jungen Menschen intensiv und engagiert fortgesetzt. Zum anderen halte ich unser demokratisches Wertesystem für stark genug, um mit dieser Herausforderung fertig zu werden. Doch das kann jetzt und künftig nur gelingen, wenn wir als Einzelne unsere Demokratie stärken, denn sie ist nur so stark und wehrhaft, wie wir sie machen. Dazu gehört auch, ihrer Verächtlichmachung entgegenzutreten und vielmehr offen dafür einzustehen, dass in unserer Gesellschaft jeder Mensch gleichberechtigt und wertvoll ist.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wir auch in Schwelm weiterhin gemeinsam für diesen wichtigen Wert eintreten würden."
Video der Lokalgeschichte Stolpersteine
Zudem dankte das Stadtoberhaupt der Arbeitsgemeinschaft „Lokalgeschichte Stolpersteine“ des Märkischen Gymnasiums, dass sie zum Gedenktag dieses Video zur Verfügung gestellt hat, mit dem sie vor Antisemitismus und Rassismus warnt.
Autor:Lokalkompass Schwelm aus Schwelm |
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