Kommentar von Lilo Ingenlath-Gegic
Badschließer für alles offen

Ein abendlicher Blick aufs Freibad. | Foto: Christian Fürst

Im Februar 2008 beschlossen CDU, BfS und SWG mehrheitlich mit 27:21 Stimmen die Schließung des beliebten Schwelmer Freibads.

Federführend war ein damals sehr junger Politiker. Er unterstrich gerne seine Verantwortung, nannte die Schließung des Freibades „den einzigen Ausweg“ und betonte, dass die Stadt Schwelm „nicht mehr jede Leistung in Steinwurf-Nähe bieten“ könne.

Lautstarke Bürgerproteste und Bürgerversammlungen beeindruckten die Politiker nicht. Das landschaftlich schönste Freibad im ganzen Ennepe-Ruhr-Kreis wurde dicht gemacht. Unzählige Menschen waren entsetzt darüber, dass ihr Schwelmebad geschlossen wurde. Sie waren nicht gefragt worden.

Ein großes Glück für Schwelm war, dass sich ehrenamtlich tätige Bürger, allen voran Ernst Walter Siepmann, seit 2009 um den Erhalt des Freibads kümmerten. Sie kämpften Jahr für Jahr gegen Widerstände im Rat, wenn es darum ging wenigstens geringe Zuwendungen für den technischen und baulichen Erhalt des Bades zu bekommen.

In der Politik tat sich dagegen lange nichts. Nach dem Motto: „Wenn ich nicht mehr weiter weiß, bilde ich einen Arbeitskreis“, gab es Jahre später den „Arbeitskreis Zukunft der Bäderlandschaft in der Stadt Schwelm“.

Bei Hallenbad (von 1974) und Freibad (zuletzt renoviert 1983) zeigte sich inzwischen immer mehr Sanierungsbedarf.

Es gab Treffen, bei denen Bürger und vor allem Vereine Wünsche äußerten, wie viel Quadratmeter Wasserfläche und wie viele Schwimmerbahnen sie denn wünschten. Politiker, die Jahre vorher das Freibad geschlossen hatten, waren dort eher nicht zu sehen. In der dritten Sitzung des Arbeitskreises, Ende Januar 2019, stellte der Projektmanager des beauftragten Planungsbüros drei mögliche Varianten einer „Bäderlandschaft“ vor. Ausschussmitglieder und interessierte Bürger sahen schöne bunte PowerPoint-Bilder. Zahlen um die 30 Millionen und mehr schwirrten durch den Sitzungssaal. Das Motto schien zu lauten: „Geld spielt keine Rolle“. Die damalige Bürgermeisterin verkündete, man wolle sich bis Ostern 2020 auf eine Variante festlegen. Doch die Politik schwieg wieder.

Bis jetzt. Im Januar sagte der Freibadschließer, man müsse nachdenken, um den Erhalt der Betriebsfähigkeit der beiden alten Bäder sicherzustellen, im März sagte er, dass auch eine Revitalisierung der beiden alten Bäder eine Option sei.

Jetzt stehen die Parteien plötzlich da und wollen für 15 Millionen Euro ein Ganzjahresbad bauen. Das soll da stehen, wo heute das Freibad ist. Das wurde im Stadtrat fast einstimmig verabschiedet. Ob es dort wieder ein Außenschwimmbecken, ein Freibad geben soll, steht im gemeinsamen Antrag nicht. Das sei so selbstverständlich, dass man es gar nicht explizit geschrieben habe, antwortet der Freibadschließer von damals auf Nachfrage im Rat. Und jetzt klingt er plötzlich so entschlossen, als wolle er selbst zum Spaten greifen: „Ich will versuchen, spätestens 2025 das neue Bad fertig zu haben!“, sagt er.

Autor:

Lokalkompass Schwelm aus Schwelm

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